CD »Das Kondensat« mit Ullmann, Potratz und Schaefer

Eine Platte, die zu hören sehr viel Spaß macht! Eine Platte, deren Musik man zu kennen glaubt, obwohl sie nagelneu ist! Drei Musiker, die nicht ganz so berühmt sind wie die großen Berühmten des deutschen Jazz, ohne die aber die Landschaft des zeitgenössischen Jazz nahezu leer und ganz sicher dröge wäre. Ohne Potratz und ohne Schaefer wäre die Berliner – und damit auch die deutsche – Szene nicht denkbar; Projekte und Bands dieser beiden haben Spuren hinterlassen und halten die Hörer immer wieder in Atem. Mehr noch trifft dies auf einen der bedeutendsten deutschen Saxofonisten zu, auf Gebhard Ullmann, dem Jazzpreisträger Berlin 2017. Dessen Strahlkraft reicht seit vielen Jahren bis nach New York; der big apple ist ihm längst schon zweite Heimat geworden. (Von Mathias Bäumel) Zusammen sind sie nun Das Kondensat. Trotz der übertrieben verkopften Bandbenennung – die Musik selbst ist astrein. Ein Trio mit der Kraft des Rock, mit intelligent eingesetzten Digital-Klängen, mit improvisatorischer Individualität in bester Jazzästhetik – klasse. Es ist eine herrlich frische, moderne Musik, es ist im Miteinander von mechanisch und digital erzeugten Sounds eine abenteuerliche, neue Musik, es ist …

Weiterlesen
BuJazzO 25. Foto: Hufner

BuJazzO: 211 Bewerberinnen und Bewerber – neuer Rekord!

Das Bundesjazzorchester, das offizielle Jugendjazzorchester der Bundesrepublik Deutschland, sucht turnusgemäß wieder Nachwuchs. Vom 3. bis 6. Januar 2018 finden in Bonn Probespiele des Orchesters statt. Sämtliche Bigband-Instrumente – Trompeten, Posaunen, Saxofone und Rhythmusgruppe – und das BuJazzO-Vokalensemble werden 2018 neu besetzt. Im Bundesjazzorchester gibt es alle zwei Jahre eine automatische Verjüngung: Jedes Mitglied wird maximal zwei Jahre in die Förderung des Ensembles in Trägerschaft des Deutschen Musikrates aufgenommen. Dann rücken neue Talente nach. 211 Bewerbungen sind im Projektbüro eingegangen – damit wurde die Bewerberzahl des vergangenen Probespiels noch einmal deutlich übertroffen. Nach Überprüfung der Teilnahmekriterien haben nun 204 Musiker – 169 männliche und 35 weibliche – eine Einladung zum viertägigen Probespiel erhalten. Der jüngste Teilnehmer ist 15 Jahre jung und muss sich gegen 27 Mitbewerber in der Kategorie „Klavier“ durchsetzen. Die Bewerber, die zu großen Teilen bereits an Musikhochschulen Jazz studieren und eine Vergangenheit in einem Landesjugendjazzorchester vorweisen können, werden ab dem 3. Januar aus dem gesamten Bundesgebiet nach Bonn reisen, um einen der begehrten Plätze im Bundesjazzorchester zu erhalten. Dafür müssen sie die Jury – bestehend aus den beiden künstlerischen Leitern Jiggs Whigham und …

Weiterlesen
JazzZeitung Review

Rezension „BIRTH“ mit Günther Fischer und Tobias Hoffmann

Die Welt der Musik ist groß, bunt und wird täglich größer und bunter. Sechs CD-Neuerscheinungen gibt es in Deutschland täglich und Presse, Medien und vor allem die Hörer haben es längst aufgegeben, sich durch diesen Dschungel durchzuschlagen. Deshalb möchte ich allen denjenigen, die sich für Musik in allen ihren Spielarten interessieren, einen kleinen Tipp geben. Ich empfehle Ihnen die CD „BIRTH“, die vier herausragende Allround-Jazzmusiker im Studio zusammengeführt hat. Interessant ist vor alle der riesige Altersabstand: Zwischen dem Gitarristen Hoffmann und dem Saxophonisten Fischer liegen beinahe 40 Jahre Lebenszeit mit allen ihren Erfahrungen. Das macht neugierig. (Von Walter Thomas Heyn) Zu nennen wäre an erster Stelle Günther Fischer, der Altmeister des ostdeutschen Jazz. Fischer, 1944 geboren, spielt sein Saxophon, als gäbe es keine Alterungsprozesse. Er kennt alles und kann alles. Selbst in den widerborstigsten Momenten klingt sein Instrument edel, der Klang ist abgerundet, die Skalen makellos. Aber auch in den meditativen Aspekten der Musik überzeugt sein klangreines, an den uralten antiken Aulos erinnerndes Sopransaxophon. Das ist hohe Schule! Der Gitarrist Tobias Hoffmann, 1982 in Remscheid geboren, ist für mich eine Neuentdeckung und eine fulminante dazu. …

Weiterlesen
Johannes Bigge Trio.

Initiative Musik fördert 44 Projekte von Pop bis Jazz

In ihrer 40. Förderrunde sagt die Initiative Musik Unterstützung für 44 Projekte aus elf Bundesländern zu. „Die sensitive und zugleich ungestüme Kreativität eines Henrik Schwarz, die epischen Klänge eingebettet in die zart-fesselnde Stimme bei Bayuk oder die beeindruckende Energie von Adam Angst zeigen die spannende Bandbreite in der wir uns als Juroren bewegen und freudig die Mittel für diese kreativen Köpfe bereitstellen dürfen. Die Initiative Musik ist und bleibt eine wichtige Einstiegshilfe für Künstlerkarrieren in der Musikindustrie“, erläutert der Musikmanager Joe Chialo. Der Geschäftsführer von AirForce1 Records wirkt seit dem Sommer 2016 in der Jury für die Künstler- und Infrastrukturförderung mit. In den vier Förderrunden des Jahres 2017 wurden vom deutschen Förder- und Exportbüro Initiative Musik insgesamt 173 Künstler- und 23 Infrastrukturprojekte bewilligt. Das sind 57 Projekte mehr als im Vorjahr. Die Künstlerförderung der Initiative Musik richtet sich an in Deutschland lebende Solokünstler* und Bands, insbesondere an Newcomer, und unterstützt sie beim Karriereaufbau am deutschen Markt wie auch bei ihren ersten Schritten in ausländische Märkte. Dabei werden Musikerinnen bei gleicher Qualifikation bevorzugt gefördert. „Dies ist der aktuellen Jury ein besonderes Anliegen – also Musikerinnen bewerbt …

Weiterlesen
Jazz News. Foto: Hufner

WDR Big Band: Zwei Grammy-Nominierungen für CD „Homecoming“

Pressemeldung des WDR:  Die WDR Big Band Köln hat erneut Chancen auf den GRAMMY. In der Kategorie „Best Large Jazz Ensemble Album“ ist die WDR Big Band für die CD „Homecoming“ nominiert. Zudem erhielt Vince Mendoza, „Composer in Residence“ der WDR Big Band, für die Komposition „Choros # 3“ aus der CD „Homecoming“ eine Nominierung in der Kategorie „Best Instrumental Composition“. Der amerikanische Arrangeur Vince Mendoza ist seit vielen Jahren eng mit der WDR Big Band verbunden, er fühlt sich „als Teil der Familie“. Gekrönt wurde die Kooperation mit der WDR Big Band durch mehrere internationale Auszeichnungen, unter anderem gab es 2007 einen GRAMMY für die gemeinsame CD-Produktion „Some Skunk Funk“. Mendoza kennt die WDR Big Band bestens: Er weiß, wie er mit seinen versierten Arrangements das Klangspektrum des Ensembles voll ausreizen kann und welchem Bandmitglied er wann welches Solo auf den Leib schneidern kann. Seit seiner Ernennung zum „Composer in Residence“ im vergangenen Jahr, wurde die Zusammenarbeit zwischen der WDR Big Band und dem amerikanischen Arrangeur noch einmal intensiviert. Zuletzt schrieb Mendoza die Orchesterarrangements für das beim Publikum gefeierte Projekt „For WDR Big Band …

Weiterlesen
Incognito. Foto: © Marc Albert Photography
Incognito. Foto: © Marc Albert Photography

Jazzfest Bonn 2018 – Vorverkauf startet am 1. Dezember

Was ist Jazz? Antworten auf diese Frage erleben Sie beim 9. Jazzfest Bonn, dem „Hotspot für Jazzmusiker aller Genres“ (WDR). Der Vorverkauf für das in den letzten Jahren stets ausverkaufte Festival beginnt am 1. Dezember. Im kommenden Jahr werden zwischen dem 26. April und 12. Mai weltbekannte Künstler und aufregende Neuentdeckungen in Doppelkonzerten in ausgewählten Räumen zu erleben sein. Das Programm richtet sich an neugierige Musikinteressierte und erfahrene Jazzfreunde jeder Couleur – mal mit Einflüssen aus Klassik, Rock oder Pop, mal melodiös, mal experimentell, jedoch immer „im Hier und Jetzt“. Neben bekannten Größen werden einige Entdeckungen zu erleben sein. Zu den Konzertstätten gehören die Bundeskunsthalle, der Post Tower, das Telekom Forum, das LVR-LandesMuseum Bonn, das Opernhaus, das Beethoven-Haus Bonn oder das Haus der Geschichte. Wie im vergangenen Jahr wird es an einzelnen Abenden Einführungsveranstaltungen geben. Nähere Informationen finden Sie unter www.jazzfest-bonn.de.

Weiterlesen
Probenfoto „Large Ensemble“. Foto: Maik Schuck
Probenfoto „Large Ensemble“. Foto: © Maik Schuck

Weimar: „Large Ensemble“ mit Jazz-Studierenden spielt Werke von Oliver Nelson und Frederik Köster

Dieses Mal nicht als großes Jazzorchester, sondern als hochkarätiges Dutzend formieren sich die Studierenden des Instituts für Neue Musik und Jazz Weimar zum „Large Ensemble“. Auf dem Programm des abwechslungsreichen Jazzabends am Donnerstag, 30. November um 19:30 Uhr im Festsaal Fürstenhaus steht ein „Tribute to Oliver Nelson & The Ginsberg Suite“. Als Solisten spielen der Trompeter Frederik Köster, der die „Ginsberg Suite“ auch komponiert hat, und Wolfgang Bleibel am Saxophon, es singt die Jazzsängerin Ganna Gryniva. Die Leitung des „Large Ensemble“ übernimmt Stefan Schultze. Eintrittskarten zu 7,50, ermäßigt 5 Euro, gibt es bei der Tourist-Information Weimar sowie an der Abendkasse. Der erste Teil des Abends (beziehungsweise das erste „Set“) besteht aus einer kompletten Aufführung des Albums „The Blues and the Abstract Truth“ des Saxofonisten Oliver Nelson (1932-75). Das 1961 erschienene Album gilt als Meilenstein der Jazzgeschichte und hat auch 55 Jahre nach seiner Uraufführung nichts von seinem Zauber verloren. Oliver Nelson beschäftigte sich damals mit dem Blues, doch nicht alle Titel sind in der klassischen 12- taktigen Bluesform komponiert. Es ging Nelson eher um die Stimmung und Struktur des Blues und die Rückbesinnung auf die …

Weiterlesen

Der Hersch-Kosmos

 Schlamperei kann überraschende Folgen haben. Eric McPherson konnte seinen Pass nicht finden. Die amerikanischen Behörden kennen kein Pardon, und so musste er in USA bleiben. Fred Hersch und John Herbert allerdings waren schon auf dem Weg nach Deutschland zu einem der raren Europa-Konzerte in der Münchner Unterfahrt. Ein Ersatz für McPherson musste her, Jeff Ballard hatte Zeit, konnte allerdings erst mit dem Abendflieger aus Paris kommen. Und so hatte das Publikum die seltene Gelegenheit, an einem Abend eigentlich zwei Konzerte zu hören. Denn die erste gute Stunde bestritt Fred Hersch allein am Flügel, erst zur zweiten Hälfte konnte Ballard dann direkt vom Taxi auf die Bühne springen, um vollkommen das Trio zu vervollständigen. Für die Zuhörer jedenfalls war es ein Fest, denn sie konnten den Hersch-Kosmos in seinen verschiedenen Farbigkeiten erleben. Solistisch spielte er eigene Songs wie „Sarabande“, vor allem aber ein Bouquet seiner Lieblings-Standards von Jobim bis Monk und Jimmy Rowles bis Benny Golson. Er ließ Stücke zerfallen, fing die Einzelteile auf, kombinierte sie neu. Er ließ Rhythmen bröckeln, nur um sie dann in Gegenbewegungen vor allem der linken Hand in sich zu verschränken. …

Weiterlesen

István Grencsó und sein Open Collective veröffentlichte die verdienstvolle Doppel-CD »Derengés / Dawn«

Dieses Foto war unvergesslich. Auch für den Freejazz-Pianisten und -Komponisten György Szabados. Es heißt »Die Hochzeit« (»Az esküvő«) und zeigt eine nur sechs Personen umfassende Hochzeitsgesellschaft wohl auf dem Weg zur Trauung. Die Menschen, voran die weiß gekleidete Braut, scheinen gerade aus einer Wohnung gekommen zu sein und laufen nun auf dem Gang des Innenhofs entlang einer zerschossenen Fassade dem Treppenhaus zu, das sie einige Etagen weiter unten aus der Mietskaserne hinausführen wird. Sie sind – dem damaligen Zeitgeist der Sechziger-Jahre entsprechend – modisch angezogen. Eine Dame lächelt mild, jeder geht für sich. Aufgenommen hatte das Foto der ungarische Fotograf László Fejes, der dafür den World Press Photo Award 1965 erhielt, übrigens als erster Ungar überhaupt. (Rezension von Mathias Bäumel)

Weiterlesen