+++ news +++ Jazz-Legende Herbie Hancock auf Deutschland-Tournee +++ Konzert „It must schwing“ – A Tribute to Alfred Lion & Francis Wolff +++

Herbie Hancock ist zwischen dem 6. November und dem 2. Dezember 2019 bei Konzerten in ganz Deutschland zu hören und zu sehen. Auch in der sechsten Dekade seiner professionellen Laufbahn bleibt der 14-fache Grammy-Gewinner und Oscar-Preisträger Herbie Hancock keinesfalls stehen, sondern ist nach wie vor mit hellwachem Interesse am Puls der Zeit in Sachen Welt-Kultur, Technologie, Business und Musik unterwegs. Es gibt wenige Künstler in der Musikhistorie, deren Einfluss auf die Entwicklung von akustischem und elektronischem Jazz als auch R’n’B deutlicher ist als der Beitrag des in Chicago geborenen Herbie Hancock.

Neben seinen grandiosen Errungenschaften als Pianist und Komponist war er an allen wichtigen musikalischen Bewegungen seit den 1960er Jahren beteiligt: Als Mitglied des Miles Davis Quintet
erneuerte er den Jazz, für seine eigene Musik entwicklete er neue Herangehensweisen in Sachen Aufnahmetechnik, in seinem musikalischen Output in den 1970er Jahren, zu dem u.a. sein
gefeiertes Meisterwerk ›Head Hunters‹ gehört, verknüpfte er elektrischen Jazz und Rock zu einem innovativen Stil, dessen Einfluss bis in die heutige Musiklandschaft spürbar ist. Niemand hat der
Generation von HipHop- und Dance Music-Künstlern mehr musikalische Samples beschert als Hancock in dieser Schaffensperiode. In den 80ern gerieten Hancocks eigene Ausflüge ins Metier
der elektronischen Dance Music mit ›Rockit‹ und ›Future Shock‹ umgehend zu Welthits. Diesen Ansatz wiederholte er Anfang der 2000er mit ›Future2Future‹, einer Kollaboration mit HipHop und
Techno-Künstlern, ebenfalls sehr erfolgreich.

Neben nahezu allen großen Namen des Jazz kann Hancock auf mindestens genauso viele Zusammenarbeiten mit Künstlern aus dem Rock und Pop wie Sting, Santana, Annie Lennox, John Mayer, Christina Aguilera, Pink, Joss Stone, Damien Rice und unzählige Kooperationen mehr zurückblicken. Doch auch abseits von Bühne und Aufnahmestudio ruht der Meister keinesfalls. Er setzt sich als Vorsitzender des Thelonius Monk Institute of Jazz für die Ausbildung junger Jazz-Künstler aus aller Welt ein, ist kreativer Berater des Los Angeles Philharmonic Orchestra und auch Gründer
des internationalen Komitees ›Artists For Peace‹, wofür ihm vom französischen Premierminister François Fillon die Auszeichnung ›Commandeur des Arts et des Lettres‹ verliehen wurde. 2011
ernannte ihn die UNESCO aufgrund seines unermüdlichen Einsatzes für Frieden durch Dialog, Kultur und Kunst zum Botschafter des guten Willens. Neben seinen Tätigkeiten rund um Musik
und Ausbildung hat Herbie Hancock es zudem auch noch geschafft, 2014 seine Memoiren zu veröffentlichen. Im Februar 2016 wurde ihm ein Grammy für sein Lebenswerk überreicht.

Konzerttermine:
Mi. 06.11.2019: BIELEFELD Rudolf-Oetker-Halle
Do. 07.11.2019: DÜSSELDORF Tonhalle
So. 10.11.2019: FRANKFURT Jahrhunderthalle
Mi. 13.11.2019: MÜNCHEN Philharmonie
So. 24.11.2019: HAMBURG Elbphilharmonie
Mi. 27.11.2019: LEIPZIG Kongresshalle
Fr. 29.11.2019: BADEN-BADEN Festspielhaus
So. 01.12.2019: ERFURT Steigerwaldstadion-Parksaal
Mo.  02.12.2019: BERLIN Philharmonie

Weitere Informationen

 

The Jazz Animals: „It must schwing“ – A Tribute to Alfred Lion & Francis Wolff

Es gibt nicht viele sinnstiftende Synonyme für den Jazz, die meisten von ihnen sind bloß Behauptungen und umschreiben bestenfalls eine seiner vielen Stilrichtungen oder bleiben ganz erschreckend unoriginell wie etwa „popular music genre“. Das wohl passendste aller Synonyme fehlt in allen Listen: Blue Note Records. Das ohne Abstriche und Gegenstimmen einflussreichste Jazzlabel der Musikgeschichte feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag, auch wenn dieses Datum noch nicht der Beginn der großen Erfolgsgeschichte im Genre Jazz wurde. Zunächst nämlich nahmen die Freunde Alfred Lion und Francis Wolff Boogie-Woogie auf: Sessions der Pianisten Albert Ammons und Meade Lux Lewis. Für sie war er eine Säule im Haus des Jazz. Der runde Geburtstag ist eine treffliche Gelegenheit, an die beiden aus Deutschland nach New York emigrierten Herren und ihr im Rückblick überwältigendes Werk zu erinnern.

Das fand auch Siggi Loch, selbst Gründer des Jazzlabels ACT, der die Blue Note-Gründer noch persönlich kannte, mit ihnen zusammen arbeitete und sie zu seinen Vorbildern machte – und kuratierte deshalb eine Band, die ohne Zweifel in der Lage ist, die epochalen Jahre von Blue Note bis zur Mitte der Sechziger Jahre in ein Programm zu gießen, welches einen ähnlich weiten und virtuos geschwungenen Bogen schlägt wie die Künstler von Blue Note.

Das Programm beginnt mit einem Kurzauftritt des Hamburgers Axel Zwingenberger, der am Piano in die frühen Jahre seiner Karriere zurückkehrt und die zu Unrecht gern belächelte Kunst, den Boogie zu spielen, ins rechte Licht zurückholt. Ins Zentrum seiner Retrospektive hat Siggi Loch nun den Saxophonisten Émile Parisien gerückt, um den sich Hochkaräter des europäischen und amerikanischen Jazz versammeln: Theo Croker (Trompete), Glenn Ferris (Posaune), Yaron Herman (Piano), Joe Martin (Bass) und Gerald Cleaver (Drums). Als Special Guest wird noch der Saxophonist Benny Golson mit von der Partie sein, was getrost eine kleine Sensation genannt werden darf. Golson, am 25. Januar dieses Jahres 90 Jahre alt geworden, war noch aktiv an der goldenen Ära von Blue Note beteiligt, sein lyrisch warmer Ton ist, hier einmal stellvertretend für seine stilprägenden Kompositionen und Interpretationen genannt, auch auf dem 1958 entstandenen Meilenstein „Moanin’“ von Art Blakey’s Jazz Messengers zu hören.

Der Name der so formierten Band ‚JAZZ ANIMALS‘ ist eine Reminiszenz an Lion & Wolff und ihren damaligen Spitznamen in den New Yorker Jazzkreisen. „Wir alle sind mit den Blue Note Platten dieser Zeit aufgewachsen“, sagt Parisiens, „und dem Erbe verpflichtet“. Für einen Jazzmusiker wie ihn „war Blue Note im Grunde eine wahre Bibel.“ Das ist, zumindest aus Sicht echter Jazzliebhaber, beileibe keine Blasphemie, sondern die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Auch Siggi Loch hat sich mit dem Virus Jazz infiziert, als er mit 15 Jahren sein erstes Jazzkonzert des Blue Note Künstlers Sidney Bechet hörte. Dessen „Summertime“ soll nun auch den Abend „It must schwing“ eröffnen, es folgen Klassiker– (was auch sonst?) wie John Coltrane, Horace Silver, Art Blakey, Thelonius Monk, Cannonball Adderley, Miles Davis, Lee Morgan, Herbie Hancock und Wayne Shorter. Wie besser als anhand dieser Namen ließe sich die Bedeutung des Labels Blue Note wohl beschreiben? „Dieses Projekt“, sagt dann auch Émile Parisien, ist „eine der besten von den vielen sehr guten Ideen Siggi Lochs“ gewesen, er selbst und seine Band seien Siggi dafür schon jetzt dankbar, „die ganze Jazzgemeinde wird dem wohl folgen“.

Bleibt noch, den leicht skurrilen Titel dieser Karsten Jahnke JazzNights zu erklären. Während Francis Wolff als Fotograf für die bis heute stilbildenden Cover der Alben von Blue Note verantwortlich war, definierte Alfred Lion deren musikalische Grundsätze. Und weil er als Emigrant der Sprache seiner neuen Heimat niemals wirklich mächtig wurde, lautet der von ihm meistüberlieferte Satz „It must schwing“, an den sich alle seine Musiker hielten. Blue Note ohne Groove war und blieb undenkbar. Das ist zwar noch heute so, dennoch lässt Siggi Loch seine Retrospektive Mitte der Sechziger enden. 1967 ging Lion in den Ruhestand, Wolff starb vier Jahre später. Die Musik, der sie zu Weltruhm verhalfen, darf weiterhin als unsterblich bezeichnet werden. Siggi Loch hat sie nun also mitnichten reanimiert, denn sie ist bislang ja noch gar nicht verstorben. Sie riecht nicht einmal komisch. Sie duftet vielmehr himmlisch und verführerisch.

Konzerttermine:
Do. 07.11.2019 DORTMUND Konzerthaus
Fr. 08.11.2019 BADEN-BADEN Festspielhaus
Sa. 09.11.2019 STUTTGART Theaterhaus
So. 10.11.2019 HAMBURG Elbphilharmonie
Mo. 11.11.2019 FRANKFURT Alte Oper
Di. 12.11.2019 LÖRRACH Burghof VVK-Start im Juni
Do. 14.11.2019 BERLIN Admiralspalast
Sa. 16.11.2019 MÜNCHEN Prinzregententheater

Weitere Informationen

Beitragsbild: Herbie Hancock in Aktion. Foto: Abu Dhabi Jazzfestival

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