Von Michael Scheiner – Im März – Maaliskuu, die dritte Nummer auf dem Duo-Album von Posaunist Conny Bauer und Kalle Kalima an der Gitarre – beginnen die beiden Instrumentalisten vergnügt, selbstvergessen zu tänzeln. Geradezu versöhnlich legen sie sich nebeneinander ins frische noch kühle Gras und genießen die wärmenden Strahlen, während ihr Spiel lyrisch sanft ausklingt.
Facettenreiche 13 Monate
„13 Kuukautta“, auf deutsch 13 Monate, haben die Musiker ihr erstes gemeinsames Albumprojekt benannt. Dem kürzeren Kalender wurde einfach ein zusätzlicher Eismonat, „Jääkuu“, hinzugefügt. Damit wandelt das Duo weniger auf dem Spuren des chinesischen Autors Liu Cixin, der dem blauen Himmel in seinem SF-Roman „Drei Sonnen“ gleich zwei weitere Himmelskörper angedichtet hat. Vielmehr klirrt es nach anfänglichem Abtasten spitz und knarzend im zwischen dem Weihnachtsmonat Joulukuu und Januar, Tammikuu, liegenden Kältekeller.
Vom Titel her klingt das physisch als Cd und als Download erhältliche Album wie ein Stück Programmmusik, angelehnt an die finnischen Wortbedeutungen der Monate, die teilweise jahreszeitliche Themen setzen. Von diesen Feinheiten abgesehen, bietet es fesselnde Musik, ein intergenerationelles Aufeinandertreffen zweier starker Musikpersönlichkeiten verschiedener Herkunft und Hintergründe. Ist Conny Bauer ein Kriegskind, aufgewachsen im damals abgegrenzten Teil Deutschlands, der DDR, gehört er zur Generation frei improvisierender Musiker, die eine spezielle Form des Freejazz entwickelt haben.
Wärmend melancholisch
Im Duo mit dem eine Generation jüngeren Gitarristen, der in Helsinki und seiner Wahlheimat Berlin studiert hat, klingen seine mal wärmend-melancholischen, mal harschen melodischen Ideen wie anregende Wolkengebilde, denen man endlos nachschauen kann. Die beiden reagieren manchmal direkt aufeinander, wie im kratzbürstig aufreibenden Intro zum Mai, Toukokuu, manchmal scheinen sie ihr eigenes Ding zu machen. Sie laufen eine Zeit lang nebeneinander her, gehen dann wieder aufeinander zu und poetischer Faszination und oszillierenden Klängen und Farben mit denen sie sich gegenseitig anstacheln.
Dadurch entstehen ständig neue fantastische Klangräume und Soundlandschaften, die selbst bei gelegentlicher musikalischer Ruppigkeit immer gegenseitige Achtung, Wärme und manchmal einen leisen Humor ausstrahlen. Eine facettenreiche, berührende und packende Musik, die auch beim x-ten Anhören noch Neues und Überraschendes bereithält.

Conny Bauer und Kalle Kalima, 13 Kuukautta, JAZZart/TYXart txa 25201, 2025
Conny Bauer – trombone
Kalle Kalima – guitar
Beitragsfoto zeigt Kalle Kalima und Conny Bauer (Foto: Jean Szymczak)