Magnetische Sternstunde der Musik: Das Lorenz Kellhuber New Trio im Stadttheater Regensburg

Regensburg. Verpufft, beiseite geschoben, weggewischt. Jeglicher Vorbehalt, ob ein reines Instrumentalkonzert bei den Zuhörern auch ankommt, war schlussendlich atomisiert. Anfänglich sorgte sich Pianist Lorenz Kellhuber im Theater Regensburg noch, dass Besucher sein Konzert mit dem New Trio vorzeitig verlassen könnten. Am Ende konnte die euphorisierte Menge kaum noch mit Zugaben beruhigt werden. Nach einer über dreiviertelstündigen Improvisation hatten die drei Musiker ihre Zuhörer derart in einem magisch-magnetischen Klangkosmos gefangen, dass sie wie Süchtige nach immer mehr verlangten. Einige wenige waren tatsächlich nach der Pause nicht mehr ins Theater zurückgekehrt, ihre Plätze blieben verwaist. Vielleicht hatten sie sich etwas mehr Groove, normaleren (Mainstream-)Jazz oder songartige Strukturen erwartet. Wer allerdings die Entwicklung des mit 28 Jahren noch jungen Berliner Pianisten mit oberpfälzischen Wurzeln ein wenig verfolgt hat, konnte darauf ernsthaft kaum gesetzt haben. Kellhuber hat sowohl als Solist, Bandleader, wie als Begleiter oder Partner über Genregrenzen hinweg der Improvisation immer einen breiten Raum eingeräumt oder gar ganz frei gespielt. Dennoch war es vom Jazzclub, als engagierter Veranstalter, eine mutige Entscheidung das neue Trio um Kellhuber in der Reihe „Jazz im Theater“ zu präsentieren. Anders als im intimeren …

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5. Klavier Festival in Ottobrunn mit Bobo Stenson, Ketil Bjørnstad & Martial Solal am 13. & 14. Dezember

Im Dezember finden in Ottobrunn seit nunmehr 5 Jahren Piano Abende der besonderen Art statt. Im Rahmen des Jubiläums „10 Jahre Ottobrunner Konzerte“ wird das diesjährige Klavier Festival im Wolf-Ferrari-Haus am Donnerstag, den 13. Dezember von zwei ganz besonderen ECM-Pianisten eröffnet: dem Schweden Bobo Stenson, der u.a. in Formationen mit Jan Garbarek und Charles Lloyd Maßstäbe gesetzt hat, sowie Ketil Bjørnstad, der nicht nur als außerordentlicher Jazzpianist, sondern auch als erfolgreicher Autor lyrischer Werke und Essays weit über die Grenzen seiner Heimat  Norwegen bekannt geworden ist. Am 14. Dezember folgt dann ein absolutes Piano-Highlight: Kein Geringerer als der 1927 in Algier geborene Martial Solal, Grandseigneur des französischen Jazz-Pianos, wird den zweiten Abend des Festivals bestreiten! Wie kein Zweiter beeinflusste er in der Tradition von Bud Powell, Lennie Tristano oder auch zeitgenössischer Musik die französische wie internationale Jazzszene. Bis heute gilt er als einer der ganz Großen, der mit seinem Spiel den Jazz maßgeblich geprägt und bereits zu Lebzeiten Geschichte geschrieben hat. Gleichzeitig hat Solal immer gelehrt und sein Wissen weiter gegeben. So geschehen vor ca. 30 Jahren an einen seiner Schüler, den Pianisten Cornelius Claudio …

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Nordlichter in Südtirol – ein Festival für Entdecker

Grob gesagt gibt es zwei Typen von Jazzhörern: Die einen wollen das hören, was sie schon immer gehört haben. Im Extremfall reisen sie ihren Idolen von Konzert zu Konzert, von Stadt zu Stadt nach. Besonders beliebt sind Klavier-Ikonen wie Keith Jarrett, Brad Mehldau, Herbie Hancock oder Jamie Cullum. Aber auch Saxophonisten wie Charles Lloyd oder Gitarristen wie Pat Metheny haben großes Verehrungspotenzial. Die Fans dieser Künstler leben in der Musikwelt ihrer Hausgötter und legen Wert auf den rituellen Vollzug ihrer Jazz-Andachten. Der zweite Typus des Jazzhörers will immer Neues. „Kinder, schafft Neues“ fordern sie von den Musikern und suchen es live, online oder auf Tonträger. Neue Gesichter entdecken sie dabei regelmäßig beim Jazzfestival Südtirol Alto Adige. So auch wieder dieses Jahr: Das schwedische Rotkehlchen Anni Elif Egecioglu gastierte in Meran mit ihrem Jazz-Dance-symphonischen Trio  „Elifantree“ im Rahmen eines Kurkonzerts, mit ihrem experimentellen Quartett „Edith“ in Oberbozen und (noch ein paar hundert Meter höher über dem Meeresspiegel auf der Berghütte Lavarella in St. Vigil in Enneberg) im Trio mit Schlagzeugerin Amanda Blomqvist und Trompeter Verneri Phjola – beide aus Finnland. Elif Egecioglu war eine der skandinavischen …

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Jazz im Radio

Die Jazz-Radiowoche vom 12.03. bis 18.03.2018

Ein subjektiver Blick in die Jazzwoche 11 im Radio. Unter anderem mit: 70. Geburtstag von James Taylor, Wild Life beim WDR 3 Jazzfest in Gütersloh, Saxofonist Ben Webster, Highlights von der 49. Internationalen Jazzwoche Burghausen, Internationales Jazzfestival Saalfelden 2017, Jakob Bro Trio, Konzerte des Orchesters Kurt Edelhagen, 85. Geburtstag von Quincy Jones, Charles Lloyd zum 80. Geburtstag, Black Britain – Neues von der afro-britischen Szene, Niels Klein und sein Ensemble LOOM, Kölner Geigerin Zuzana Leharová, 40. Geburtstag des Münchner Jazzclubs Unterfahrt, Label MPS, Kölner Cellistin Elisabeth Coudoux, Akinmusire Sextet: „The Mattie Mae Thomas Project“, Sound des George Shearing und das Julia Kadel Trio. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr. Jazz im Radio (Fernsehen) SR2 – JazzNow – Sonntags von 20.04 bis 22.30 Uhr BR-KLASSIK – Jazztime – Von Montag bis Freitag täglich um 23.05 Uhr rbb-kulturradio – Late Night Jazz – Sa und So 23:04 – 24:00 Uhr hr2-kultur – Jazz in hr2-kultur – täglich SWR2 – Jazz – täglich WDR3 – JAZZ & WORLD – Improvisiertes zum Tagesausklang – Montag bis Freitag, 22.04 – 0:00 Uhr Deutschlandfunk – Jazz (Überblick) …

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Wenn Siri Keith Jarrett versteht. Screenshot
Wenn Siri Keith Jarrett versteht. Screenshot

Wer ist eigentlich dieser Kies Jerry@?

Die Veröffentlichung der Aufnahmen des Labels ECM bei zahlreichen Streamingdiensten hat für einiges Aufsehen und -hören gesorgt. Aber natürlich gibt es auch eine Welt jenseits von ECM. Vor allem bei Kies Jerry@ – wie mein „guter“ Freund „Siri“ immer sagt. Es folgt also eine kleine Playlist mit den vermutlich nicht so bekannten Aufnahmen von Keith Jarrett in seinen frühen Jahren, bevor die großen Plattenlabels und ECM auf ihn aufmerksam wurden. Als Sideman, in seiner ersten Trioformation oder ganz solo mit geordertem Streichquartett. Lange waren diese Aufnahmen nicht so einfach zugänglich. Ich hatte sie das erste Mal als Schüler noch gehört, als Peter Rüedi für den NDR die dreizehnteilige Jarrett-Reihe Anfang der 80er Jahre produzierte mit dem wunderschönen Titel „Die Geometrie der Inspiration“. Die Sachen hatten mich damals sehr interessiert und ich suchte nach Aufnahmen wie „Restoration Ruin“, die ich zu kurios fand, als dass sie einfach verschwinden konnten. Es hat dann bis in die 2000-Jahre gedauert, bis die Platte auf CD auf einer kuriosen Doppel-CD zusammen mit einer Aufnahme des Art Ensemble Of Chicago auch für mich verfügbar war. Ich schätze Originale Vinyls werden eingermaßen …

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Arne Reimers Jazz Heroen

Ein Jahr nach dem Erscheinen seines ersten Bandes „American Jazz Heroes“ legt Fotograf Arne Reimer nach. Am 10. Mai erscheint das noch opulenter geratene „American Jazz Heroes Volume 2“. Der Bildband  führt jedoch nicht einfach das Erfolgsrezept fort, verdiente, aber etwas in Vergessenheit geratene Pioniere des US-Jazz zu würdigen: Dieses Mal werden auch große Stars wie Sonny Rollins, Ornette Coleman, Roy Ayers, Billy Cobham oder auch Archie Shepp und Steve Swallow mit Carla Bley in Wort und Bild porträtiert. Viele davon konnte Autor und Fotograf Arne Reimer exklusiv zu Hause besuchen. Seit gestern nachmittag ist es offiziell: der Autor und Fotograf Arne Reimer wird für seine beiden Bücher AMERICAN JAZZ HEROES und AMERICAN  JAZZ HEROES VOLUME 2 dieses Jahr mit dem Sonderpreis des ECHO JAZZ ausgezeichnet (Verleihung am 1. Juni).  Arne Reimer konnte seine Gesprächspartner bei seinen Besuchen wieder dazu bringen, tief in der Schatzkiste ihrer Erinnerungen zu graben. Fernab jeder geschäftlich motivierten Promotion-Routine öffnen sie sich  – und so kommt Spannendes und oftmals schier Unglaubliches aus acht Jahrzehnten Jazzgeschichte ans Tageslicht.  So erinnert sich der 94-jährige Jon Hendricks, der mit wehmütig in die Ferne …

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Jazzfest Berlin 2015 – Tigran Hamasyan Trio, Charles Lloyd

Nach dem spröd-abstrakten Konzert am Freitag, folgte irgendwie genau das gleiche Konzert, nur ganz anders: Tief gesättigt bis hinter die Ohrläppchen. Das Tigran Hamasyan Trio und Charles Lloyd mit seinem „Wild Man Dance Project“ enterten die Bühne des Hauses der Berliner Festspiele. Das Auditorium war restlos gefüllt, der Samstag ist so etwas wie der Königstag des Jazzfests Berlin. Und es ist wohl mehr als eine bloße Vermutung, dass dabei vor allem der Name Charles Lloyd gezogen hat. Doch der Reihe nach. Metrischer Trash: Tigran Hamasyan Trio Scheiterte gestern noch Miguel Zenón mit seinem Rhythmuskonzept, so legte Tigran Hamasyan mit seinem Klaviertrio nach und konnte zeigen, wie es gehen könnte. Tigran Hamasyan hat dafür genügend Musikmaterial aus seiner armenischen Heimat mitgebracht. Er spielt es zu Beginn seiner Stücke regelmäßig sublim, feinfingrig, gegebenenfalls una corda. Man ist ganz lauschig. Danach knallt es sofort – whoooooom. Sam Minaie am E-Bass stellt sofort den Raum unter Strom, der Schlagzeuger Arthur Hnatek (zu Beginn süßlich noch mit den Händen auf den Toms) greift das rhythmische Bett der vermutlich armenischen Stücke auf. Währenddessen bewegt sich Hamasyan in die Bassregionen seines Flügels …

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