Fortsetzung geglückt: Sparks & Visions im Regensburger Theater

Niveau gehalten, Fortsetzung geglückt: Auf diesen Nenner lässt sich die zweite Ausgabe des Internationalen Jazzfestivals Sparks & Visions vom 19. bis 21. Januar im Theater Regensburg bringen. Anastasia Wolkenstein hatte für das Januar-Wochenende wieder ein beachtliches Line-up auf die Beine gestellt und das Publikum war spürbar konzentriert und enthusiastisch bei der Sache. Sparks & Visions, Tag 1 Den Auftakt bildete Ganna Gryniva mit ihrer eigensinnigen Umsetzung ukrainischer Volkslieder, die sie bei einer Reise in ihre Heimat kennen und lieben gelernt hat. Als vokal-instrumentale Performance ist das von beeindruckender Virtuosität. Ohne jegliches technisches Ruckeln, ohne auch nur eine winzige Trübung der Intonation schichtet GANNA – so ihr Künstlername – mittels Loops eine Vokalstimme über die andere und reichert dies mit teils live eingespielten, teils als Backingtracks vorproduzierten Spuren aus Begleitklängen und Beats an. Wohlkalkulierte Schreie und Juchzer oder Töne aus dem Mundwinkel heraus bereichern das vokale Spektrum, doch bald stellt sich eine gewisse Sättigung ein. Denn melodisch-harmonisch bleibt die Bandbreite beschränkt, die Stücke und die Herangehensweise – melancholisch Getragenes wechselt sich mit stärker Rhythmisiertem ab – ähneln sich ziemlich. Wem hier Ecken und Kanten gefehlt hatten, …

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Shortcut beim Jazzfestival Münster: Fenster zur aktuellen Musik Europas

Von Stefan Pieper. Auch in seiner kleinen „Shortcut“-Ausgabe bewies das Internationale Jazzfestival Münster zum Jahresauftakt seine verlässliche hohe Qualität und Relevanz, vor allem durch Premieren, welche die Fenster für die reiche aktuelle Musik in Europa weit öffnen – ebenso wie ein Konzert in der Dominikanerkirche, das einen spannenden Bezug zur Historie und reichen kulturellen Gegenwart der Stadt herstellte. Auf der Höhe der Zeit Schmücker kuratiert dieses Festival seit fast 40 Jahren und erneuert es immer wieder auf der Höhe der Zeit. Und das lief direkt zu Beginn der Konzert-Trilogie im Münsteraner Theater auf eine Zelebration maximaler künstlerischer Aufbruchsstimmung hinaus: Die junge italienische Violinistin Anaïs Drago ist „die“ Entdeckung schlechthin! Zusammen mit Federico Calcagno, der Klarinette und Bassklarinette spielt, und Max Trabucco am Schlagzeug und Perkussion entfaltet sich ein innovativer Musizieransatz, der spektakulären Gleichklang zwischen improvisatorischer, virtuoser, neutönerischer und lyrischer Bravour herstellt. Kann man ein Instrument mehr lieben als diese junge Musikerin, die unter anderem das Orchestra Nazionale Jazz Giovani Talenti unter Paolo Damianis Leitung zu einer ihrer maßgebenden Talentschmieden zählt? Sie versteht und behandelt ihr Instrument ganzheitlich, so viel ist hör-, sicht- und spürbar. Zunächst …

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Alle Jahre wieder – Weihnachtskonzert der Jazzrausch-Bigband und der Münchner Symphoniker

Alle Jahre wieder… kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch die Jazzrausch-Bigband. Nämlich zu swingenden Weihnachtskonzerten. Und das von Anfang an, seit ihrer Gründung 2014, und mittlerweile auch deutschlandweit. Der so umtriebige wie geschäftstüchtige Band-Gründer und -Leiter Roman Sladek ist mit seinem Weihnachts-Projekt auch beim weihnachtsaffinen Label ACT auf offene Ohren gestoßen; nach dem ersten Album mit dem dieser Bigband Hohn sprechenden Titel „Still! Still! Still!“ folgte folgerichtig im letzten Jahr „Alle Jahre wieder!“. In München gab es heuer mit diesem Programm nach einem Doppelkonzert im Jazzclub Unterfahrt auch wieder ein Weihnachtskonzert in der Isarphilharmonie. Und da Sladek und die JRBB immer für Überraschungen gut und auf der Suche nach Neuem und Ausgefallenem sind, dachte man sich für das Gasteig-Ausweichquartier etwas Besonderes aus. Zusammen mit den ebenso experimentierfreudigen Münchner Symphonikern tat man sich mit Unterstützung der Stadt München für ein weiteres Doppelkonzert zu einem fast 80-köpfigen Klangkörper zusammen, wie er in den USA in den 30-er Jahren beliebt war. Nicht Bigband mit Streicherbegleitung sollte es sein. Die beiden Orchester spielten zusammen und miteinander oder alleine. Bläser der Bigband solierten vor dem gesamten Ensemble oder auch …

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CD-Release Party der Munich Lab Band im Jazzclub Unterfahrt

Traditionell ist der Montagabend im Münchner Jazzclub Unterfahrt den Big Bands vorbehalten. Montag, den 18. Dezember, gab es mit der Munich Lab Band einen besonderen Big Band Abend zu feiern. Anlässlich ihres Release der CD „The Way Things Are“ gab es im voll besetzten Club ein Konzert das Maßstäbe setzte. Vor gut fünf Jahren wurde die Munich Lab Band von den Münchner Komponisten und Jazztrompetern Felix Ecke und Vincent Eberle ins Leben gerufen. Beide verbindet seit Jahren, beginnend mit ihrer gemeinsamen Zeit beim Landesjugendjazzorchester Bayern, eine enge Freundschaft. Aus einem Traum wurde mit der Munich Lab Band Realität. Auf der Suche nach der passenden Besetzung wurde man schnell fündig und das Line-up liest sich wie ein Who is Who der Münchner Jazz Szene. Von Nils Kugelmann über Valentin Renner, Luca Zambito, Valentin Preissler, Tom Förster, Moritz Renner oder Jonas Brinckmann, um nur ein paar der Musiker aufzuführen, versammelt sich hier die Crème de la Crème der Szene und spielt was das Zeug hält. Doppelspitze Ecke/Eberle Bei den Arrangements der CD  „The Way Things Are“ sticht ein Merkmal besonders hervor. Man merkt, dass hier ein Trompeter …

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Drei glorreiche Pianisten beim 8. Jazz Piano Marathon in Ottobrunn

Wieder einmal beschloss das Wolf-Ferrari-Haus in Ottobrunn bei München seine von den Brüdern Cornelius Claudio & Johannes Tonio Kreusch geleitete Reihe „Ottobrunner Konzerte“ in der Vorweihnachtszeit mit einem Jazz Piano Marathon. Bei der 8. Ausgabe teilten sich die Strecke der Mailänder Antonio Faraò, der Züricher Nik Bärtsch und der Lokalmatador Cornelius Kreusch als Solisten. Der Gastgeber eröffnete über 20 Minuten bescheiden, aber ungestüm mit kurzen Improvisationen, in denen er nach eigenen Worten sein Wesen offenbarte. Nik Bärtsch spielte seine faszinierenden „Module“ im Habit und Habitus des Zen-Meisters, repetitiv und minimalistisch, mit intensiver Spannung in feinsten Veränderungen, direkt auf den Saiten auch mal Koto-Harfen-Klänge erzeugend. Mystisch  zog er mit seiner „ritual groove music“ in den Bann. Aus dem zog, das Publikum ganz anders mitreißend, abschließend Antonio Faraò mit dem ganzen Reichtum der modernen Jazzpiano-Tradion. In langen Improvisationen – mit oft verschwenderisch vielen Noten – gab er dem Marathon eine sportliche Note und verausgabte sich dabei auch physisch.

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Ingolstädter Jazztage: Partys & Feierlaune bei Jazz in den Kneipen

Die Ingolstädter Jazztage dieses Jahr mit ihrer 40. Ausgabe. Das ist in vielerlei Hinsicht beachtenswert. Zum einen, weil die Veranstaltungen nun zum letzten Mal unter der Leitung von Jan Rottau stattfanden, zum anderen weil ein bewährtes Konzept mal wieder aufgegangen ist. Bleibt abzuwarten, wie sich die Jazztage in der Zukunft entwickeln werden. Einfacher wird es sicherlich nicht. Die legendären Jazzpartys Seit Beginn an prägen die Jazzpartys im NH-Hotel die Ingolstädter Jazztage. Auch dieses Jahr gab es wieder ein beachtliches, abwechslungsreiches Lineup. Wie schon in den vergangenen Jahren gab es zwei Bühnen: im Hotelrestaurant und im Triva Tagungsraum. Billy Cobham‘ Spectrum 50 bestritt den Auftakt der ersten Jazzparty gleich mit seinem Klassiker „Crosswinds“ und hatte das Publikum sofort im Griff. Auf der Bühne im Restaurant feierten die Jazzfans ausgelassen ihre Legende. Trotz des engen Zeitplans gab es nach tosendem Applaus noch eine kurze Zugabe. Die danach auftretenden Yellowjackets hatten es danach nicht leicht. Nach 30 Alben und über 40 Jahren Bühnenpräsenz gab es zwar keine großen musikalischen Überraschungen, dafür soliden Fusion-Jazz garniert mit Evergreens wie „Man Facing North“, „Imperial Strut“ und als letzten Song die Ballade …

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Rückblick auf das 34. JIM-Jazzfest in München

Rückkehr in die alte Heimat und Eintritt in eine hoffentlich jüngere Zukunft: Das 34. Jazzfest München der Jazzmusiker-Initiative JIM fand 2023 an vier Abenden abwechselnd auf zwei ganz unterschiedlichen Bühnen statt – in der Black Box des Fat Cat, ehemals Gasteig, und im Blitz-Club im Deutschen Museum. Beide boten mit ihren intimen räumlichen und sehr guten akustischen Gegebenheiten beste Bedingungen einerseits für vorwiegend akustischen Jazz, andererseits für elektronisch verstärkte Musik auch über die Genregrenzen hinaus. Aktuell und museal Im Blitz entfernte sich der Jazzmusiker und Synthesizer-Spezialist Mario Schönhofer am weitesten vom Ausgangspunkt. Auf musealen Doepfer-Analog-Synthesizern aus den Beständen des Deutschen Museums improvisierte er gleich an zwei Abenden künstliche Klänge über stampfendem Techno-Beat. Die Unzahl von Knöpfen, Tasten, Drehreglern und Kabelverbindungen bediente er dabei verblüffend souverän, in tänzelnden Moves. Bei „Stromschlag“ sorgten Keyboarder Michael Hornek und Schlagzeuger Gerwin Eisenhauer für klangliche und rhythmische Abwechslung und verstärkten die Sogwirkung der elektronischen Musik. Bei „Analogstrom“ kam da Partner Andreas Rieke alias AND.Ypsilon von den „Fantastischen Vier“ nur bedingt mit und schien oft im doppelten Sinn daneben zu stehen. Für einige Zuhörer endete die Faszination dieser handgemachten elektronischen Musik …

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Bemerkenswert: 4 Wheel Drive in der Isarphilharmonie

Das Konzert am 1. November 2023 war in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zum Ersten war die Isarphilharmonie nahezu ausverkauft. Nur mit suchendem Blick in hintere Reihen konnte man noch ein paar leere Plätze entdecken. Die Erzählung, Jazz abseits der internationalen Superstars sei nicht mehrheitsfähig, wurde daher zumindest mit diesem Abend nonchalant widerlegt. Zweitens brachten Nils Landgren, Michael Wollny, Lars Danielsson und Wolfgang Haffner mit lachender Leichtigkeit gerne antagonistisch verstandene Lager zusammen. Viele ihrer Stücke hatten Wurzeln im Pop. Sie adaptierten Songs von Simon & Garfunkel, Elton John, Phil Collins und überführten sie in einen weiter gefassten Kontext, wo akustische Arrangements und improvisierende Variationen dem eigentlichen Ohrwurm andere Gestaltungsfacetten hinzufügten. Raffinesse als Konzept Das Quartett 4 Wheel Drive schaffte es aber vor allem, bei aller Zugänglichkeit die Komplexität nicht zu vergessen. Man erkannte zum Beispiel die Vorlage „Sound Of Silence“. Sie war aber zugleich eine feingliedrige, bis in die Nuance raffiniert balancierte Jazzballade, die dem Original weit mehr zutraute als die ursprüngliche Melancholie des songschreibenden Urbanitätsflüchtlings. Lars Danielssons Kontrabass wirkte über den Abend hinweg im Vergleich zu seinen eigenen Projekten klangfunktional ein wenig blass. Nils Landgren brillierte …

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NueJazz 23 in Nürnberg: Eine zehnjährige Erfolgsgeschichte

Man hat eine Erfolgsgeschichte feiern können Ende Oktober in Nürnberg. In zehn Jahren hat sich das NueJazz-Festival vom Versuchsballon des Vereins Nürnberger Jazzmusiker zum weithin beachteten Aufgalopp nationaler wie internationaler Größen entwickelt. Auch heuer haben die Gründer und Leiter Frank Wuppinger und Marco Kühnl beim gelungenen Jubiläum ein aufsehenerregend abwechslungsreiches und mitreißendes Programm vorgelegt. „Anfangs haben wir einfach befreundete Musiker eingeladen,“ erzählt der Gitarrist Marco Kühnl, der gemeinsam mit dem Kontrabassisten Frank Wuppinger die Sache ausgebrütet hat – als Herzensangelegenheit von Musikern eben. „Nach und nach hat es sich professionalisiert. Aber wir haben uns den Musikerblick erhalten.“ Ein Blick, der sich nicht nach Verkaufszahlen oder Presse-Echo richtet, sondern sich auf das eigene Gespür für die zum Festival passenden Kollegen verlässt. Ob Newcomer oder etablierte Stars, passend sind sie, wenn sie „auch ungeübten Hörern die Angst vor dem Jazz nehmen,“ wie es Wuppinger formuliert. Dementsprechend haben Stil- oder Genregrenzen nie eine Rolle gespielt. Auch Hip-Hop-, Indie-Pop- oder DJ-Acts finden Platz, solange sie im Jazz-Spirit stehen. Hauptsache, es ist hochkarätig, spannend und aktuell. „Kein Mainstream, kein Motto“, bringt Kühnl das Festival-Konzept auf den Punkt. Die Schwerpunkte Was …

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EBE-Jazz 23: was das Festival-Herz begehrt

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. So auch beim diesjährigen EBE-Jazz 23. Das Eberberger Jazzfestival, das seit 2015 alle zwei Jahre stattfindet, hatte werbetechnisch eine ganz besondere Aktion vorbereitet. Eine Woche vor Beginn, und damit gleich nach der bayerischen Landtagswahl, wurden die Plakatwände der Parteien, offiziell genehmigt, unter dem Motto „Vote For Jazz“ mit Jazzplakaten von fünf Fotografen überklebt. Die wohl beste Werbung für das Festival im öffentlichen Raum. Auf dem Marktplatz in Ebersberg und Grafing, auf den Einfallstraßen, überall klebten die eindrucksvollen Motive. Organisiert vom Kunstverein Ebersberg gab es zusätzlich zur Kunst im öffentlichen Raum parallel zum Festival auch eine Ausstellung in den eigenen Räumen. EBE-JAZZ 23 – Das Festival Vorab als Anmerkung: beim Veranstalter dieses Festivals handelt es sich um eine Interessengemeinschaft, die IG EBE-Jazz, die das Ganze auf die Beine stellt. Anders als ein rein kommerzieller Veranstalter, kann man auf der einen Seite freier agieren, neben Stars vor allem auch lokale Aktionen forcieren und einbinden, muss aber dabei auch das finanzielle Risiko und alle Ausgaben im Blick behalten, Sponsoren auftreiben und ehrenamtliche Mitarbeiter rekrutieren. Den Startschuss der mittlerweile fünften Eberberger Jazztage gab …

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