Dresdens Jazzclub macht dicht, weil er undicht ist und die Stadt ihn nicht dicht bekommt

Mit dem Klimawandel ist schlecht zu improvisieren: Wenn es regnet in Dresden, fällt der Jazz buchstäblich ins Wasser. Jazz und Bürokratie sprechen grundsätzlich verschiedene Sprachen. Wenn die freie Improvisation auf starre Strukturen trifft, ist Stillstand angesagt. Im Jazzclub Tonne, Dresdens wichtigstem Aushängeschild in Sachen Jazz, ist nun das Gegenteil eingetreten. Weil die Rathaus-Bürokratie der sächsischen Landeshauptstadt über Jahre hinweg nichts bewegt hat, mussten sich die Vereinsmitglieder des Tonne e.V. am vergangenen Wochenende mal wieder sputen, um Wasserschäden nach einem Gewitterguss auf ein Mindestmaß zu begrenzen. Der für seine Arbeit bereits zum wiederholten Mal mit dem Spielstättenprogrammpreis der Bundesregierung ausgezeichnete Club residiert seit mehr als zehn Jahren im Keller des sogenannten Kulturrathauses von Dresden, einem historischen Sandsteingewölbe mit urigem Charme. Die Schattenseite dieses Gemäuers: Wenn es heftig regnet, drückt das Wasser durch die Substanz. Das ist seit langem bekannt und wurde vor gut drei Jahren mit einem Provisorium halbwegs abgedichtet. Provisorien Die damals verlegte Spezialfolie, so Tonne-Geschäftsführer Steffen Wilde, war von vornherein für etwa zwei Jahre ausgelegt. In der Zwischenzeit sollte nach einer dauerhaften Lösung gesucht werden, also entweder eine komplette Sanierung des über dem Veranstaltungsraum …

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Gute Nachricht auch für Jazzclubs: Bund stellt 1,5 Millionen für Digitalisierung bereit

„Für die Umstellung der Livemusikclubs auf die digitale Aufführungstechnik startet der Bund ein neues Förderprogramm. Mit 1,5 Mio. Euro können in 2015 mehr als 100 kleine und mittelgroße Musikspielstätten bundesweit unterstützt werden“, teilten der haushaltpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion Norbert Barthle und der zuständige Berichterstatter Rüdiger Kruse mit. Das Konzept hierfür, welches im parlamentarischen Verfahren sofort überzeugte, hatte der Bundesverband Live Musik Kommission (kurz Livekomm) entwickelt. LiveKomm und Initiative Musik begrüßen dabei gemeinsam, dass der Bund nach der Einführung des Spielstättenprogrammpreises Rock, Pop, Jazz, nun den Clubs auch bei technischen Investitionen hilft. Das neue Förderprogramm soll die Umstellung in den Clubs auf digitale Technik, wie Mischpulte, Lichttechnik oder DJ-Set-ups unterstützen. „Die Förderung wird konkrete Hilfe zur Verbesserung der Infrastruktur bieten. Sie unterstreicht die Wertschätzung des Parlaments für die Livemusikkultur“, betont Prof. Dieter Gorny, der Aufsichtsratsvorsitzende der Initiative Musik. Karsten Schölermann, erster Vorsitzender der LiveKomm: „Eine Förderung in diesem Bereich ist für die Umsetzung kultureller Darbietungen in den Spielstätten enorm wichtig. Auszubildende im Bereich Veranstaltungstechnik werden bereits auf die digitale Technik vorbereitet, jedoch ist in vielen Clubs eine Umstellung auf diesen neuen Standard aufgrund der finanziellen Ausstattung …

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Spielstättenprogrammpreis 2014 vergeben

Für ihre herausragenden Livemusikprogramme wurden gestern am 17. September 2014 in Hamburg 31 Clubs und 27 Veranstaltungsreihen aus Deutschland von Kulturstaatsministerin Monika Grütters mit dem Spielstättenprogrammpreis Rock, Pop Jazz 2014 ausgezeichnet. Der bundesweite Preis wurde nach 2013 bereits zum zweiten Mal vergeben. In diesem Jahr gehen an die Spielstätten sowie Veranstalterinnen und Veranstalter insgesamt 900.000 Euro an Preisgeldern. Die Initiative Musik realisiert den Spielstättenprogrammpreis Rock, Pop, Jazz 2014 unter Einbeziehung der Bundeskonferenz Jazz und der LiveMusikKommission, dem Verband der Musikspielstätten in Deutschland e.V.  „Die kleinen und mittleren Livebühnen sind mit ihren ambitionierten und innovativen Programmen abseits des Mainstreams ein wichtiger Bestandteil unserer Kulturlandschaft“, erklärt Staatsministerin Prof. Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). „Sie bieten Kulturorte mit Atmosphäre, in denen Musikerinnen und Musiker ihr Publikum finden. Aus überzeugter Leidenschaft für die Sache gehen die Betreiberinnen und Betreiber dieser Clubs oft bis an die Grenze zur Selbstausbeutung. Der Spielstättenprogrammpreis Rock, Pop, Jazz soll die Arbeit dieser kulturellen ‚Ermöglicher‘, die oftmals ohne oder nur mit geringer öffentlicher Förderung für hochwertige Kulturerlebnisse sorgen, stärker in das öffentliche Bewusstsein rücken.“  Die besonderen Auszeichnungen für die „Spielstätte …

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Die taktlos-Nachrichten vom 12.12.

Vergangenen Donnerstag widmete sich das musikmagazin taktlos der neuen musikzeitung und des Bayerischen Rundfunks dem Jazz. Unter dem Titel „Jazz prekär“ ging es eine Stunde lang um die Lebens- und Überlebensbedingungen der Musiker, Spielstätten, Kritiker und des Publikums. Jetzt gibt es den Podcast zum Nachhören sowie ein paar Impressionen hier. Zu Gast waren übrigens Oliver Hochkeppel, Monika Roscher und Michael Stückl sowie das Duo Kreitmeir und Zehrfeld. Zum Nachlesen veröffentlichen wir an dieser Stelle die taktlos-Nachrichten: Berlin: Ab kommendem Jahr will die schwarz-rote Bundesregierung den blasmusiklastigen oder auch orchestral-pomadigen Klang der deutschen Nationalhymne auffrischen. Das teils swingende, teils bebopige Arrangement Klaus Doldingers wird künftig vom Bundes-Jugend-Jazzorchester interpretiert. Den Text rappt exklusiv im Rahmen politisch ersehnter Inklusion: Bushido. Leipzig/Köthen. Neue Manuskriptfunde belegen: Johann Sebastian Bach leitete während seine Kantorenzeit in Leipzig bereits eine BigBand. Bislang sind die Manuskripte von Musikwissenschaftlern als gefälschter Humbug abqualifiziert worden. Erst der Jazzforscher Martin Pfleiderer von der Musikhochschule Weimar hat den tieferen Sinn der Kompositionen wie „It’s enough“ oder „Nobody knows the trouble I’ve seen“ entdeckt. In diesem Zusammenhang bekommt auch endlich die angeblich vollkommen falsch gestimmte Orgel des Jazzclubs Köthen einen …

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Jazzclub des Monats November: Der Jazzclub Regensburg

Der Jazzclub Regensburg wurde vom Staatsminister für Kultur und Medien mit dem Spielstättenprogrammpreis 2013 ausgezeichnet. Aus 320 Einsendungen wählte eine Fachjury 55 Preisträger in drei Kategorien aus. Damit zählt der Jazzclub Regensburg zu insgesamt noch 12 ausgezeichneten Clubs aus Bayern. Unsere Mitarbeiterin Caro Kirsch hat sich den Club näher angeschaut. Mitten in der Innenstadt der 130.000-Einwohner-„Metropole“ Regensburg und doch versteckt in einer kleinen Seitengasse gibt nur ein kleines Schild einen Hinweis auf den Sitz des Jazzclubs Regensburg in der Bertoldstraße. Seit 1988 hat der gemeinnützige Verein hier ein kleines Büro gemietet, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Saal des Leeren Beutels, in dem die Livekonzerte stattfinden, die der Jazzclub das ganze Jahr über organisiert. Schon in den 1970ern gab es erste Bestrebungen, den Jazz in die Stadt an der Donau zu bringen. Der Pianist und Jazzpionier Richard Wiedamann rief in privater Initiative den Jazzkeller Rabozil ins Leben, der aber 1980 einem Hochwasser zum Opfer fiel. Der nächste Versuch durch das Ehepaar Winnie und Traudl Freisleben, Livekonzerte in der Kulturkneipe Einhorn zu initiieren, war nachhaltiger von Erfolg gekrönt. Aus diesen Vorläufern entstand 1987 der Jazzclub Regensburg e.V. Heute …

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Neues aus Moers

In Moers wird gebaut. Die Umbauten in der neue Festivalhalle haben begonnen. Aktuell wird noch nicht um- sondern nur zurückgebaut was langjährige Nutzung als Theater und Tennishalle übrig gelassen haben. Zum Umzug des Moers Festivals 2014 vom gewohnten Zelt in eine feste Halle haben wohl verschiedene Gründe geführt. Über die Jahre hatten sich die Kosten für die Bewachung des Geländes so stark erhöht, dass sogar Kürzungen bezüglich des Programms nötig waren um das stemmen zu können. Der jährliche Zuschuss durch die Stadt für das nächste Jahr wurde um 50% gekürzt, was Einsparungen beim Festivalprogramm erforderlich macht. Ob es dafür keinen anderen Posten gäbe sei dahingestellt. Ein weiterer Punkt ist die Akustik. Die kann natürlich in einem festen Bau mit geringerem Aufwand besser kontrolliert werden. Leisere Programmpunkte, die in einem Zelt keinen Sinn machen, sind jetzt im Bereich des Möglichen. Dass durch den Umzug weniger Gäste am Festival teilnehmen können und das bisherige Flair des Moers Festivals verloren gehen könnte ist klar. Reiner Michalke, der künstlerische Leiter des Festivals nennt das übrigens eine „schon fast historische Chance, das Festival neu erfinden zu können.“ Für den Umbau …

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Jazz-Talk in Berlin: Musiker im Gespräch mit der Bundespolitik

Bundeskonferenz Jazz, Jazzinstitut Darmstadt und die Hessische Landesvertretung in Berlin laden ein: KONZERT / TALK: JAZZ TRIFFT POLITIK … nur für den politischen Frühschoppen? Gespräch zwischen Jazzmusikern und Bundespolitik Durch eine große Anfrage der SPD-Fraktion im Bundestag zur „Musikförderung des Bundes“ im April dieses Jahres und die inzwischen vorliegende Antwort der Bundesregierung richtete sich zuletzt der öffentliche Fokus auf den Einfluss bundespolitischer Entscheidungen im Bereich der öffentlichen Förderung von Musik sowie die Zweckmäßigkeit und Transparenz von bestehenden Förderstrukturen wie etwa der „Initiative Musik“. Dass Jazzmusikerinnen und -musiker in hohem Maße an solchen Themen interessiert sind, vor allem aber auch ihre eigene Stellung in der allgemeinen kulturpolitischen Wertschätzung hinterfragen, soll die Auftaktveranstaltung des diesjährigen Festivals „Jazz in den Ministergärten“ zeigen. Auf Einladung der Bundeskonferenz Jazz werden in der hessischen Landesvertretung die Jazzmusikerinnen Julia Hülsmann (Berlin) und Angelika Niescier (Köln) mit MdB Siegmund Ehrmann, Mitglied des Kulturausschusses im Deutschen Bundestag und Obmann der SPD-Fraktion für Kultur und Medien, zusammentreffen, um über die schwierige Wahrnehmung der Belange von Musikerinnen und Musikern aktueller improvisierter Musik in den für die Kulturpolitik zuständigen bundespolitischen Gremien zu sprechen.

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Antwort der Bundesregierung auf SPD-Anfrage zur Musikförderung

Die SPD-Fraktion des Bundestags hat an die Bundesregierung mittels einer Großen Anfrage eine Stellungnahme zu ihrer Förderpolitik im Bereich Musik gefordert. Gegenstand der insgesamt 74 Fragen war u.a. die rechtlichen Rahmenbedingungen der Kulturförderung, genaue Angaben zu Höhe und Adressaten der Zuwendungen sowie eine deutliche Beschreibung der Zielsetzung, die sich die Bundesregierung bei ihren Förderprojekten gibt. Auch die Umsetzung der Empfehlungen der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ wurde dabei kritisch nachgefragt. Die Online-Ausgabe der Welt hat einige der Angaben bereits in einem Artikel unter dem Titel Braucht Tokio Hotel unser Steuergeld?  angeprangert und nennt hier die kommerziell sehr erfolgreichen Bands Tokio Hotel und Die Toten Hosen als fragwürdige Empfänger der Steuer-finanzierten Zuwendungen. Auch die neue Prestige-Gala der Plattenindustrie ECHO Jazz wird erwähnt. Sie wurde bei ihrem Start 2010 mit 75.000 € „anschubfinanziert“, was die seit Jahren nach angemessener Förderung rufende „Jazz-Basis“ als Schlag ins Gesicht empfinden dürfte. Gleichzeitig wurden allerdings auch Jazzprojekte wie das German Jazz Meeting 2010, das Moers Festival 2011 oder das Münchner Jazz Lines Festival aus den gut 44 Mill. Euro gespeist, die der Bund im Jahr 2010 insgesamt für Musikförderung ausgegeben hat.

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