Keith Jarrett – Bordeaux Concert
Keith Jarrett – Bordeaux Concert

Keith, Lorenz und Sebastian allein am Klavier; Jubiläum, Strukturen, Loops – Jazz-CDs in der HörBar Okt. 2022

Sternal, Kellhuber und Jarrett geben ihrem Piano Raum. Christian Muthspiel wird mit zwei Doppel-CDs gefeiert. Das Hornung-Trio wühlt mit humanoiden Strukturen auf und „Oh No Noh“ loopt sich froh und glücklich. Die Jazz-Rezensionen in der HörBar der neuen musikzeitung.

Muthspiel – Diary 1989-2022

Muthspiel – Diary 1989-2022
Muthspiel – Diary 1989-2022

Die zahlreichen Aufnahmen der diversen Ensembles in denn Muthspiel aktiv war oder ist sind auf eine Art aneinander gesetzt, die diese beiden CDs zugleich zu einem Hörstück besonderer Art über insgesamt zwei Stunden und 27 Minuten macht.

Sebastian Sternal – Thelonia

Sebastian Sternal – Thelonia
Sebastian Sternal – Thelonia

Musik, die einen hörend einbettet und sich selbst ebenso. Ich kann nicht verhehlen, dass mich gerade die etwas «einfacheren» Stücke besonders berührt haben. So viel Wärme ohne Wehleidigkeit ist selten und geht nur, in dem man sich in Distanz zu sich selbst verliert – man muss es laufen lassen können, Vertrauen in sich haben und das, was einem technisch und spirituell zur Verfügung steht.

Muthspiel & Orjazztra Vienna – Homecoming

Muthspiel & Orjazztra Vienna – Homecoming
Muthspiel & Orjazztra Vienna – Homecoming

Die 12 Tracks der zwei CDs von «Homecoming» sind shclichtweg Wunderstücke und Klangtüten der besonderen Art, die zahlreiche Feinschnitzarbeiten des Komponisten und Musikers Christian Muthspiel zeigen. Krassen Scheiß wie die «Jungle Fugue» sollte man nicht zu wörtlich als Fuge abhören, da wäre sie gescheitert (aber es kann ja auch nicht jeder ein reger Postbarockomantiker sein), es reicht die Idee dazu hin, vor allem, wenn sie im Laufe der Zeit diese Formidee immer deutlicher sich verwirklicht und katastrophisch zur Peripetie treibt. So etwas steht hier neben einer fabulösen Formskulptur wie sie das titelgebende Stück «Homecoming» realisiert: Schwebulöse Sounds!

Hornung Trio – Strukturen

Hornung Trio – Strukturen
Hornung Trio – Strukturen

Die Platte ist wunderbar gearbeitet, äußerst delikate Klang- und Rhythmus-Kombinationen voller witziger Einfälle und ein dauernder Strom aus innovativen Formideen. Fast aber eben überbordend das alles. Daher empfehle ich, die Platte von hinten weg zu hören. Das Stück «Leer» ist entzückend berührend und – alles andere als leer – reizend und reichhaltig.

Lorenz Kellhuber – Live at Elbphilharmonie

Lorenz Kellhuber – Live at Elbphilharmonie
Lorenz Kellhuber – Live at Elbphilharmonie

Da singt ein Mensch ganz in sich selbst hinein. Lässt es lassen und seine Klänge teils sich selbst steuern, teils untergreift er diese und schubst sie an. Haucht Leben ein, schenkt Atem und diese Losigkeit zugleich.

Oh No Noh – Kanzi

Oh No Noh – Kanzi
Oh No Noh – Kanzi

Er, Rom, spricht dabei vom „souverän Ungeplanten“. Das mag man kaum glauben, dafür ist die meiste hörbare musikalische Logik zu undialektisch, was kein Mangel ist. Etwa, wenn das Ungeplante dann sich zu einer Kartierung der Musik verwandelt, die im Hören begehbar wird. Da ist Noise immer hilfreich beim Durchkreuzen des Angedachten. Sehr eigenartig das.

Keith Jarrett – Bordeaux Concert

Keith Jarrett – Bordeaux Concert
Keith Jarrett – Bordeaux Concert

Hier in Bordeaux ist es eine musikalische Melancholie, die einen dunkel mitherabzuziehen in der Lage ist. Das ist fast schmerzhaft – und in gewisser Weise passt so das Konzert in Bordeaux an das Ende eines musikalischen Lebens, besser als das Konzert in München, so dass die verdrehte Abfolge der Veröffentlichung von ECM angemessen und würdig erscheint (sage ich mal in Unkenntnis des Konzertes aus Budapest).

 

 

 

 

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