Schatten im Wechsel der Gezeiten  – Twirls-Duo-Album „Tides“

Entspannt ist vermutlich das falsche Wort für das Twirls-Duo-Album „Tides“. Konzentriert und scheinbar mühelos trifft die Stimmung der „Gezeiten“- Aufnahmen von Pianist Nicolas Schulze und Alexander Beierbach am Saxofon um einiges besser. Erfasst ist die poetisch-dunkle Musik der zwei Improvisatoren als Ganzes damit lange noch nicht. Mal stupst Beierbach den Pianisten aufmunternd an, mal laufen die beiden nebeneinander her und versuchen jeder dem anderen einen Schritt voraus zu sein. Tastend, leise, aufmerksam Das Verspielte darin versteckt sich eher, kommt nur selten und dann subtil zum Vorschein. Vorwiegend wirkt das Zusammenspiel der Musiker tastend, leise, aufmerksam, jeden Ton aufnehmend und nachhörend. Die Antworten klingen unvorhersehbar, hellhörig, getragen von einer aufmerksamen Freundlichkeit und respektvollen Zugewandtheit. In acht Stücken erkunden die beiden in ihren Improvisationen und Dialogen die Resonanzen, welche die Gezeiten in ihnen auslösen. Dem Rhythmus und den Klängen dieses Naturphänomens gehen sie mit einem unglaublich feinen Gespür für das Zusammenspiel verschiedener Kräfte nach. Es rauscht, reibt, tüpfelt pointilistisch, raue Bluesrufe rollen über einen leise knisternden Sandboden aus Klavierbegleitung, die Bezüge zur klassischen Musik aufweist. Vereinzelt lenken Vogelrufe vom Saxofon das Ohr in eine anschauliche Bildhaftigkeit, um …

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