Steve Reich Six Pianos mit Gregor Schwellenbach – eine Rezension

cover_reichVon Stefan Pieper – Gregor Schwellenbach, Hauschka, Tobias Brandt, Paul Frick, Erol Sarp und John Kameel Farah sind allesamt gefeierte Meister einer repetitiven Ästhetik, die sich sowohl in der Popkultur, aber auch in der improvisierten Musik und dem klassisch-zeitgenössischen Spektrum zuhause fühlt. Sie sorgen mit spannenden Crossover-Projekten für Furore, wenn etwa Technotracks auf akustische Ensemble übertragen werden. Wenn diese Kenner der Materie nun Steve Reichs Paradestück „Six Pianos“ musizieren, darf man ohne Zweifel Großes erwarten. Und tatsächlich bringen diese sechs Musiker Steve Reichs Musik überaus treffsicher auf den Punkt. Denn die hier angetretenen Tastenkünstler wissen, wie es geht – nämlich in dieser Komposition auf Anhieb jede Nervenzelle beim Hörenden wach zu bekommem. „Six Pianos“ aus dem Jahr 1973 sieht folgendes vor: Im gemeinsamen Miteinander formen insgesamt zwölf spielende Händen eine sich ständig wiederholende Textur. Die hohe Kunst liegt darin, hier ein unwiderstehliches, vibrierendes Sounddesign herzustellen. Es ist ein hauchdünner Grat, auf dem Genialität entsteht, die nach außen Wirkung entfaltet.

Sechs Klaviere vereinen sich in der Behandlung dieser sechs Spezialisten zum rundlaufenden, vorwärtstreibenden Motor. Da lebt die Magie des strikten Kontinuums mit sorgsam dosierten Steigerungen. Betonungen werden subtil verändert, vielleicht kommt irgendwo mal eine Sechzehntelnote dazu. Da kann schon manchmal ein zusätzliches Intervall, neue gewaltige Tore aufstoßen, was in diesen 22 Minuten auch zuverlässig passiert.

Eine „Keyboard Study“ von Terry Riley markiert auf dieser CD den knochentrockenen Kontrapunkt zum minimalistischen Groove des Steve Reich. Erweitert um elektronische Delays agiert nun Gregor Schwellenbach für sich allein. Die Magie des Ungleichzeitigen wird innerhalb des statischen Kontinuums noch radikaler auf die Spitze getrieben. Schwellenbachs messerscharf präzisen Betonungen ist es zu verdanken, dass sich wie in einem Vexierbild mehrere konträre Muster heraus lösen. Und es wirkt es fast über-menschlich, wie der Kölner mit den ganzen Akzentverschiebungen, Betonungswechseln und Überlagerungen spieltechnisch verfährt.

Steve Reich Six Pianos, Terry Riley Keyboard Study I

Gregor Schwellenbach, Daniel Brandt, Paul Frick, Erol Sarp, Hauschka, Lukas Vogel, John Kameel Farah

Film Recordings 2016

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