Wuchtige Grooves, stille Momente: Kultband OM im Jazzclub Leerer Beutel

P-M-F/B, der Titel ist so rätselhaft, wie vieldeutig. Mit diesem mächtig groovenden Stück aus ihrem neuen Album „OM 50“ fallen die vier Musiker der schweizerischen Kultband beim Jazzclub in Regensburg mit der Tür ins Haus. Unnachgiebig jagt Bobby Burri mit dem Plektron über die Saiten des Kontrabasses, nicht weniger straff vorwärts getrieben von Gerry Hemingway am Schlagzeug. Dieser ersetzte Fredy Studer, der im Sommer plötzlich verstorben ist, aber das Album noch mit eingespielt hat. Mit dem Video eines typischen Suder-Solos vom Jazzfestival Schaffhausen, welches auf Leinwand projiziert wurde, erinnerte die Band an ihn. Gitarrist Christy Doran, Urs Leimgruber (ss), Burri und Hemingway gestalteten und begleiteten dieses anrührende Gedenken an ihren Freund mit leisen, intimen Klängen und geräuschhaften Sounds, die schließlich langsam verhallten. Danach setzten sie mit einer wuchtigen, energisch treibenden Improvisation erneut eine Duftmarke, bei der das spärliche Publikum im Leeren Beutel die Ohren anlegen musste. Leimgruber ließ sein Sopransax schrill aufheulen, fiepte, schmatzte und zog die Luft scharf ein, statt ins Mundstück zu blasen, während Doran zwischen brodelnden Eruptionen und geräumigm Slidespiel eine Fülle an Klängen mit seinen Effektgeräten generierte. Der Bayerische Runfunk hat …

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Stumme Schreie und zirpende Frösche – Das Jubiläumsalbum von OM 50

Im trüben Schneeregen sitzen drei auf einer Leitplanke, der vierte steht daneben und streckt einen alten Schirm hoch. Das Bild auf der Homepage vom OM ist ein Signal, ein „OMen“ für die Beständigkeit und gemeinsame Energie, die es der Band ermöglicht, heuer das 50-jährige Bestehen mit einem neuen Album zu feiern, beziehungsweise das Feiern ermöglichen würde, muss man sagen, denn Schlagzeuger Fredy Studer ist kurz vor Veröffentlichung des Jubiläumsalbums überraschend verstorben.   „Wir haben natürlich von seiner Krankheit gewusst“, seufzt Christy Doran, „dass es aber so plötzlich passiert, hat uns alle überrascht und überrumpelt“, bekennt der Luzerner Gitarrist hörbar betroffen. Auf Tour werden die drei ergrauten Musiker Urs Leimgruber, Christy Doran und Bobby Burri nunmehr mit einem jungen Schweizer Schlagzeuger aus der Enkelgeneration unterwegs sein.   50 Jahre Stammbesetzung Auf dem quietschbunten Cover steht OM 50 in einem stilisierten, leuchtenden Konfettiregen, unverkennbar designed vom selbst legendären Nikolaus Troxler. Gegründet wurde die Band 1972 unter dem Eindruck (und Einfluss) von John Coltrane und Jimi Hendrix. Bald darauf traten sie am von Troxler gegründeten Willisau-Festival auf. Als Pioniere einer europäischen Electric-Free-Music schrieben sie damit an der europäischen …

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Alchemist des Schlagzeugs – Zum Tod von Fredy Studer

Die Meldung vom Tod des Schweizer Schlagzeugers Fredy Studer kam überraschend. Er galt als „der“ Schweizer Schlagzeuger, „Einer des besten“, wie es die Neue Zürcher Zeitung auf den Punkt brachte. Mark Sattler, Dramaturg CONTEMPORARY bei Lucerne Festival, hat etliche Projekte mit ihm zusammen initiiert. Für die JazzZeitung.de erinnert er sich an den Musiker und Freund Fredy Studer. Luzern als Musikstadt: Bevor ich 1999 zu den Musikfestwochen kam, war die kleine Stadt am Vierwaldstätter See für mich verbunden mit der Band OM und besonders Fredy Studer, den ich aus ECM-Zeiten kannte. Seit dem Beginn meiner Luzerner Arbeit in 1999 haben wir uns regelmäßig getroffen. Er hatte immer Ideen dabei. Einige haben wir umgesetzt, zum Beispiel das Hardcore Chambermusic Trio „Koch-Schütz-Studer“ zusammen gebracht mit Orchester. Thomas K. J. Mejer hat ein Stück dafür geschrieben. Neben Meyer hat mich Fredy mit dem Schweizer Musiker und Komponisten Dieter Ammann bekannt gemacht. Für das gleiche Konzert im Sommer 2002 hat Dieter Ammann das Orchesterwerk „Core“ geschrieben und sich auf Material von Koch-Schütz-Studer bezogen. Eine bis heute sehr fruchtbare Zusammenarbeit und Freundschaft mit Dieter ist entstanden. Dank Fredy! Dann folgte im …

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