Csaba Palotaï: Widerborstigkeit, die man mögen lernt

Der Kerl scheint ein gitarristisches Chamäleon zu sein. Das Konzept des auf BMC bereits mehrfach als Bandleader vertretenen ungarischen, in Paris lebenden Gitarristen Csaba Palotaï ist schwer greifbar. Mal wirken die Solo-Gitarrenstücke wie ein ferner, aufgehübschter Wiederhall der melodisch kargen Klangarbeit eines Loren Mazzacane Connors, mal erinnert diese Musik an die – allerdings vom Blues befreiten – John-Lee-Hooker-Sounds des Films »The Hot Spot«, mal rufen sie Klang-Erinnerungen an Marc Ribots CD mit den Los Cubanos Postizos wach, mal sogar an Gary Lucas’ Gitarre für Captain Beefheart. Man kann es sich nicht bequem machen in ihnen. Obwohl Palotaïs Solo-Stücke nicht nach Freejazz oder nach Experimentalmusik klingen, wirken sie irgendwie sperrig – sogar dort, wo sie lyrisch klingen. Garagen-Jazz nennt der Künstler selbst seine Kreationen. Wer zuvor die drei CDs der Gruppe von Palotaï ausführlich gehört und genossen hat, erhält hier eine reduzierte, karge, transparente und insofern »gnadenlosere« Variante von Palotaïs Ideen. Das ist eine Herausforderung – aber die anzunehmen kann sich lohnen. Wir hören hier »Songs«, die nicht durch ausschweifende Improvisationen brillieren wollen, sondern mit der Synthese aus Klang und Komposition. Eine skurrile Widerborstigkeit, die man mögen lernt. – Mathias Bäumel

Csaba Palotaï: »The Deserter«, CD 230/Vertrieb note1-music

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