Eine enorme Vielschichtigkeit und zahllose imponierende Momente – so etwas ergab sich scheinbar wie von selbst, als Florian Ross, Sebastian Gille, David Helm und Fabian Ahrends in einem einzigen Tag ihr neues Album „Reason and Temptation“ eingespielt haben. Es entstand sozusagen als Nebenschauplatz eines größeren Projektes, zudem die vier Kölner Musik ohnehin im Studio waren. Die Folge: Ein freier Atem im Spiel aller Beteiligten ließ auf Anhieb eine organische und verblüffend konturierte Gesamtwirkung entstehen. Erstmal locker machen in einer angeregten Konversation lautet die Parole noch beim ersten Stück – einer lässig swingenden Modern Mainstream Nummer. Aber die hat es in sich: Hinter jedem suchenden Harmoniewechsel lauert viel forschender Freigeist, der auf den folgenden Stücken auf verschlungenen Wegen Zustände auskostet. Viele Diskurse nehmen ihren Lauf, das Jazz-Versuchslabor, das dafür die Ideen liefert, hat nach wie vor geöffnet. Punktuelle Freejazz-Ausbrüche und virtuose Momente sind nie Selbstzweck, sondern stets ein Fazit vorhergehender Entwicklungen. Immer wieder erobern tief lyrische Stimmungen den Raum, denn dieser mutige Jazz folgt in erster Linie der Emotion, für welche der Intellekt das Handwerkszeug und ein Vehikel zur Freiheit darstellt. In diesem Wechselspiel aus gereiften …
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