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Born To Be Blue: ein Chet-Baker-Film im Kino

Er fasziniert bis heute ungemein, nicht nur in seiner Eigenschaft als „Samtpfoten“-Trompeter und Falsett-Crooner erster Güte, sondern vor allem als tragische Jazzikone par excellence: Chet Baker. Unvergessen und als Einstieg in die Materie wärmstens empfohlen sei an dieser Stelle erst einmal Bruce Webers Dokumentar-Film „Let’s Get Lost“ von 1988, der auf DVD erhältlich ist. Kurz nach seinem tragischen Fenstersturz in Amsterdam vereint Weber hier Filmausschnitte, Interviews und eindrucksvolle musikalische Beispiele aus dem Leben des „James Dean des Jazz“. Gut aussehend und vordergründig sehr lässig agierend spielte sich Baker Anfang der 50er in die erste Reihe des so genannten West Coast Swing. Und ungefähr hier setzt der Kinofilm mit einem hervorragenden Ethan Hawke in der Titelrolle in Rückblenden den wichtigsten Akzent.

1954 trat Chet Baker im berühmten Birdland in New York auf. Kreischende Mädels warten vor dem Eingang auf den Gast aus Kalifornien, im Publikum und als Bestreiter des anderen Teils eines Doppelkonzerts zwei seiner Idole: Miles Davis und Dizzy Gillespie. Nach seinem umjubelten Auftritt mustert ihn Davis abschätzend, seine Musik sei sweet wie Bonbons, er solle erst einmal etwas erleben. Neuerlicher Kunstgriff: die traumatische Szene ist eine Filmszene, in der Baker sich selber spielt. Zuvor sehen wir ihn 1966 in einem italienische Gefängnis auf dem Boden liegen und im Delirium eine Vogelspinnen beobachten, die aus seiner Trompete kriecht. Der Hollywood-Regisseur Nick bezahlt anscheinend viel Geld, um ihn aus der Haft auszulösen und mit ihm die Dreharbeiten beginnen zu können. Dort lernt er die Schauspielerin Jane kennen, die im Film im Film seine Ehefrau spielt (in einer Doppelrolle Carmen Ejogo). Chet verliebt sich in Jane, überredet sie, mit ihm auszugehen, nach ihrem Date in einer Bowlinghalle wird er von einer Dealer-Gang so schwer zusammengeschlagen, dass er seine gesamten Zähne des Oberkiefers verliert – genau wie seine Rolle in dem Film. Jane hält zu ihm, überredet ihn, das Heroin an den Nagel zu hängen und auf Methadon umzusteigen. Wir erleben ihn, wie er versucht, mit seiner neuen Zahnprothese wieder Trompete zu spielen, was erst überhaupt nicht funktioniert. Nach einem längeren Aufenthalt in Oklahoma auf der Farm seiner Eltern (dort noch Vater-Sohn-Drama), einem Job als Tankwart, den er wegen seiner Bewährungsauflagen annehmen muss, kämpft er sich Schritt für Schritt zurück in sein Musikerleben. Die (fiktive) Jane, im echten Leben war er damals mit seiner dritten Ehefrau Carol zusammen, mit der er drei Kinder hatte, wird schwanger, er hält um ihre Hand an. Ein Comeback gelingt auch mithilfe seines früheren Schallplatten-Produzenten Richard „Dick“Bock (Callum Keith Rennie), doch wie wir alle wissen, geht das Ganze nicht wirklich gut aus.

Leider gerät in dem Film neben den Drogen und der Liebesgeschichte die Musik zu sehr in den Hintergrund. Regisseur Robert Budreau verliert sich oft in allzu schmalzigen Bildern: Chet Baker mit Trompete auf den Feldern, vor dem Pazifik… Als hartgesottener Fan des bis heute unvergessenen Melancholikers wird man am Kinobesuch aber trotzdem nicht vorbei kommen. Und Ethan Hawke und Carmen Ejogo spielen wirklich gut.

Ursula Gaisa

 

Abe 8. Juni im Kino im Verleih von Alamodo Film

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