Roy Hargrove mit Justin Robinson. Foto: Susanne van Loon

Sicher zwischen allen Stilen – Zum Tod des Trompeters und Komponisten Roy Hargrove

Krawatte während des ersten Sets, Fliege im zweiten, weißes Hemd, taubenblaues Sacco, dunkle Sonnenbrille, die Trompete nicht in gewöhnlichem Goldmessing, sondern edelstahlpoliert – Roy Hargrove war eine Erscheinung. Und der soulige Hardbop, den er zuletzt mit seinem exquisiten Quartett mit Quincy Philipps (dr), Justin Robinson (sax) und Ameen Saleem (b), pflegte, war ebenso stilsicher wie schräg und ausgefallen. Roy Hargrove wurde von Wynton Marsalis entdeckt, als dieser Mitte der 80er-Jahre Hargroves Highschool in Dallas besuchte. Im Laufe seiner Karriere arbeitete er trotz – oder gerade wegen seines ausgeprägten Personalstils – mit unterschiedlichsten Musikern zusammen: mit Shirley Horn, Kitty Margolis, Erykah Badu (mit der er auch zur Schule gegangen war), Common, D’Angelo oder auch Me’shell Ndegeocello. Sein Plattenlabel Verve ermöglichte Hargrove Aufnahmen mit vielen Größen des Jazz, unter anderem mit Joe Henderson, Stanley Turrentine, Johnny Griffin, Joshua Redman und Branford Marsalis. Im Auftrag des Lincoln Center Jazz Orchestra komponierte er 1993 „The Love Suite: In Mahogany“. Hargrove war der Gründer und Leiter der Formation „The RH Factor“, die – bei ungewöhnlicher Doppelbesetzung vieler Instrumente – Elemente von Jazz, Funk, Hip Hop, Soul und Gospel kombinierte. Roy …

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Keeping a Tradition: Joshua Redman mit neuer CD „Still Dreaming“

Joshua Redmans neue CD „Still Dreaming“ ist alles anderes als eine nostalgische Hommage oder gar Reminiszens an das „Old and New Dreams“ Quartett seines Vaters. In den siebziger Jahren stand diese Formation um den Saxophonisten und Joshuas Vater Dewey Redman gemeinsam mit Trompeter Don Cherry, Charlie Haden am Bass und Drummer Ed Blackwell für eine konsequente Fortführung des modernen Jazz-Geistes, der sich, ganz im Geiste ihres Weggefährten Ornette Coleman, in den frühen sechziger Jahren manifestierte. „Old And New Dreams“ – das waren ungestüme, kollektive Improvisationen die seinerzeit zelebriert wurden, das Ausleben musikalischer Freiheiten, energiegeladen, erdig, immer humorvoll mit musikalischem Schalk im Nacken und im weitesten Sinn bereits ein „Tribute to Ornette Coleman“. Der Einfluss dieses Quartetts hat natürlich seine Spuren bei Joshua Redman hinterlassen. Nun war die Zeit reif, aus seiner Begeisterung für „Old And New Dreams“ etwas Neues zu schaffen: ohne nostalgisches Pathos – höchstens als Verbeugung vor seinem Vater… „Still Dreaming“! Mit Ron Miles hat Joshua Redman einen Trompeter gefunden, der, von Don Cherrys Spielweise beeinflusst, eine eigene Sprache auf seinem Instrument entwickelt hat. Scott Colley studierte in jungen Jahren selbst bei Charlie …

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Jazz im Radio

Die Jazz-Radio-Woche vom 6.11. bis 12.11.2017

Ein subjektiver Blick in die Jazzwoche 45 im Radio. Unter anderem:  Oscar Peterson, Geschichte des SWR NEWJazz Meetings, Joshua Redman & Brad Mehldau, Altsaxofonist Johnny Hodges, Sarah Vaughan, Ethno-Experimente des Kronos Quartetts, Omer Klein Trio beim vierten NUEJAZZ Festival, Joshua Redman Trio, 38. Leverkusener Jazztage, Altsaxophonist Lee Konitz, Pianist Paul Bley, Wie BlasmusikerInnen mit Luftströmen experimentieren, Vincent Eberle Quintett und Andreas Schaerer – Perpetuum Delirium. Alle Angaben ohne Gewähr. Jazz im Radio (Fernsehen) SR2 – JazzNow – Sonntags von 20.04 bis 22.30 Uhr BR-KLASSIK – Jazztime – Von Montag bis Freitag täglich um 23.05 Uhr rbb-kulturradio – Late Night Jazz – Sa und So 23:04 – 24:00 Uhr hr2-kultur – Jazz in hr2-kultur – täglich SWR2 – Jazz – täglich WDR3 – JAZZ & WORLD – Improvisiertes zum Tagesausklang – Montag bis Freitag, 22.04 – 0:00 Uhr Deutschlandfunk – Jazz (Überblick) – Jazz Live, JazzFacts und Milestones Deutschlandfunk Kultur – Jazz – diverse Sendetermine ARTE TV – Jazz 06.11.2017 22:04 bis 00:00 | WDR 3 WDR 3 Jazz & World: Piano in the Foreground – Der Pianist Oscar Peterson 23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK Jazztime: …

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Joshua Redman Quartett – „Still Dreaming“ in Augsburg

Im Rahmen des 25. internationalen Jazzsommers Augsburg gastierte das Joshua Redman Quartet im Musikpavillon des botanischen Garten. An einem herrlich lauen Sommerabend präsentierte das Quartett um den Tenorsaxophonisten Redman gemeinsam mit Ron Miles an der Trompete, dem Bassisten Scott Colley und dem Schlagzeuger Brian Blade ein neues, ganz besonderes Projekt: „Still Dreaming“. Und es war in der Tat mehr nur als ein musikalisches Tribute zur Formation „Old And New Dreams“, dem Jazz Avantgarde-Quartett, mit dem Joshuas Vater Dewey Redman, gemeinsam mit Don Cherry, Charlie Haden und Ed Blackwell in den siebziger- und achtziger Jahren musikalisch für Furore sorgte. Frisch und ohne Allüren zelebrierte Redman mit seiner Gruppe sprichwörtlich „Old And New Dreams“ als Verbeugung vor dem grandiosen Quartett. Nicht nur im Geist lebt das Quartett nun weiter! Text & Fotos: Thomas J. Krebs

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Gelbe Schuhe für Schweden: das Ystad Sweden Jazz Festival

Erfolg der Blue notes in Kurt Wallanders Revier: Beim 8. Ystad Sweden Jazz Festival sorgten Musiker wie Joshua Redman, Edmar Castaneda und Iiro Rantala für großen Erlebniswert – und Nicole Johänntgen präsentierte ein faszinierendes Frauen-Septett. Ein herrlicher Ort für ein Musikfestival: Man kann es nicht anders sagen. Gemütlich ist Ystad, dieser 19000-Einwohner-Ort an der schwedischen Südküste. Eine idyllische Altstadt, ein 750 Jahre altes Kloster, ein poetisch-altmodisches Theater von 1894, historische Innenhöfe wie den mit 500 Jahre altem Backstein-Fachwerk umgebenen Per Helsas Gard – und dann dieses Licht über dem Hafen, dieses gelbliche Schimmern, das bei schönem Wetter die Fassaden so berückend leuchten lässt. Da hält man sich gern auf, jedenfalls mindestens in der ersten Augustwoche, wenn besagte Schauplätze für ein Jazzfestival genutzt werden. Das nennt sich Ystad Sweden Jazz Festival und fand jetzt bereits zum achten Mal statt. Eine – für einen Ort dieser Größe – Riesenzahl von 48 Veranstaltungen an sechs Tagen und die Nutzung einer brandneuen, 1500 Plätze fassenden Handball-Halle fürs mit schwedischen Allstars bestückte Eröffnungskonzert sorgte für einen neuen Besucherrekord: 10 800 verkaufte Karten. Hochstimmung herrschte. Sechs Tage lang. Und auch ohne …

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+++ News +++ Jazz im Hamburger Hafen: Elbjazz-Festival startet heute! +++ Stefan Frank Band ft. Michel Kneule 7.06.2017 in der AalenerJamSession +++ 38. Internationales Jazzfestival Saalfelden 24.-27.08.2017 +++

+++ Jazz im Hamburger Hafen: Elbjazz-Festival startet heute! +++ Nach einjähriger Pause kehrt am Freitag, den 2.06.2017 das Elbjazz-Festival in den Hamburger Hafen zurück. In diesem Jahr werden auf acht Bühnen neben zahlreichen Newcomern auch diverse Stars der Szene spielen, teilte der Veranstalter mit. Zu den diesjährigen Highlights zählen Auftritte des Joshua Redman Trios, des Grammygewinners Gregory Porter und des Saxofonisten Jan Garbarek, der am Freitag die Konzerte in der Elbphilharmonie eröffnen wird. Das erst im Januar eröffnete Konzerthaus feiert seine Elbjazz-Premiere und wird Austragungsort von sechs der rund 50 Konzerte. Wegen des begrenzten Platzangebots konnten jedoch nur 11.000 Ticketkäufer jeweils einen Platz in einem der Konzerte reservieren. Insgesamt sind laut Veranstalter rund 18 500 Einzel- und Kombitickets für beide Veranstaltungstage verkauft worden. 2016  pausierte das Festival, um sich wirtschaftlich und strukturell neu aufzustellen. Der Spielplan ist hier einzusehen: http://www.elbjazz.de/de/elbphilharmonie +++ Stefan Frank Band ft. Michel Kneule 7.06.2017 in der AalenerJamSession +++ Wenn man in Aalen von Blues spricht, ist der Name Michel Kneule eine Hausnummer. Als früherer Sänger von Blue Breeze war er schon oft  zu Gast in der Stadt und als Inhaber des Cafe Swing in Heidenheim organisiert er selbst regelmäßig eine Session, die …

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Brad Mehldau beim Jazzfest Berlin. Foto: Petra Basche

Jazzfest Berlin 2016 (2) – Freejazzflöhe, Verzweiflung und Struktursumpf

Okay, der Beruf der Jazzkritikerin ist nicht ganz einfach. An jeder Ecke wittert man eine Musikerin, die einem die letzte Kritik um die Ohren haut – wenn man Glück hat. Wenn man Pech hat, wird man gar nicht mehr erkannt. Die Sache ist ja doch die: Nach einem Konzert kommen die Menschen mehr oder weniger ungefragt auf einen zu und fragen einen: „Und? Wie fandest Du’s?“ Und dann steht man doof da. Es ist ja eine Fangfrage. Die richtige Antwort ist salomonisch: „Jaaa?!“ Andere treten direkt mit Lob oder Tadel zu einem und sagen das auch deutlich. „Jaaa?!“ „Hmmm.“ Kurzum, es ist nicht einfach, bei so vielen verschiedenen Meinungen und Urteilen gerecht zu sein. Man ist immer ungerecht. Für die Musikerinnen zählt sowieso nur das positive Urteil, bei einer eher negativen Kritik habe man als Kritikerin eben auch nix verstanden oder sei ein Ignorant. Überschwang zählt mehr als Inhalt. Das ist schon traurig häufig. Aber, da muss man durch. Und natürlich kann man auch schiefliegen. Wahrscheinlich tue ich das heute besonders. Der zweite Tag beim Jazzfest Berlin war nämlich ziemlich durchwachsen mies. Die guten Stellen …

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