Explosiv und reflektiert – Jermaine Landsberger ist mit neuem Album auf Tour

Dass man einen renommierten Kollegen bittet, „Liner Notes“, also einen Begleittext zu einem neuen Album beizusteuern, ist im Jazz nicht ungewöhnlich. Wenn kein Geringerer als Randy Brecker dies von sich aus anbietet, schon eher. Pianist Jermaine Landsberger staunte also nicht schlecht, als der Weltklasse-Trompeter ihn nach seinen neuen Aufnahmen für die CD „With Heart and Soul“ fragte, die er ab 16. November in Erlangen, Regensburg, Esslingen und Weiden präsentiert. „Wenn es mir gefällt, schreibe ich was“, meinte Brecker und lieferte prompt. Was Landsberger besonders freute, ist die Tatsache, dass Brecker neben dem für die Textsorte typischen Lob („eine der besten Jazz-Aufnahmen, die ich in sehr langer Zeit gehört habe“) viel Gespür für das Besondere an Landsbergers Piano-Stil beweist. Denn bei aller Orientierung an der modernen Spielweise etwa eines Herbie Hancock klingt bei Landsberger doch immer etwas von seinem musikkulturellen „Gypsy“-Background als Sinto durch. „Selbst in den USA wurde ich darauf angesprochen“, erzählt Landsberger im Gespräch: „Ich hätte einen individuellen Touch, der damit zu tun haben muss, hieß es da oft.“ Randy Brecker hört eine „harmonische Sensibilität, die einem eine Träne ins Auge drückt, aber gleichzeitig …

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Gypsy-Klassiker und Manouche-Feeling im Regensburger Leeren Beutel

Gelegentlich erlebe er es heute noch, erzählt Pianist Jermaine Landsberger nach seinem Konzert im Jazzclub Leerer Beutel, dass Besucher begeistert klatschen, ihn außerhalb des Clubs aber keines Blickes mehr würdigen. Der in der Oberpfalz aufgewachsene Musiker ist ein Sinto und hat als Schulkind einiges an Diskriminierung und Herabwürdigung bis hin zu Schlägen erleben müssen. Die Entschuldigung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gegenüber den Sinti und Roma für die anhaltende Stigmatisierung im Nachkriegsdeutschland hat bei Landsberger eine Fülle von Erinnerungen ausgelöst. Zuvörderst die an seine Groß- und Urgroßeltern, die mit einem großen Teil der Familien in Konzentrationslagern der Nationalsozialisten ermordet worden sind. Einem Großvater gelang zweimal die Flucht aus einem Todeslager. Ihm verdankt er sein Dasein als untypischer Musiker. Untypisch deshalb, weil sich Landsberger im Unterschied zu vielen Kollegen und Musikerinnen wie Dotschy Reinhardt immer mit dem Modernjazz identifiziert und keine Gypsy- oder Swingmusik gemacht hat. Dennoch hat er auch die Verbindung zu anderen Sintimusikern wie den Gitarristen Bireli Lagrene gesucht, mit dem „ich 1995 oder `96 einen meiner ersten Auftritte hier beim Jazzclub gespielt habe“, erzählt Landsberger mit spürbarer Begeisterung. Bereits damals war der Münchner Schlagzeuger …

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