Die Ebersberger Jazztage – ein grandioses Für- & Miteinander!

Nebel über den Feldern, Blätter rascheln auf dem Boden – es ist Herbst, kühl und grau. In Ebersberg/Grafing dagegen bringt der Jazz Stimmung und Farbe in die Bude. Zum sechsten Mal fanden dieses Jahr die Internationalen Ebersberger Jazztage statt. Mit 19 Veranstaltungen in 7 Locations, 110 Musikern und tausenden jazzgeisterten Besuchern waren die Ebersberger Jazztage auch dieses Jahr wieder ein voller Erfolg. Dieses Festival ist organisatorisch insofern etwas ganz Besonderes, da es sich hierbei um eine Interessengemeinschaft, die IG EBE-JAZZ handelt, die das komplette Programm mit viel Kreativität und Herzblut auf die Beine stellt. Die Organisatoren selbst sowie ehrenamtliche Helfer sorgen mit ihrem Engagement für einen reibungslosen Ablauf und geben den Besuchern die Gewissheit, Teil einer großen Gemeinschaft zu sein, die den Jazz miteinander so richtig feiert. Den Auftakt der mit Spannung erwarteten Jazztage bestritt die österreichische Formation SHAKE STEW unter Leitung von Bassist und Mastermind Lukas Kranzelbinder, die mit zwei Drummern und ekstatischen Improvisationen die Stadthalle Grafing aus den Fugen hob. Tags darauf verzauberte MADELEINE JOEL – von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt – mit ihren Hildguards die ehrwürdige Stadthalle und ließ es …

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Cecile Verny – Erinnerungen an Afrika  

(Text und Fotos: Michael Scheiner) Es war ein Einstand, der einem die Härchen auf der Haut zum Vibrieren bringen konnte. Mit einem dunklen bluesig-balladesken Song weckte die Sängerin Cecile Verny im Leeren Beutel Regensburg Erinnerungen an eine der größten Bluessängerinnen der Rockgeschichte, die unvergeßliche Janis Joplin. Gleichzeitig klang das harmonisch einfache „The Dream“, redundant gespielt, wie die Blaupause eines unbekannten Doors-Songs – intensiv, düster und erregend. Ein fernes Echo an jene bewegte Zeit, als Verny in der Elfenbeinküste gerade auf die Welt gekommen war. Tatsächlich gibt es etwas, was die beiden ganz unterschiedlichen Sängerinnen, die mehr als eine Generation und auch sonst Welten auseinanderliegen, verbindet. Beide sind ohne formale Gesangsausbildung zur Musik gekommen, haben autodidaktisch angefangen und sich ihren Ausdruck selbst erspürt und erarbeitet. Verny, die mit zwölf Jahren nach Frankreich kam und früh zu singen begann, kennt Joplin sicher, obwohl der Blues bei ihrer Liebe zum Jazz nur eine untergeordnete Rolle spielt. Mit ihrem vor Jahrzehnten gegründeten Quartett ist sie bereits mehrfach in Regensburg aufgetreten. Zuletzt vor knapp zehn Jahren, mutmaßten einige Jazzclubmitglieder, die sich die Köpfe darüber zerbrachen, wie oft Verny bereits beim Club …

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Bill Petry zu Gast bei Sven Fallers „Talk & Jazz“

In seinem Projekt „Talk & Jazz“ begrüßt der Bassist Sven Faller Künstlerinnen und Künstler zu unterhaltsamen Gesprächen und gemeinsamem Musizieren live vor Publikum. Zu seinen Gästen zählten bisher Céline Rudolph, Marialy Pacheco, Dominik Glöbl, Bill Petry, Viviane de Farias, Georg Ringsgwandl, Luis Borda, Anna Maria Sturm, Mulo Francel und Cécile Verny. Nun traf der in München jazz-sozialisierte und in der Oberpfalz lebende Bassist auf den Berliner Trompeter Bill Petry. Duoformate haben im Jazz eine lange Tradition und zeichnen sich durch ihre große Nähe zwischen den Musikern aus. Bei Fallers „Talk & Jazz“ sind Gespräch und Musik gleichrangig und so werden auch die Zuhörer sehr persönlich in die Welt der Solisten mit hineingenommen. Petry und Faller sprechen über ihre erste Begegnung mit dem Jazz – bei Faller etwa mit Coltranes „A Love Supreme“ oder bei Petry die Langspielplatte aus dem Schrank des Vaters mit Musik von Fats Waller. Der Weg von diesen ersten Impulsen bis zum heute wird nachgezeichnet, nicht in Form eines Stationenwegs, sondern im gemeinsamen Spielen, Improvisieren und einer lockeren Unterhaltung über Jazzmusik und ihre Helden. Dabei steht gar nicht so sehr das Repertoire …

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Das New Colours Festival als Signal der Hoffnung

(Text und Fotos: Stefan Pieper) Zwölf Konzerte, vier Tage, zehn außergewöhnliche Spielstätten – und die Gewissheit, dass Jazz auch im vierten Jahr seines Bestehens weit mehr ist als nur Musik: Das New Colours Festival in Gelsenkirchen hat sich als kulturpolitisches Statement etabliert. Susanne Pohlen und Bernd Zimmermann haben sich von widrigen Gegebenheiten nicht unterkriegen lassen. Mit vielfältiger Unterstützung, nicht zuletzt aus der lokalen Wirtschaft, demonstrierten sie, was entsteht, wenn kuratorische Sensibilität auf organisatorische Meisterschaft trifft: Klänge mit Substanz, die in verschiedenen ästhetischen Idiomen zu ihrem Publikum finden. Klangräume gegen Kulturkahlschlag Dass es überhaupt stattfinden konnte, grenzte dabei an ein kleines Wunder. Wenige Wochen vor Festivalbeginn drohte das Aus, als das Land NRW seine Förderung zurückzog. Erst das entschlossene Engagement einer regionalen Stiftung rettete die Veranstaltung in letzter Minute – ein Glücksfall, der beim emotionalen Eröffnungskonzert für Tränen der Erleichterung bei den Veranstaltern und überschwängliche Begeisterung beim Publikum sorgte. Die österreichische Jazz Bigband Graz erwies sich in einer reduzierten Besetzung als perfekter „Heart Opener“ für das gesamte Festival. Mit ihrer warmherzigen, mitreißenden Energie brachte die Besetzung um den Saxofonisten Heinrich von Kalnein eine Atmosphäre der Verbundenheit …

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EBE-JAZZ 2025: Das besondere Festival 

Vor genau 10 Jahren hat alles begonnen, als sich ein paar „verrückte“ Jazz Enthusiasten in Ebersberg zusammengesetzt und beschlossen haben: wir veranstalten ein Jazzfestival. Bereits im ersten Jahr traten beim EBE-JAZZ 2015 u.a. Stars wie Chris Potter und Ron Carter auf. Das Festival war ein großer Erfolg für die Region und so finden nun alle 2 Jahre im Herbst traditionell die Ebersberger Jazztage statt. Zum sechsten Mal lädt der Veranstalter dieses Jahr vom 10.-19. Oktober zum diesjährigen EBE-JAZZ ein. Und das Programm kann sich wie immer wieder sehen lassen. Wie bereits in den Vorjahren werden sowohl die Stadthalle und Stadtbücherei in Grafing, als auch das alte Kino, die Galerie an der Rampe, die Musikschule oder der Alte Speicher in Ebersberg bespielt. Den Auftakt des Festival bestreitet dieses Jahr die Band Shake Stew (10.10.), gefolgt von Madeleine Joel & the Hildeguards mit ihrem Programm zum 100. Geburtstag von Hildegard Knef (11.10.), die EBE-JAZZ Big Band (12.10) präsentiert dieses Jahr „The Funky Side of Jazz“, das Camille Bertault Quintett gibt sich mit „Bonjour mon amour“ die Ehre (16.10.), die NDR Big Band und ToyToy verbinden Big Band …

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Bezau Beatz 2025 – „Alle lieben Jazz“: 

(Text und Fotos von Robert Fischer) 25 Regentage im Juli und viel zu kühle Temperaturen für diese Jahreszeit: Die Vorzeichen schienen ungünstig, aber rechtzeitig zum Start im August zeigte der Sommer im Bregenzerwald, was er kann. Was sich auch über die Macher dieses heuer zum 18. Mal stattfindenden, also volljährig gewordenen Festivals im beschaulichen Ort Bezau sagen ließe. Für Alfred Vogel, selbst Schlagzeuger und Labelbetreiber (von Boomslang Records) sowie definitiv die gute Seele dieses Festivals, war es das zweite Jahr nach seiner lebensbedrohlichen Erkrankung, die er zum Glück gänzlich überstanden hat. Und spätestens, als am ersten Tag dieses dem Jazz, der experimentellen Musik wie der Avantgardszene gewidmeten Festivals spätnachts ein hell leuchtender Vollmond am Himmel über Bezau stand, war klar, dass sich die Vorzeichen endgültig ins Positive gewendet hatten. Alfred Vogel war es auch, der – wie schon im Vorjahr zusammen mit seinem Schlagzeuger- und Labelkollegen Valentin Schuster – moderierend durch das Geschehen leitete. Schon die früh im Festivalverlauf von ihm zu hörende, auf die Erwartungshaltung eines möglichst pünktlichen Anfangs der Konzerte gemünzte Bemerkung „Das ist nicht die Schweiz, das ist Bezau“ gab eine angenehm grundsätzliche …

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Die Ruhe, die Tiefe und das Möwengeschrei: das „Ystad Sweden Jazz Festival“

Traumwetter und funkelnde Töne an vier Tagen: Im südschwedischen Ystad, der Heimat des Roman- und Film-Ermittlers Kurt Wallander, herrschte jetzt bei der 16. Ausgabe des hervorragenden dortigen Jazzfestivals idyllische Stimmung. Und es gab mitreißende Konzerte von Musiker:innen wie Catherine Russell, Dave Holland und Mike Stern. Strahlend blauer, wolkenloser Himmel, in einem Garten spielt ein Trio auf einer Terrasse unter einem Birnbaum mit üppigen, noch grünen Früchten. Auf einer Wiese davor, neben weit geöffneten Rosenblüten ein schwelgendes Publikum, das einen besonders entspannten Nachmittag genießt. Bassist Hans Backenroth, Trompeter Thomas Fryland und Gitarrist Jacob Fischer spielen mit swingender Gelassenheit und entspannt-beiläufiger Virtuosität Standards wie „My melancholy Baby“ und „Bluesette“, lassen ungemein klare Trompetentöne in die Höhe schweben und fangen sie mit den beseelt-bewegten Klängen des Kontrabasses und der Gitarre wieder auf. Ab und zu fliegt eine Möwe über den Garten und mischt sich mit offenbar animiertem Kreischen ins musikalische Geschehen ein. Solche Momente kann man in Ystad erleben, jener Stadt, in der Henning Mankells Roman- und Film-Ermittler Kurt Wallander so manchen düsteren Fall löste. Seit 2010 gibt es dort das „Ystad Sweden Jazz Festival“. Und jedes Jahr …

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Ein letztes kleines Jazz-Woodstock? Betrachtungen vom Inntöne-Festival 2025

Wie langweilig, einen Festivalbericht mit dem Wetter zu beginnen. Aber seit Paul Zauners Inntöne-Festival, der „Jazz auf dem Bauernhof“ in Diersbach bei Schärding, während und wegen der Corona-Zeit von Pfingsten auf Juli und von der Scheune aufs freie Feld wanderte, ist das Wetter natürlich ein wichtiges Thema. Wie bei allen Open Airs braucht man Glück, und das hatten die Inntöne bisher stets, von minimalen Gewitter-Unterbrechungen abgesehen. Auch heuer blieb es die gesamten drei Tage trocken, schön und warm. Alles war also wieder angerichtet für das kleine Jazz-Woodstock: Dieses fröhlich-freundliche Kampieren, Flanieren und sich Delektieren rund um die Musik. Anders als vor 55 Jahren in Bethel ohne Regenschlacht und Verkehrs-Chaos, dafür mit allen nötigen Facilities und kulinarischer Rundum-Versorgung. Das ebenfalls fast immer glückliche Händchen von Paul Zauner beim Festival-Line-Up setzte sich fort. Jeder, selbst ein ausgewiesener Jazz-Experte, konnte hier wieder Entdeckungen machen. Schon am Freitag zum Beispiel die trotz langer Karriere und Kollaborationen mit The Brand New Heavies, Bobby McFerrin oder auch Till Brönner hierzulande weitgehend unbekannte britische Sängerin Heidi Vogel, die zeigte, dass es auch in der wilden Londoner Szene ganz klassischen Jazzgesang rund um …

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Open Air am Hürther Jazzkeller mit Tudo Azul und Radius

(Von Günter Reiners) Das Wetter spielte zwar nicht ganz mit, doch das tat der Stimmung keinen Abbruch: Am ersten August-Wochenende zeigten sich die Konzertbesucher an beiden Tagen bei den OpenAir Konzert am Hürther Jazzkeller begeistert. Tudo Azul Die junge Formation überzeugte mit abwechslungsreichen brasilianischen Rhythmen, bei denen selbst die Querflöte harmonisch in die Klangwelt passte – tropisches Sommerfeeling trotz frischer Temperaturen! Ein mitreißender Abend voller Leidenschaft und musikalischer Raffinesse. Tudo Azul präsentierte brasilianischen Jazz in seiner ganzen Vielfalt, mal schwungvoll, mal gefühlvoll, aber stets mit beeindruckender Spielfreude Das Programm überzeugte mit einer gelungen Mischung aus Eigenkompositionen und bekannten brasilianischen Klassikern, die das Publikum gleichermaßen überraschten wie begeisterten. Hervorzuheben ist das exzellente Zusammenspiel der Musiker, routiniert, sicher fein aufeinander abgestimmt. Ein Abend, der eindrucksvoll bewies, wie lebendig und facettenreich brasilianischer Jazz sein kann. Radius feat. Leonora Ein Tag später sorgte Radius mit sattem Sound für Gänsehautmomente, während sich Leonora mit einfühlsamem Gesang direkt in die Herzen des Publikums sang. Sie brachte mit ihrer kraftvollen Perfomance pure Lebensfreude auf die Bühne. Mit ihrer gefühlvollen und eindringlichen Stimme zog sie das Publikum vom ersten Ton an in ihren …

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Internationales Jazzweekend in Unterföhring 2025

Kaum zu glauben wie schnell die Zeit vergeht. Schon wieder ist ein Jahr vorbei und die Sommer-Jazz Festivalsaison steht in München vor der Tür. Traditionell beginnend mit dem Internationalen Jazz-Weekend im Bürgerhaus Unterföhring. Auch dieses Jahr hat der künstlerische Leiter Harald Scharf wieder ein atemberaubendes Programm auf die Beine gestellt. Die gesamte Organisation des Teams lief im Hintergrund perfekt. Akustisch ist das Bürgerhaus Unterföhring eine ungemein angenehme Spielstätte und mit dem Italiener „Il Diamante“ ist im Haus auch gleich für das leibliche Wohl gesorgt. Explodierender Sound Das Internationale Jazz-Weekend startete mit Sophye Soliveau. Sie ist eine großartige, vielseitige Sängerin, Chorleiterin und Harfenistin mit Wurzeln in Guadeloupe. Gemeinsam mit dem Bassisten Eric Turpaud, Japhet Boristhene am Schlagzeug sowie den VokalistenInnen Rosanne Joseph, Slighty Maitrel und David Tshimanga verzauberte sie das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute mit einem abwechslungsreichen musikalischen Programm, das mit einem Solo-Stück auf ihrer Harfe begann. Danach explodierte der Sound förmlich. Soliveaus Repertoire war unglaublich vielseitig, angefangen von jazzigen Balladen bis hin zu Gospel, R&B und pulsierendem Soul war alles dabei und immer wieder, zum Verschnaufen zwischendurch, Impressionen auf der Harfe …

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