Der Name Moers steht für Wagnis und „kreative Unterwanderung“, wie es Festivalmacher Tim Isfort charakterisiert. Unter den herrschenden Bedingungen ein internationales Festival zu machen, schloss das Risiko des Scheiterns ein. Aber wo ein Wille ist, tun sich Wege auf und wird improvisiert: Woher konnte Ersatz für viele abgesagte Programmpunkte geschaffen werden? Wie sollte alles für die behördlichen Hygienemaßnahmen passend gemacht werden? Welche Nachweise galt es zu generieren, um -letztlich erfolgreich! – eine beruflliche „Systemrelevanz“ für etwaige Einreisegenehmigungen zu belegen? Das Ziel wurde erreicht: Ein „vollwertiges“ viertägiges Moers-Festival, das jeden Anspruch an Vielschichtigkeit, Fantasie und Relevanz erfüllt, wenn auch die Bühne in diesem Jahr in erster Linie das world wide web war und die Festivalhalle zur Produktionsstätte wurde. Der österreichische Saxofonist Wolfgang Puschnig artikulierte, wonach er und zahllose Kolleginnen und Kollegen im Moment so ausgehungert sind: Mitten im ekstatischen Solo verlässt er seinen Platz und „bespielt“ kurzerhand einen Kameramann. Musikmachen braucht Publikum, damit Empfindung fließt. Und nicht nur Helene Erben von der Gesangsgruppe „Sjaella“ ist vom eingespielten „virtuellen Applaus“ irritiert. Die paar in großem Abstand voneinander sitzenden und zum Tragen von Masken verpflichtete Gäste und Kameraleute …
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