Was für ein Applaus! Rauschender Jubel von einem Publikum, das in weiten Teilen stehend applaudiert. Und auf der Bühne ein erfreut strahlender Lockenkopf, der nach allen Seiten zum Abschied winkt – und dann schwungvoll zum seitlichen Bühnenausgang strebt. So erlebte man jetzt den Pianisten Joachim Kühn – den vermutlich weltweit bekanntesten lebenden deutschen Jazzmusiker – am Ende eines Doppelkonzerts im Großen Saal der Hamburger Elbphilharmonie. Zuerst im Duo mit seinem Klavier-Kollegen Michael Wollny und dann im Trio mit Chris Jennings am Kontrabass und Eric Schaefer am Schlagzeug, spielte Kühn in dem bis auf ganz wenige Sitze vollen, 2100 Besucher fassenden Hamburger Edel-Konzertort – und bot dem Publikum eine enorme Energie-Leistung. Kühns Comeback Noch vor einem Jahr hatten viele Jazzfans sich schon damit abgefunden, dass Kühn sich möglicherweise vom Konzertbetrieb zurückzieht. Einige Konzerte wurden damals als Abschiedskonzerte angekündigt, und in Interviews hatte der Pianist gesagt, dass er nicht mehr gern reise. Zum Glück sind Künstler manchmal inkonsequent – und so konnte man Joachim Kühn jetzt an drei deutschen Orten in nachgezogenen Konzerten zu seinem 80. Geburtstag (der war am 15. März 2024) erleben: im Theaterhaus Stuttgart, …
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Der Vergessene: „Misty – The Erroll Garner Story“ beim Dok-Fest München
Von Oliver Hochkeppel. Festival-Weltpremiere: Georges Gachots beim Münchner Dok-Fest uraufgeführter Film erinnert an den erfolgreichsten Jazzpianisten der Fünfzigerjahre. Schon 2006 schrieb der Münchner Pianist und Autor Ernst Burger im Vorwort seiner exzellenten, im Conbrio-Verlag erschienenen Erroll-Garner-Biografie, dass Garner „nach seinem frühen Tod bei uns etwas in Vergessenheit geriet“. Heute gilt das mehr denn je: Der berühmteste und erfolgreichste Jazzpianist der Fünfzigerjahre, obendrein einer der ganz wenigen Auserwählten, der gewissermaßen als fertiges Genie auf die Welt kam und nie eine Unterrichtsstunde oder Noten brauchte, ist inzwischen selbst manchen amerikanischen Jazzmusikern unbekannt, von der deutschen Allgemeinheit einmal ganz abgesehen. „Misty – The Erroll Garner Story“ Umso erfreulicher also, dass der Franko-Schweizer Regisseur Georges Gachot mit dem 100-minütigen Dokumentarfilm „Misty – The Erroll Garner Story“ jetzt wieder an ihn erinnert. Gachot ist ein Profi im Metier, seit den frühen Neunzigerjahren hat er vor allem klassische Musiker porträtiert, von Wilhelm Killmayer und Wilfried Hiller über Debussy und Schedrin bis zu Martha Argerich. Zuletzt auch über brasilianische Musiker wie Joao Gilberto. Auf Garner ist er wohl über Burgers Biografie gekommen, auch Burger hat ja zuvor ebenfalls vor allem über Klassiker geschrieben, am liebsten über Improvisatoren wie Liszt. …
WeiterlesenDas 12. „Like A Jazz Machine“-Festival in Luxemburg
Wie prächtig sich die luxemburgische Jazzszene den vergangenen Jahren entwickelt hat, konnte man gut beim inzwischen 12. „Like A Jazz Machine“-Festival in Dudelange sehen. Am augenfälligsten stand dafür vielleicht, dass Ziv Ravitz nicht nur beim Sting-Gitarristen Dominik Miller – neben dem Sänger/Saxofonisten und ehemaligem Pop-Hit-Lieferanten Curtis Stigers wohl der diesjährige Headliner, was Popularität angeht – am Schlagzeug saß, sondern auch beim Luxemburger Duo von Claire Parsons und Eran Har Even. So reihten sich im optisch wie klanglich exzellenten Saal des Kulturzentrums Opderschmelz beim bewährten, stilistisch wie gewohnt ein weites Feld vom Mainstream über die aktuellen Hybrid-Formen bis zu House-Sounds abdeckenden Mix die heimischen Jazzer unter hochkarätige internationale ein, ohne im Geringsten abzufallen. Das lange lyrische Improvisationen produzierende, ganz frische, Aufeinandertreffen des italienischen Pianisten Giovanni Guidi auf den britischen Saxofonisten Andy Sheppard –bei ihrer Premiere tags zuvor im Bayerischen Hof in München zu sehen – oder das fröhlich-versponnene neue Quartett der Trompeterin Airelle Besson mit der Vokalisensängerin Lynn Cassiers trafen da auf das international erweiterte, noch nicht ganz zusammenfindende Quintett des Luxemburger Trompeters Daniel Migliosi. Das wilde Rumba-Experiment des Kubaners Regis Molina oder die filigrane Klangkultur …
WeiterlesenNews: +++Förderpreis des Bayerischen Jazzverbands vergeben+++ Mount Meander in der Jazzfabrik Rüsselsheim +++ HfMDK Jazzfest in Frankfurt+++
Förderpeis des Bayerischen Jazzverbands 2024 auf dem Kemptener Jazz Frühling vergeben Am Mittwoch den 1.5.2024 wurde zum bereits zehnten Mal der Förderpreis des Bayerischen Jazzverband vergeben. Der begehrte Preis, eine Tournee durch Bayerische Jazzclubs und Festivals, geht in diesem Jahr an Olga Dudkova mit ihrer Band. Vier Bands werden jedes Jahr von einer Jury zum Finale im Rahmen des Kemptener Jazzfrühling eingeladen. Dort präsentiert sich jedes Ensemble 25 Minuten dem gespannten Publikum des Festivals und einer zweiten, fünfköpfigen Jury. Das beindruckend hohe Niveau aller Bands sowie die Unterschiedlichkeit in der Stilistik machten es den Jurorinnen und Juroren in diesem Jahr besonders schwer. Und so hatten die rund 180 Besucher am Ende noch etwas Zeit sich gegenseitig auszutauschen und ihre Platzierungen zu diskutieren und zu vergleichen. Um 22:55 Uhr verkündete die Jury schließlich ihr Ergebnis. Den 1. Platz und damit den Förderpreis des Bayerischen Jazzverband 2024 sicherte sich die Sängerin Olga Dudkova mit ihrer Band. Den zweiten Preis (1500,00 €) sicherte sich die Tom Förster Group. Die beiden dritten Preise (je 1000,00 €) gingen an Karoline Weidt’s Visions Ensemble und die Band Mantra. Die Jury bestand …
WeiterlesenVerleihung des German Jazz Trophy 2024 an Billy Cobham
Die German Jazz Trophy 2024 wird wieder im Rahmen der jazzopen stuttgart 2024 verliehen. Dieses Jahr geht die Auszeichnung an den Drummer Billy Cobham. Die Preisverleihung findet am 18. Juli 2024 in der SpardaWelt statt. Billy Cobham, geboren am 16. Mai 1944 in Panama und aufgewachsen in Brooklyn, New York, begann seine Musikkarriere bereits mit acht Jahren in einer Drum- und Trompetenkapelle. Nach seiner Militärzeit spielte er in verschiedenen Bands, darunter bei Horace Silver und Miles Davis’ Fusion-Ensemble. Im Jahr 1971 war er Mitbegründer des Mahavishnu Orchestra. Cobham veröffentlichte 1973 sein bahnbrechendes Soloalbum „Spectrum”. In den folgenden Jahren schuf er innovative Fusion-Musik und arbeitete mit renommierten Künstlern zusammen. Später engagierte er sich sozial und arbeitete mit UNICEF in Brasilien. Zuletzt feierte er das mittlerweile 50-jährige Jubiläum von „Spectrum” mit einer Tour und veröffentlichte „Tales from the Skeleton Coast” . Fotos: Hans Kumpf
WeiterlesenCharisma des Protests: Pussy Riot im Dortmunder domicil
Immer wieder wachrütteln „Freiheit gibt es nur so lange, wie man für Freiheit kämpft“, war nur einer der vielen Sätze, mit dem das Publikum klar kommen musste, als die legendären Provokateurinnen von Pussy Riot im Dortmund domicil ihre Musikrevolution entfesselten. Diana Burkot, Marija Aljochina, Olga Borisova und Alina Petrova, die die aktuelle Besetzung bildeten, protokollierten in ihrer etwa einstündigen Show das erlebte Absterben von Bürgerrechten, zerstörten die Heuchelei der Propaganda und riefen zum Widerstand auf. Natürlich gedachten sie auch dem mutmaßlich vom russischen Regime getöteten Dissidenten Alexey Nawalny, ebenso galt Pussy Riot´s solidarisches Mitgefühl den Menschen in der angegriffenen Ukraine. Man könnte sich fragen, warum die vier Performerinnen so viele Wasserflaschen auf der Bühne stehen hatten, aber dazu später. Vom ersten Moment an liegt Entschlossenheit und Rebellion in der Luft. Brachiale Beats aus dem Schlagzeug von Diana Burkot und dystopische Sirenenklänge von Alina Petrovas elektrischer Violine ziehen in eine ruhelos treibende Fusion aus Musik und Aktivismus hinein, die die Grenzen des Sagbaren und Machbaren auch im Dortmunder domicil herausfordern sollte. Auch musikalisch sehr bewegt Es sind nicht nur die Elektrobeats und anklagenden Wortsalven in russischer …
WeiterlesenStanding ovations für swingenden Höhenflug: Das Schneeberger Quartett in Regensburg
Das Quartett von Diknu Schneeberger und Christian Bakanic stellt sein gefeiertes Debütalbum beim Jazzclub vor Fast sieben Jahre ist es her, dass Helmut Nieberle den damals 27-jährigen Diknu Schneeberger zu einem Konzert in den Thon-Dittmer-Hof eingeladen hatte. Der verstorbene Regensburger Musiker und Pädagoge förderte häufig andere Gitarristen und liebte es, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Schneeberger galt damals schon als herausragender junger Gypsy-Gitarrist, der gerade dabei war, aus dem Schatten seines Vaters Joschi Schneeberger herauszutreten. Nachdem er mit 14 begonnen hatte, Gitarre zu lernen und bereits nach zwei Monaten an seiner ersten Cd-Aufnahme beteiligt war, spielte er viele Jahre in dessen Band. Ein fulminanter Erfolg und eine ungewöhnliche Kombination Jetzt gastierte der Autodidakt, dessen einstiger Ruf als Wunderkind seiner Entwicklung zeitweise im Weg stand, mit dem Bakanic-Schneeberger-Quartett beim Jazzclub im Leerer Beutel. In einem begeistert gefeierten Konzert stellte die Wiener Band ihr Debütalbum „Avanti, Avanti“ vor. Entstanden ist es während der Coronazeit und wurde vergangenes Jahr auf dem Preiser-Label veröffentlicht. Der obligatorische Verkaufsstand im hinteren Teil des Leeren Beutels war nach dem Konzert derart belagert, dass die im Akkord Autogramme verteilenden Musiker kaum mehr erreichbar …
WeiterlesenDEUTSCHER JAZZPREIS 2024 – Glückliche Preisträger:innen im ausverkauften E-Werk Köln
Pressemeldung der Deutschen Jazzunion: Erfolgreiche Verleihung des Deutschen Jazzpreises im E-Werk Köln mit Preisträger:innen in 22 Kategorien. Am gestrigen Donnerstagabend stand Köln ganz im Zeichen des Jazz: Im Rahmen einer feierlichen Live-Show im ausverkauften E-Werk wurde zum vierten Mal der Deutsche Jazzpreis verliehen. Ausgezeichnet wurden außergewöhnliche, künstlerische und innovative Leistungen in 22 Kategorien. Energiegeladene Live-Auftritte von Angelika Niescier & Alexander Hawkins, dem Omer Klein Trio und Kenny Barron waren ebenso Highlights des Abends wie die charmanten Moderator:innen Hadnet Tesfai und Götz Bühler. 22 Auszeichnungen für außergewöhnliche, künstlerische und innovative Leistungen Der Deutsche Jazzpreis wurde in insgesamt 22 Kategorien vergeben. Anders als im Vorjahr bot sich allen Preisträger:innen vor Ort die Möglichkeit einer kurzen Danksagung, nachdem sie von einem Mitglied der Jury eine persönliche Würdigung erhielten. Aus 1.150 Einreichungen wählte die Fachjury zu Beginn des Jahres die 72 Nominierten. Im Anschluss entschied die Hauptjury über die 22 Preisträger:innen. Die heute Abend verliehenen Trophäen sind jeweils mit einem Preisgeld in Höhe von 12.000 € verbunden. Auch die übrigen Nominierten können sich über 4.000 € Nominierungsgeld freuen. Konzerte von Nominierten und Preisträger:innen bei der Cologne Jazzweek Die vierte …
WeiterlesenJazzahead! mit zwei Ausrufezeichen
„Hinter diese jazzahead! wollten wir zwei Ausrufezeichen setzen“, sagt Sybille Kornitschky, Leiterin der jazzahead! in Anspielung auf die beiden großen Themen der diesjährigen Ausgabe: Neben dem Partnerland Niederlande, das sich sowohl auf der Messe als auch im musikalischen Programm von seiner besten Seite zeigte, stand auch der Jazz aus Afrika in diesem Jahr im Mittelpunkt. Tineke Postma Aria Group Tineke Postma, eine der herausragenden Persönlichkeiten der lebendigen niederländischen Musikszene, ist vor allem auch eine einfühlsame Zuhörerin. Solche Qualitäten offenbarte ein Showcase-Konzert mit ihrem aktuellen Trio, auch Aria Group genannt. Gemeinsam mit Robert Landfermann am Bass und Tristan Renfrow am Schlagzeug entführte sie das Publikum auf eine modale Klangreise voller klanglicher Innovation und emotionaler Tiefe. Es ist nachvollziehbar, warum schon Wayne Shorter voll des Lobes über die talentierte Niederländerin war, sieht er doch gewissermaßen hier ein Erbe zeitloser Innovation weiter gepflegt. Erfreulich genug ist es, dass durch die Beteiligung des Kölner Bassisten Robert Landfermann auch eine künstlerische Verbindung zum niederländischen Nachbarland lang gelebt wird – solche grenzübergreifenden Kooperationen auszubauen, ist ja auch Anliegen der jazzahead. DZ’OB (UA) Die Ukraine verfügt nicht nur über eine verschwenderische Fülle hochtalentierter, bestens ausgebildeter …
WeiterlesenWechsel in Vorstand und Geschäftsführung der Deutschen Jazzunion
Doppelte Stabsübergabe beim Sprachrohr der Jazzmusiker*innen in Deutschland: im Rahmen der jazzahead! in Bremen wurden Geschäftsführer Urs Johnen und Vorstandsmitglied Nikolaus Neuser verabschiedet. Ihnen folgen Camille Buscot und Michael Griener nach. Die Vorsitzenden der Deutschen Jazzunion Anette von Eichel und Felix Falk würdigten Johnens Verdienste auf einer Mitgliederversammlung mit einem ausführlichen Rückblick auf den gemeinsam zurückgelegten Weg. Als persönliche Erfolge hoben sie beispielhaft die Ausweitung der Projekttätigkeit, die kontinuierliche Entwicklung der Mitgliederzahlen, den Ausbau des Teams sowie die vervielfachte Summe an Drittmitteln hervor. In Videogrußworten sandten u.a. der Ehrenvorsitzende Manfred Schoof und der ehemalige Vorsitzende Gebhard Ullmann Glückwünsche nach Bremen. Nach achtjähriger Amtszeit als Geschäftsführer des Berufs- und Fachverbands wird sich Johnen wieder verstärkt als Musiker sowie als Berater, Supervisor und Coach in die Szene einbringen. Zugleich wurde die Kulturwissenschaftlerin Camille Buscot als neue Geschäftsführerin im Amt begrüßt. Buscot war bereits seit 2016 in unterschiedlichen Funktionen für die Deutsche Jazzunion sowie zuletzt als Geschäftsführerin der IG Jazz Berlin tätig. Sie übernimmt die Leitung der Geschäftsstelle in Berlin zum 1. Mai 2024. Auch Nikolaus Neuser, der von 2017–2022 Vorsitzender und seitdem Mitglied des erweiterten Vorstands gewesen …
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