Angelika Niescier im Trio und Albert Mangelsdorff Preis der UdJ. Foto: Petra Basche

Nebensonnen, Sonnenschein – Jazzfest Berlin 2017 (Freitag)

… und es gibt Tage, da ist man gerne als Kritiker unterwegs. Denn es gibt viel Schönes zu berichten. Von einer Preisträgerin und von einem grandiosen Klaviersolo. Angelika Niescier auf der einen Seite im Trio mit Tyshawn Sorey (dm) und Chris Tordini (b). Ja, den beiden aus dem gestrigen Trio. Aber was für ein Unterschied nun. Danach ein 65-Minuten Klaviersolo von Michael Wollny, das komplett die Zuhörerinnen in den Bann schlug. Doch der Reihe nach. Albert-Mangelsdorff-Preis der UdJ an Angelica Niescier Alle zwei Jahre wird dieser von der Union der Jazzmusiker (UdJ) seit 1994 dieser „Deutsche Jazzpreis“ in zweijährigem Turnus verliehen. Dieses Jahr ging die Auszeichnung an die Saxophonistin Angelika Niescier, die, wie man so sagt „umtriebige“, ruhelose Musikerin am Saxophon, Kuratorin, Komponistin, Arrangeurin, Pädagogin, Aktivistin. Reihenfolge mag man umstellen wie man möchte, im Zentrum steht jedenfalls sie selbst mit ihrem Instrument und ihren Auftritten. Die UdJ erkannte ihr den Preis im Wert von 15.000 Euro also zu. Ein Preis, vergeben von einer unabhängigen Fachjury, finanziert von Deutschem Komponistenverband, GEMA und GVL. Ganz im Gegensatz zum fragwürdigen und inhaltsleeren Medienereignis des ECHO Jazz, der mehr …

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Jazzfest Berlin 2017. Tyshawn Sorey. Foto: Petra Basche

Heimatabend ohne Spirit beim Jazzfest Berlin 2017 (Donnerstag)

Natürlich läuft das Jazzfest Berlin offiziell längst seit man im Schloß Bellevue unter die Fittiche von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier genommen wurde. Die ersten Konzerte auf der Festspiel-Bühne fanden aber erst am Donnerstag statt. Zwei Ensembles, in Besetzung und Ansatz denkbar konträr, schlugen auf der Klangfläche auf. Nicht immer gerade funkensprühend oder funkenstreuend – und auch nicht feuertrunken. Ein Männer-Trio aus den USA und eine Männerbigband aus dem Norden Deutschlands, verstärkt mit norwegischen Musikern. Und: natürlich einer Sängerin. Es gibt Tage, da mag man nicht gerne Kritiker sein. Der erste Abend des Jazzfests Berlin war so einer. Das Tyshawn Sorey Trio und die erweiterte NDR-Bigband legten sich nämlich anfangs stark ins Zeug und scheiterten wenig grandios im Lauf ihrer Auftritte. Warum unangenehm: Weil man eigentlich freudig Schönes berichten möchte, aber nicht kann. Tyshawn Sorey Trio – Zwischen Klangkunst und Abklang Der Pianist Cory Smythe betritt die Bühne und baute aus sparsam zusammengesetzten Klänge, repetierend schönste glockenähnliche Klangstrukturen. Pedalisiert, sich langsam auffüllend. Mal werden sie stark musikalisch angereichert und gewürzt, dann wird es wieder wundervoll leer. Ein Grundmuster, zart und von geradezu träumerischer Leere und Luftigkeit. Nach …

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