So war das „3 Tage Jazz“ in Saalfelden

Fast 40 Jahre ist es her, als das heutige Jazzfestival Saalfelden unter dem Namen „3 Tage Jazz“ 1978 seine Tore öffnete. Nun im Jahr 2017 konnte man schon zum zweiten Mal den unkonventionellen Jazztönen auch im Winter lauschen und so präsentierten wir beim „3 Tage Jazz“ von 20.  bis 22. Januar 2017 insgesamt 7 Konzerte. Vier davon im Kunsthaus Nexus in Saalfelden, zwei im Bergbau- und Gotikmuseum Leogang und zum ersten Mal ein kostenloses Konzert auf der Stöcklalm inmitten des Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn. Das Festival wurde gemeinsam vom Tourismusverband Saalfelden und dem Verein Zentrum Zeitgenössischer Musik organisiert. Die Intendanz Mario Steidl und Michaela Mayer sorgten für ein abwechslungsreiches Line Up. Eröffnet wurde das Festival am Freitag traditionell von einem österreichischen Künstler, Ulrich Drechsler, welcher sich für seinen Auftritt Unterstützung  geholt hat. Judith Ferstl und Judith Schwarz sorgten mit ihren musikalischen Künsten für die „weibliche“ Würze. Danach präsentierte die israelische Pianistin Anat Fort mit ihrem Quartett ein sehr leichtfüßiges, aber trotzdem kraftvolles Projekt. Einer ihrer „Special Guests“ war Gianluigi Trovesi, ein wahrer Großmeister des zeitgenössischen Jazz. Am Samstag war mitten im Skicircus reichlich Bluesrock …

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CD-Rezension – Katie Cruel: The Roving Jewel

Seit mittlerweile zehn Jahren währt die musikalische Zusammenarbeit der albanischen Sängerin Fjoralba Turku und dem amerikanischen Gitarristen Geoff Goodman. Beide leben seit geraumer Zeit in München, musizieren gemeinsam und sind im stetigen Dialog. Doch wer ist nun eigentlich „Katie Cruel“? De facto ist es ein traditioneller Folksong, der während des amerikanischen Bürgerkriegs von Schottland nach Amerika kam und von einer Frau handelt, deren soziales Verhalten nicht mit gesellschaftlichen Normen konform geht. Das Duo Turku/Goodman hat sich nun nach ihrem ersten, vor drei Jahren auf Tutu erschienen Debut „At the Middle“, diesen Namen gegeben. Musikalisch ist in der Zwischenzeit viel passiert: das Repertoire wurde erweitert, und instrumental haben sich die beiden mit dem Violinisten Max Grosch zusammen getan, der einigen Stücken mit seinem Instrument eine weitere Klangfarbe verleiht. Was passiert nun auf dem Album „Katie Cruel“? Das ist nicht einfach in einem Satz zu beantworten. Für Goodman sind die Songs eine Art „coming home“, für Turku eine zusätzliche Möglichkeit ihrer wunderbaren Stimme feine Nuancen zu entlocken. „Katie Cruel“ umfasst sowohl Bluesroots wie Robert Johnsons „Come On In My Kitchen“ oder Bessie Smiths „Lady Luck Blues“, als …

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Start des BMW Welt Jazz Award 2017 – „Bass erstaunt“

Mit zwei skandinavischen Gästen startet der BMW Welt Jazz Award 2017 in seine neunte Saison. Chris Minh Doky & New Nordic Jazz werden am 22. Januar im BMW Welt Doppelkegel zeigen, warum im dänischen Jazz Kontrabassisten die wahren Bandleader sind. Der Schwede Lars Danielsson wird am 5. Februar erstmalig mit dem jungen aus Martinique stammenden Pianisten Grégory Privat auf der Bühne stehen. Bis Mitte März folgen vier weitere kostenfreie Matineen. Die Jury des BMW Welt Jazz Award wird nach der letzten Matinee entscheiden, wer sich im Finale Anfang Mai gegenüberstehen wird, während das Publikum die Wahl für seinen ganz eigenen Favoriten hat. Chris Minh Doky, Sohn einer dänischen Pop-Sängerin und eines vietnamesischen Arztes und Gitarristen, wurde als Jugendlicher noch als Pianist am königlich dänischen Konservatorium ausgebildet, wandte sich aber mit 15 Jahren dem Bass zu, ging in die USA und wurde ein integraler Teil der jungen New Yorker Szene der frühen Neunzigerjahre. Ob mit Larry Goldings, Mike Stern oder Randy Brecker oder als Doky Brothers an der Seite seines Bruders, dem Pianisten Niels Lan Doky – sein Spiel verbindet stets die Grooves der amerikanischen Ostküste …

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Zum Tod des Regensburger Saxophonisten Manfred Baierl

Wie wir vor wenigen Tagen erst erfahren haben, verstarb der Regensburger Saxophonist und Lehrer Manfred Baierl am 19. Oktober 2016. 1952 in Nabburg geboren, studierte Baierl an der Fachakademie für Musik in Nürnberg, am Konservatorium in München bei André Légros und besuchte internationale Klassik- und Jazzworkshops unter anderem in Bordeuax bei Jean-Marie Londeix und in Basel bei Iwan Roth. Er war zeitweise Musikschulleiter in Emhof, vor allem aber staatlich geprüfter Musiklehrer unter anderem in Amber, Kehlheim und Regensburg, was zu seinem Lebensmittelpunkt wurde. Dort erfüllte er von 2000 bis 2003 einen Lehrauftrag für Saxophon an der Universität Regensburg, spielte 20 Jahre lang im Duo mit dem Organisten und Pianisten Hans Pritschet, war Mitglied in mehreren Jazz-, Bigband- und Pop-Formationen, wie zum Beispiel „Doktor Sax“ oder „Stringdancer“, und wirkte bei einigen Platteneinspielungen mit. Es folgen persönliche Erinnerungen von Roland HH Biswurm. Ein MB! Ist das viel? Immerhin forderte er: 30 % Luftsauerstoff für die Bepflanzung von Wüstengürteln. Solarkleinkraftwerke für „jede Negerhütte“. Den großtechnischen Abbau von Nordpolareisbergen. Eine Wasserpipeline durch die Sahara. Einen Weltraum Cargolift…   Manfred Baierl (er nannte sich Mani Bee) war weit mehr als …

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Brubeck for Two – Die CD „IN YOUR OWN SWEET WAY“ von Sabine Kühlich und Laia Genc

Von Dietrich Schlegel – Eine der schönsten und originellsten CDs dieses Jahres ist zweifellos „IN YOUR OWN SWEET WAY – A Tribute To The Great Dave Brubeck“, ein Duo der Aachener Sängerin/ Saxophonistin Sabine Kühlich und der Kölner Pianistin Laia Genc (Double Moon Records). Gut Ding will Weile haben – das alte Sprichwort trifft haargenau den Werdegang und Reifeprozess, den dieses Album seit 2009 bis zum Release im Frühjahr durchschritten hat. Über den Verlauf gaben die beiden erfolgreichen und sympathischen Musikerinnen, die sich längst mit Konzerten, Festivalauftritten und CDs in der Jazzszene behaupten, in einem lebhaften Gespräch mit der JazzZeitung ausgiebige Auskunft. Vor bald sechs Jahren hatte Sabine Kühlich auf Anfrage einer Veranstalterin nach einem „Tribute“-Wochenende mehrere Vorschläge unterbreitet. Die Wahl fiel auf Dave Brubeck. Bald wurde daraus die Idee eines Duo-Projekts. „Ich brauchte nicht lange zu überlegen, mit wem ich diese Aufgabe realisieren könnte“, berichtet Sabine, „das war Laia, mit der ich gerade eine weitere Folge unseres jazzpädagogischen Lehrgangs ‚Jazz for Kids‘ gemacht hatte. Auch von anderen gemeinsamen Projekten kannte ich sie gut, und ich war überzeugt, dass ich mich mit ihr an Brubeck …

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Zum neunten Mal – das Kölner Festival „Vive Le Jazz“ lebt

Von Dietrich Schlegel – Welch feine Nuance doch in der französischen Aussprache von Jazz liegt im Vergleich mit der amerikanisch-englischen und international gebräuchlichen Ursprungsversion, weich und sanft, fast zärtlich kommt er daher, der Jazz à la française. Von wegen! Der Jazz, den die junge französische Musikergeneration pflegt, lässt keine Assoziationen zu Douceur oder Chanson d’Amour zu. Hier geht es kraftvoll zu, laut und lärmend, dissonant und anarchisch. Klanggewitter und Geräuschkaskaden aus erfindungsreich manipulierten Instrumenten stürzen den Zuhörern entgegen und über sie hinweg. Die Widerspiegelung gesellschaftlicher Zustände? Echo auf unsere reale laute und lärmerfüllte Welt? Diese umwerfende Energetik und widerborstige Kreativität zeigte sich wie schon in den Vorjahren erneut auch beim Festival „Vive le Jazz“, das von seinem nimmermüden Initiator und Organisator, dem Jazzpublizisten Hans-Jürgen von Osterhausen, tatkräftig unterstützt von seiner Partnerin Marieke Rabe, nun schon zum neunten Mal in Köln realisiert worden ist. 35 Musiker in neun Bands verteilten sich im Oktober und November auf acht Konzerte. Der ursprünglichen Idee eines regelmäßigen französisch-deutschen Jazz-Austauschs folgend bestritten auch diesmal 16 französische und zehn deutsche Musiker das Programm, zumeist in gemischt besetzten Formationen. Zu ihnen gesellten sich …

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NEWS +++ UDJ ehrt Siegmund Ehrmann +++ SWR New Jazz Meeting 2016 +++ Jazz am Weihnachtsmarkt Berlin +++

+++ UDJ-Ehrennadel für Siegmund Ehrmann +++ Die UDJ zeichnet den Bundestagsabgeordneten Siegmund Ehrmann (SPD) im Rahmen des 23. UDJ-Jazzforums in Köln mit der UDJ-Ehrennadel aus. 15 Jahre lang wirkte Siegmund Ehrmann im Deutschen Bundestag zuletzt als Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien. In dieser Funktion hat er wesentlich dazu beigetragen, dass Jazz und Improvisierte Musik eine starke und verlässliche Stimme in Berlin haben. Bereits in seiner Zeit als Kulturdezernent in Moers hat sich Ehrmann für den Jazz in Deutschland eingesetzt und diese Engagement bis heute aufrechterhalten. Felix Falk, stellvertretender Vorsitzender der UDJ, sagt Ehrmann habe viel für die Künstlerinnen und Künstler getan. Er habe „als unermüdlicher Kämpfer für den Jazz improvisierte Musik in Deutschland kulturpolitisch auf eine neue Ebene gehoben“. +++ Afrika beim SWR New Jazz Meeting +++ Seit 1966 bringt das SWR New Jazz Meeting Musiker zusammen, die bisher nicht miteinander gearbeitet haben. In den SWR-Studios entwickeln sie neue Stücke für ihre anschließende gemeinsame Tour. In diesem Jahr geht’s nach Mannheim (25.11.), Tübingen (26.11.) und Karlsruhe (27.11.). Titel der 49. Ausgabe ist „Sound Portraits from contemporary Africa“. „Ich sehe einen besonderen Wert darin, die Musik meiner …

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Music To Feed The Soul – Anne Hartkamp legt zwei neue Alben vor: „Dear Bill“ und „Songs & Dances“

Wer heute Anne Hartkamp hört, im Konzert oder auf CD, ihre Entwicklung zu einer unserer vielseitigsten und profiliertesten, immer authentischen Jazzvokalistinnen seit Jahren verfolgt, kann kaum glauben, dass ihr zu Beginn ihrer Karriere abgeraten wurde, Jazz zu singen. Ihre Stimme sei zu hell. Jazzsängerinnen hatten, in den Achtzigern, schwarz, dunkel, rauchig zu klingen. „Aber ich wollte diese Musik machen, ich habe dafür gebrannt!“ Noch heute schwingen Enttäuschung, aber eben auch Trotz und Entschlossenheit mit, wenn sie über jene Zeit spricht. „Ja, ich habe eben eine helle klare Stimme. Aber Maria João doch auch. Und was sie damit hervorbringt, mit dieser ungeheuren Unbändigkeit oder auch Verspieltheit, wie sie extrem wechselt zwischen ganz schnellen Tempi und diesen gedehnten, gehauchten Tönen, das hat mich tief beeindruckt, und ich habe gedacht: Ah, man darf das also, man kann mit dieser Stimme Jazz singen.“ Der Weg der Anne Hartkamp zum Jazz verlief nicht zügig und geradlinig, nicht typisch wie viele Jazzbiographien. Zu Hause gab es keine väterliche Jazzplattensammlung, in der Schule keinen jazzbegeisterten Musiklehrer. Als es im Gymnasium in Heiligenhaus, ihrem zwischen Düsseldorf und Essen gelegenen Heimatstädtchen, dann doch einmal …

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Werner Küspert – ein Vielsaitiger Musiker. Foto: Irmgard Hofmann

Jazz von heute für Filme von vorgestern – Komponistenporträt „Küspert & Kollegen“

Kleine Kammerensembles neben großen Leinwänden: „Küspert & Kollegen“ greifen die Atmosphäre des klassischen Horror-Stummfilms „Nosferatu“ ebenso auf wie von Slapstick und Melodram. Und richten sich an ein Publikum des Jahres 2016: „Meine Musik soll nicht wie traditionelle Stummfilm-Musik klingen, sondern zeitgenössisch und unvorhersehbar“, sagt der Gitarrist und Komponist Werner Küspert, der sich ganz und gar nicht als Geräuschemacher versteht. Auf Film- und Jazzfestivals ist die Gruppe ein gut eingeführter Name. Darin spielen wechselweise die Saxophonisten Till Martin und Hubert Winter, die Kontrabassisten Rudi Engel und Andreas Kurz. Mit Bastian Jütte und, ab Herbst, Henning Sieverts sind zwei aktuelle Träger des Neuen Deutschen Jazzpreises im Künstler-Pool. Der Leader und Arthouse-Kinogänger trat bis vor einigen Jahren häufig mit kleiner Besetzung zu Kinoklassikern in regionalen Lichtspielhäusern auf. Danach arbeitete er vor allem als Bühnenmusiker, wobei sich etliches kreatives Potenzial anstaute. „Fürs Theater zu spielen war Handwerk“, sagt der Wahlwürzburger, „da ist keine Individualität gefragt.“ Im vergangenen Sommer hatte er dann lange genug Zurückhaltung geübt: „Es muss etwas passieren, ich wollte wieder etwas Eigenes.“ 20 bis 25 Filmmusiken hat er inzwischen im Repertoire. Mindestens 30 Mal sieht sich Werner …

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Vadim Neselovsky (p) und Arkady Shilkloper (Horn). Foto: Hans Kumpf

Harmonie zwischen einem Russen und einem Ukrainer

Ende Juni nahm der Hornist Arkady Shilkloper (geboren 1956 in Moskau) mit dem Pianisten Vadim Neselovskyi (geboren 1977 in Odessa) in Ludwigsburg die erste gemeinsame CD auf. Das Eigenlabel der dortigen Bauer Studios wird die mit „Krai“ (Land) betitelte Scheibe Anfang Oktober auf den Markt bringen. Hans Kumpf sprach am 25. Juni mit den aus Russland und der Ukraine stammenden Musikern. Hans Kumpf: Arkady, 1980 habe ich Dich erstmals gehört, als Du im Orchestergraben vom Moskauer Bolschoi-Theater in der Oper „Boris Godunow” von Modest Mussorgski mit Deinem Waldhorn gespielt hast. Gesehen und gesprochen habe ich Dich dann Mitte der 80er Jahre bei der Jazz Jamboree in Warschau. Mittlerweile trafen wir uns bei vielen Festivals – und Du bist sogar nach Deutschland umgezogen. Wann? Arkady Shilkloper: 2003. Zunächst war ich in Wuppertal, seit November 2011 wohne ich in Berlin. Hans Kumpf: Wie oft bist Du noch in Russland? Arkady Shilkloper: Sehr oft! In den letzten beiden Jahren habe ich mehr Konzerte in Russland gehabt. Nicht nur In Moskau, sondern auch in Jekaterinburg, Irkutsk, Ufa, Omsk Nicht nur Jazz, sondern auch mit Kammerorchester. Aber ich hoffe mit …

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