Manfred Eicher lehnt ECHO ab

Eine interessante Meldung hat uns heute erreicht:  Es sei „schön zu lesen, welch wunderliche Preise Sie in Ihren Echo-Jurysitzungen hin und wieder hervorbringen und dann auch verleihen möchten“, ließ ECM-Labelgründer Manfred Eicherden Bundesverband Musikindustrie und die Deutsche Phono-Akademie wissen. Diese hatten dem ECM-Chef einen Echo in der Kategorie „Förderer des Jazz“ zugedacht. Dieser Sonderpreis aber „konterkariert die Wahrnehmung meiner Tätigkeit als Musikproduzent“, lässt Eicher wissen: „Je preiser gekrönt, desto durcher er fällt …, lesen wir bei Tucholsky. Ich nehme diesen Preis nicht an.“ Beim Bundesverband Musikindustrie bedauert man diese Entscheidung: „Es ist immer schade, wenn ein Preisträger sich dazu entscheidet, einen Preis nicht anzunehmen.“ Allerdings sei diese Geste „keineswegs ein innovativer Akt“: Es gebe immer wieder Preisträger, die sich von ihrer Auszeichnung distanzieren. Der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) und die Deutsche Phono-Akademie gehen mit dem Echo Jazz 2011 in die zweite Runde. Die Verleihung des Echo Jazz geht am 17. Juni 2011 in der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen in Dresden über die Bühne. Erst kürzlich hatte der BVMI verkünden können, dass VW als Hauptsponsor und offizieller Partner die drei Echo-Awards Echo Pop, Echo Klassik und Echo …

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Beitrag von Dietrich Schlegel

Ein kleines Ärgernis aus der Vorweihnachtszeit habe ich mir bis nach den Festtagen aufgespart. Wie es der Zeitungsbrauch gebietet, hatte Ende November auch die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung ihre festen und freien Feuilleton-Mitarbeiter – sechzehn an der Zahl – gebeten, „unsere Bücher, CDs und DVDs des Jahres“ ihren Lesern als Geschenkideen oder zu eigenem Nutz und Frommen zu empfehlen. Und was findet dort der Jazz-Freund? Bei der „CD des Jahres“? Fehlanzeige. Unter „Die CD des Moments“ immerhin „Bud Powell 1960 Grugahalle“ (Delta Music Jazzline). Das heißt: von 32 CD-Nennungen nur eine Jazz-Platte, und das auch noch eine, wenn auch ausgezeichnete Wiederaufnahme. Das entspricht einem Prozentsatz von 3,125. Zum Vergleich: Auch die Klassik bekam nur vier Empfehlungen. Dagegen wurden aus dem großen Gemischtwarenladen Pop/Rock/Soul/Folk/Punk 20 Exemplare ausgewählt, natürlich überwiegend, dem Anspruch des Intelligenz-Blattes entsprechend, sehr elitäre „in“-Produktionen – wenn man von Johnny Cash, den Stones, Shakira einmal absieht, Ja, und natürlich auch von Lenas „Cassette Player“. Oder sehe ich das zu elitär? Dietrich Schlegel

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Jazz im Rundfunk – Episode I: Der BR

Der Jazz beim Bayerischen Rundfunk hat eine lange Geschichte und reicht bis zur Zeit zurück, als man noch als Radio München unter der Ägide der Amerikaner sendete – Mitternacht in München hieß die berühmteste Sendung mit Jazz in dieser Zeit. Als Redakteure in der Abteilung „Leichte Musik“, zu der der Jazz im BR bis heute gehört, arbeiteten nach dem Krieg u.a. Jimmy Jungermann, Werner Götze, Ado Schlier, Peter Machac und Joe Kienemann. Jazz im BR-Hörfunk Die heutige Hauptsendung Jazztime (tägl. um 23.05 Uhr) hat ihren Platz beim Sender BR-Klassik. Neben den festen Redakteuren Roland Spiegel und Beate Sampson (u.a. Jazz aus Nürnberg) moderieren auch die Jazzjournalisten Ssirus Pakzad, Marcus Woelfle und Ralf Dombrowski regelmäßige Sendungen. Außerdem seit 2003 fest dabei: Bassist Henning Sieverts, wobei man sich bei ihm fragt, wie er noch Zeit findet, um Sendungen zu fahren, nachdem er in gefühlt jeder Jazzband spielt, die in München und auch andernorts die Bühnen besetzt…

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Musikant Quasthoff – zum Thema U & E

Habe heute den Pianisten Frank Chastenier zu seinem neuen Album „Songs I’ve Always Loved“ interviewt. Unter anderem zu meinem Lieblingsthema U und E. Das meint er dazu: „Ich halte von diesen Unterscheidungen gar nix. Gute Musik, schlechte Musik, das ist auch wieder eine Geschmacksfrage. Aber es gibt definitiv gut gemachte und auch schlecht gemachte Musik, das gibt es in der Klassik genauso wie in allen anderen Bereichen. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass ich so groß geworden bin, da lief alles kunterbunt durcheinander. Das ist auch der Grund, warum ich die Möglichkeit habe, viele Stilistiken zu spielen. Für mich existiert das nicht. Wenn man aufwächst mit kompletter Ernährung, darf man nachher nicht sagen, die Muttermilch war jetzt nicht das beste, es also gegenüber dem anderen Produkt abwerten. Ich kann das nicht. Für mich ist alles gleichwertig, das Wichtigste ist, die Musik muss mich irgendwo berühren. Da ist es mir völlig egal, was das für eine Musikrichtung ist. Das sieht man zum Beispiel auch an jemanden wie Thomas Quasthoff, der auch so aufgewachsen ist, da gibt es eine Aufnahme, auf der er als Dreijähriger einen …

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Echo Jazz – Raus aus dem Kellermief?

So wirklich will sich im ernsthaft verbissenen Deutschland keiner über den neuen Wurf der hiesigen Musikindustrie, den ECHO JAZZ, freuen. Warum eigentlich nicht? Liegt wohl am bereits redlich verdienten kommerziellen Image seiner älteren Brüder ECHO und ECHO KLASSIK, bei denen man vermuten darf, dass die Champagnermarken für’s Catering schon getestet werden, bevor die Nominierungen rausgehen. Der moderierende Till Brönner ist bei dieser Sache vermutlich nicht die schlechteste Wahl – nicht weil er angeblich so gut aussieht, letztlich ist er optisch auch nur einer von uns Normalos –, sondern weil er zufällig auch noch passabel mit der deutschen Sprache umgehen kann. Also kein verbaler Rohrkrepierer ist. Soll’s ja geben unter Jazzern – viele Töne, wenig Silben. Was das ewige „Dressman“-Gegrummel angeht: Zerknautschtes Sakko und ausgelatschte Turnschuhe mit Existenzialisten-Kopfbedeckung dürfen sowieso nur noch Jazz-Rentner tragen. Nein, der Brönner ist schon richtig bei dieser Veranstaltung, die von ihrem Ausrichter mit professioneller Nüchternheit als „Musik-Entertainment-Marke“ beschrieben wird. Will wohl heißen, auch beim ECHO JAZZ steht die Präsentation im Zentrum der Aufmerksamkeit und man begreift sich zunächst einmal vor allem als Event. Klingt, ehrlich gesagt, nicht ermutigend, was die Auswahlkriterien …

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