Unermüdlich und unentbehrlich: Ali Haurand wird 70

Die Jazzwelt gratuliert heute dem Kontrabassisten, Bandleader und Festivalmacher Ali Haurand zum 70. Geburtstag. Über viele Jahrzehnte ist der Viersener zu einer festen Größe in der Musikwelt geworden – und sein sensibles Bassspiel war schon an der Seite so vieler Weggefährten zu hören, egal ob Philly Joe Jones, Tony Oxley, Daniel Humar, Joachim Kühn oder Gerd Dudek. Vor allem letzter ist ein langjähriger, ewiger Partner für den Viersener Bassisten – und beide sind auch schon bald wieder live zu erleben – nämlich am 6. Dezember im Kölner Freiraum. Traurig stimmt Ali Haurand, dass einige seiner Freunde und Weggefährten, etwa Charlie Mariano diese Welt schon verlassen haben – vor allem überschattet der plötzliche Tod von Paul Kuhn, mit dem gerade noch Auftritte geplant waren, die Freude über den runden Geburtstag. Umso mehr muss an dieser Stelle auf die glanzvollen Verdienste, die prägende Kraft und vor allem auf die künstlerische Verantwortung für das große Ganze im Leben und Wirken des Ali Haurand zurück geblickt werden. Haurand hatte an der Essener Folkwanghochschule und später an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz studiert. Seit den 70ern ist sein …

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Jazzclub des Monats November: Der Jazzclub Regensburg

Der Jazzclub Regensburg wurde vom Staatsminister für Kultur und Medien mit dem Spielstättenprogrammpreis 2013 ausgezeichnet. Aus 320 Einsendungen wählte eine Fachjury 55 Preisträger in drei Kategorien aus. Damit zählt der Jazzclub Regensburg zu insgesamt noch 12 ausgezeichneten Clubs aus Bayern. Unsere Mitarbeiterin Caro Kirsch hat sich den Club näher angeschaut. Mitten in der Innenstadt der 130.000-Einwohner-„Metropole“ Regensburg und doch versteckt in einer kleinen Seitengasse gibt nur ein kleines Schild einen Hinweis auf den Sitz des Jazzclubs Regensburg in der Bertoldstraße. Seit 1988 hat der gemeinnützige Verein hier ein kleines Büro gemietet, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Saal des Leeren Beutels, in dem die Livekonzerte stattfinden, die der Jazzclub das ganze Jahr über organisiert. Schon in den 1970ern gab es erste Bestrebungen, den Jazz in die Stadt an der Donau zu bringen. Der Pianist und Jazzpionier Richard Wiedamann rief in privater Initiative den Jazzkeller Rabozil ins Leben, der aber 1980 einem Hochwasser zum Opfer fiel. Der nächste Versuch durch das Ehepaar Winnie und Traudl Freisleben, Livekonzerte in der Kulturkneipe Einhorn zu initiieren, war nachhaltiger von Erfolg gekrönt. Aus diesen Vorläufern entstand 1987 der Jazzclub Regensburg e.V. Heute …

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Helge Schneider und der Jazz

Ein Ausschnitt aus einem Interview von Ulrich Habersetzer in der aktuellen Printausgabe der JazzZeitung 5-13 – „Helge Schneider ist ein Gesamtkunstwerk: Musikclown, Komiker, Schauspieler, Filmemacher, aber auch großartiger Jazzmusiker und genialer Improvisator. Auf fast allen seiner CDs finden sich zwischen den Helge-Schneider-Spaßliedern auch Jazzstandards. In seiner Live-Band spielen Jazzgrößen wie Schlagzeuger Pete York oder Tenorsaxophonist Scott Hamilton. Auch in seinem aktuellen Film, der Krimikomödie „Im Wendekreis der Eidechse“, hört man Jazzklänge. Ulrich Habersetzer hat mit Helge Schneider über seine jazzige Seite gesprochen. JazzZeitung: Wann und wie wurden Sie Jazzfan? Helge Schneider: Ich bekam, als ich 12 Jahre alt war, von meiner Oma ein kleines, rotes Radio mit Batterie geschenkt. Damals habe ich mit meinem Vater zusammen in einem Zimmer geschlafen, so Fuß-an-Fußende. War ein schmales Zimmer und wir waren sechs Leute in einer kleinen Wohnung. Dann habe ich unter der Bettdecke, wenn er schlief, heimlich Radio gehört, das ist wirklich wahr! Über Mittelwelle bekam man einen englischen Sender oder auch einen Ami-Sender rein. Jazz und Blues, Louis Armstrong, aber auch Jimi Hendrix, Roland Kirk und Memphis Underground mit Herbie Mann. Die Querflöte habe ich also …

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„Women in Jazz“ Halle 2014

Das 9. Festival „Women in Jazz“ findet vom 1. bis 9. Februar 2014 in Halle (Saale) statt. Wichtige Innovationen im Jazz kamen in den vergangenen Jahren von außerhalb, von der eher Jazzabgewandten Seite der Welt. Das 9. Festival wird diesem Aspekt seine besondere Aufmerksamkeit widmen und zum Grenzgänger werden. Die ausgewählten Projekte sprechen die vielfarbige Sprache des Jazz, suchen aber auch abseits der Alltäglichkeit des Jazz nach neuen spannenden Herausforderungen. Im Mittelpunkt steht das Projekt „Jazz aus der eurasischen Mitte“ mit acht Künstler(inne)n aus unterschiedlichen Kulturkreisen, die im Jazz bisher kaum mit einander in einen künstlerischen Austausch getreten sind. Der Jazz aus Europa sucht das gleichberechtigte künstlerische Miteinander mit unseren direkten Nachbarn im vorderasiatischen Raum und im Nahen Osten. Den Versuch einer Vervollständigung dieser Idee unternimmt das Festival mit jazzorientierten Künstlerinnen unmittelbar aus dem Nahen Osten – Achinoam Nini, genannt Noa, ist in Tel Aviv geboren, in der New Yorker Bronx jüdisch-orthodox erzogen, als 17-jährige nach Israel zurück gekehrt, hat sie sich zu einer der bekanntesten Sängerinnen in der Welt entwickelt. Die Posaunistin Reut Regev wuchs in Israel auf. Sie zog es nach New York. Hier integrierte …

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Hessischer Jazzpreis 2013 für Vitold Rek

Der Frankfurter Kontrabassist Vitold Rek erhält Hessischen Jazzpreis 2013. Das hat Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann Ende Oktober in Wiesbaden mitgeteilt. „Der aus Polen stammende Jazzmusiker und Komponist Vitold Rek gehört seit mehr als zwei Jahrzehnten zu den wichtigsten Protagonisten der Jazz-Szene in Frankfurt und genießt dabei auch international einen ausgezeichneten Ruf“, sagte sie zur Begründung der Auszeichnung. Rek sei als musikalischer Partner von vielen namhaften Musikerkollegen wie Charlie Mariano, Albert Mangelsdorff, Tomasz Stanko, John Tchicai, Karl Berger, Christof Lauer, Ralf Hübner, Heinz Sauer, Günter ‚Baby‘ Sommer, Bob Degen, dem HR-Jazzensemble und nicht zuletzt auch dem Saxophonisten Emil Mangelsdorff hoch geschätzt, dessen Quartett er seit vielen Jahren angehört. In seinen eigenen Besetzungen zwischen Solo und Quartett und insbesondere in seiner Band „East West Wind“ scheinen folkloristische Einflüsse aus seiner polnischen Heimat genauso durch wie die Beschäftigung mit Klezmer und der Musik anderer osteuropäischer Kulturen. Darüber hinaus arbeitet er regelmäßig mit deutschsprachigen Autoren in Projekten zusammen, die das gesprochene Wort mit seiner Solostimme verbinden. Reks Musizierstil wurde von der Fachpresse als „tongewaltig und gleichzeitig elegant und kammermusikalisch“ beschrieben. Plattenveröffentlichungen unter anderem mit Emil Mangelsdorff und Tomasz Stanko erhielten …

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Nils Wogram erhält Albert Mangelsdorff-Preis 2013

Bisher wurde der Albert-Mangelsdorff-Preis (Deutscher Jazzpreis) der Union Deutscher Jazzmusiker (UDJ) für das Lebenswerk verliehen. Die personell völlig neu aufgestellte UDJ hat sich in diesem Jahr für eine Öffnung der Auswahlkriterien des Preises entschieden. Somit konnte die Jury den Posaunisten und Komponisten Nils Wogram gestern im Rahmen des Jazzfests Berlin als bis dato jüngsten Preisträger ehren. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung wird von der GEMA-Stiftung, dem Förderungs- und Hilfsfonds des Deutschen Komponistenverbandes und der GVL gestiftet. Überreicht wurde der Preis erstmalig in Form einer Trophäe des Berliner Metallbaukünstlers Wolfgang Seidel von Julia Hülsmann, Vorsitzende der Union Deutscher Jazzmusiker. Die Laudatio hielt der Publizist Hans-Jürgen Linke, der die Arbeit des Preisträgers seit Jahren verfolgt:  „Nils Wogram steht mit beiden Beinen in der Jazzgeschichte, aber wie alle Posaunisten hat er seine Beine nicht nur zum Stehen und Geerdetsein. Er bewegt sich, und Jazzgeschichte ist für ihn immer eine Herausforderung zur Aneignung, die durchaus kompliziert ausfallen kann. In Root70 hat er gemeinsam mit Hayden Chisholm mikrotonale Spielweisen entwickelt, mit denen er sein eigenes Verständnis von Jazz auflädt. Vor einigen Jahren gab es zum Beispiel ein Album, das …

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Jazzfest Berlin 2013: Riccardo Del Fra @ A-Trane: Foto: Susanne van Loon

Keine Spur vom Silbersee

Jazzfest Berlin, da denkt man an das Haus der Berliner Festspiele mit seiner großen Bühne, an diverse nüchterne Säle der Hochschule der Künste oder  dieses Jahr der Akademie der Künste. Das i-Tüpfelchen jeder Jazzfest-Ausgabe sind aber seit eh und je Clubkonzerte im übervollen A-Trane oder Quasimodo. Im Gegensatz zu den Middle-Agern und Baby-Boomern mit den Gleitsichtbrillen, die Kollege Hufner im Festspielhaus antraf („Im Silbermeer des Mittelalters“), sind im A-Trane die Jungen und die Schönen zu Gast. Zum einen, weil der Eintritt günstiger ist, aber auch, weil dort die Musik noch jung ist. Das traf auch auf das Chet-Baker-Programm von Bassist Riccardo Del Fra zu, denn er bot nicht die oft gehörte Imitation, sondern modernen Jazz mit jungen Musikern wie der Trompeterin  Airelle Besson, die dem Meister der lyrischen Trompete mit einer kraftvollen Bebop-Trompete und einer ganz eigenen Spielart  huldigte, die auf billige Reminiszenzen verzichtete. Wenn jemand die Lizenz zur Baker-Hommage besitzt, dann das ist der Bassist und Bandleader Riccardo Del Fra. Denn er weiß, was er tut: In jungen Jahren war er nicht nur gefragter Sideman bei Blechbläsern wie Bob Brockmeyer, Dizzzy Gillespie und Art …

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Der BMW Welt Jazz Award 2014 – „Sense of Humour“

Der BMW Welt Jazz Award geht in seine sechste Saison: In insgesamt sechs kostenfreien Sonntagsmatineen von Januar bis März 2014 präsentieren sich international hochkarätige Ensembles im Doppelkegel der BMW Welt unter dem Motto „Sense of Humour“. Die Musiker stammen aus den USA, Norwegen, den Niederlanden, der Schweiz, Österreich und Deutschland. Das große Finale um den mit 15.000 Euro dotierten Award findet am 3. Mai 2014 im Auditorium der BMW Welt statt. Hartnäckig hält sich das Vorurteil, dass Jazz verkopft, elitär und todernst sein muss. Jedoch spätestens seit der Jazz die Lust am genreübergreifenden Stilmix entdeckt hat, gibt es auch hier wieder Künstler, die die humoristische Seite der Musik betonen – ganz im Sinne von Horace Silvers letztem Album „Jazz has a Sense of Humor“ aus dem Jahr 1999, das für das diesjährige Motto des BMW Welt Jazz Award Pate stand. Maximilian Schöberl, Leiter BMW Group Konzernkommunikation und Politik: „Aufgrund seiner globalen Ausrichtung, dem Renommee der Ensembles, dem Know-how der Jury und der Begeisterung des Publikums wird der Award inzwischen weit über die Landesgrenzen hinaus geschätzt. Ich wünsche allen Besuchern auch 2014 wieder ganz besondere Erlebnisse.“ …

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XXL Jazz für eisige Wintertage in Burghausen

Frei nach dem Motto „Mit Pauken und Trompeten in’s neue Jazzjahr“ leiten die Winterkurse der Internationalen Jazz Akademie Burghausen das akademische Jahr 2014 bereits im Dezember ein. Vom 16.-19.12.2013 entleiht die Hochschule für Musik und Theater in München fünf ihrer exzellenten Jazz-Dozenten nach Burghausen: das Ausnahmetalent Axel Kühn am Saxophon, der Groove-Meister am Klavier und der Orgel Andreas Kissenbeck, der charakteristische Trompeter Claus Reichstaller, der Schlagzeuger „Mr Cool“ Michael Keul und der Allrounder-Bassist Henning Sieverts. Als Special Guest und besonderes Schmankerl komplettiert der US-amerikanische Jazztrompeter und -komponist Tim Hagans das erstklassige Team. Der mehrfach ausgezeichnete Musiker mit „lots of emotional breadth“ (Jim Macnie, Village Voice) spielte unter anderem mit Dexter Gordon, Randy Brecker, Peter Erskine und Dave Liebman, war Mitglied des Stan Kenton Orchestraund leitete die schwedische Norrbotten Big Band über 15 Jahre. Unter dieser hochprofessionellen Anleitung wird in gezielten Workshops Arrangement, Stilistik, Zusammenspiel, stilgerechtes Improvisieren, Dynamik und Programmgestaltung behandelt und an der individuellen Jazzsprache eines jeden Einzelnen gefeilt, um das musikalisch-künstlerische Profil der Jungstars zu schärfen. Für die Dauer der Winterakademie findet allabendlich im berühmten Jazzkeller des Burghauser Mautnerschloss‘, eine Jamsession für alle Beteiligten …

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Neues aus Moers

In Moers wird gebaut. Die Umbauten in der neue Festivalhalle haben begonnen. Aktuell wird noch nicht um- sondern nur zurückgebaut was langjährige Nutzung als Theater und Tennishalle übrig gelassen haben. Zum Umzug des Moers Festivals 2014 vom gewohnten Zelt in eine feste Halle haben wohl verschiedene Gründe geführt. Über die Jahre hatten sich die Kosten für die Bewachung des Geländes so stark erhöht, dass sogar Kürzungen bezüglich des Programms nötig waren um das stemmen zu können. Der jährliche Zuschuss durch die Stadt für das nächste Jahr wurde um 50% gekürzt, was Einsparungen beim Festivalprogramm erforderlich macht. Ob es dafür keinen anderen Posten gäbe sei dahingestellt. Ein weiterer Punkt ist die Akustik. Die kann natürlich in einem festen Bau mit geringerem Aufwand besser kontrolliert werden. Leisere Programmpunkte, die in einem Zelt keinen Sinn machen, sind jetzt im Bereich des Möglichen. Dass durch den Umzug weniger Gäste am Festival teilnehmen können und das bisherige Flair des Moers Festivals verloren gehen könnte ist klar. Reiner Michalke, der künstlerische Leiter des Festivals nennt das übrigens eine „schon fast historische Chance, das Festival neu erfinden zu können.“ Für den Umbau …

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