Verkörperte Experimentierlust – zum Tod des Saxophonisten Pharoah Sanders

„Music is the healing force of the universe“, urteilte der US-amerikanische Jazzmusiker über sein Wirkungsfeld. Ein starkes Interesse entwickelter er dann auch in der Musik zu Fragen bezüglich der Kraft des Universums, des spirituellen Seins. Am 24. September ist Farrell „Pharoah“ Sanders im Alter von 81 Jahren in Los Angeles verstorben.

Sanders spielte als Mitglied in Formationen von John Coltrane in den 1960er-Jahren eine prägende Rolle in der Entwicklung des Free Jazz und Spiritual Jazz des darauffolgenden Jahrzehnts. Der Jazzsaxophonist hinterließ in mehr als fünf Jahrzehnten über 30 Alben, zu denen noch unzählige Engagements als Sideman anderer Künstler hinzukamen.

Pharoah Sanders startete in den 1960ern seine Karriere als Tenorsaxophonist in New York zunächst erfolglos und unter prekären Lebensumständen. Jahre später konnte er an der Seite von Sun Ra, der Sanders auch zu seinem Künstlername verhalf, das Interesse John Coltranes erregen, sogar dessen späten Stil mitprägen.

 

Ein musikalisch-spiritueller Weltenbürger

In den 1970er- und 80er- Jahren, nach Coltranes Tod, spielte Sanders nur noch in eigenen Gruppen und entwickelte seinen Stil unter afrikanischen und religiösen Einflüssen in Richtung Spiritual Jazz, wovon schon die frühen Alben Tauhid (1966) und Karma (1969) zeugen. Doch das genügte dem ambitionierten Künstler nicht: Sanders entdeckte immer wieder neue Kultureinflüsse und verfeinerte seine Kompositionen durch andere Spielarten wie Modal Jazz, R&B oder Hard Bop.

In den folgenden Jahrzehnten setze Pharoah Sanders sein produktive Karriere fort. Auch in den vielen Konzerten blieb er seiner Begeisterung für das Religiöse, insbesondere das spirituelle Afrika treu, so in Alben wie Afrika (1987) oder Spirits (2000), wodurch er zu einer der bedeutendsten Stimmen der afroamerikanischen Musik zählen darf. Sein letztes Projekt, Promises (2021), spielte der bis dahin 80‑Jährige nach fast 20 Jahren produktiver Pause zusammen mit dem britischen Musiker Sam Shepherd ein – ein Werk, das in seiner Vielschichtigkeit einen gelungenen Abschluss des Lebenswerks Sanders darstellt.

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