Improvisation über Improvisation #13

In den bisherigen Folgen dieser Blogreihe habe ich viel über Improvisation im musikalischen Kontext geschrieben. Höchste Zeit, auch einmal in andere Bereiche zu schauen. Google, hilfreich wie immer, lieferte mir den Vorschlag „Improvisation Wirtschaft“. Das führte mich unter anderem zu folgenden Definitionen:

„Vorübergehende Regelung einer begrenzten Anzahl von Teilhandlungen im Rahmen der arbeitsteiligen Aufgabenerfüllung der Unternehmung.“ – (1)

Improvisation als gemeinsame Unternehmung. Das gefällt mir gut.

„Es handelt sich um ad-hoc-Regelungen, die intuitiv (gefühlsgesteuert) oder heuristisch (erfahrungsbedingt) getroffen werden. Sie haben meist nur vorläufigen Charakter, da auf die sorgfältige Analyse der ihnen zugrunde liegenden Entscheidungssituationen verzichtet wird.“ – (2)

Das trifft im musikalischen Bereich zumindest auf den Moment ihrer Entstehung zu; eine sorgfältige Analyse geschieht vor und gegebenenfalls nach der jeweiligen Situation. Leider geht der Text dann folgendermaßen weiter:

„Improvisation ist ein Zeichen mangelnder Organisation (Unterorganisation). (…) Mit der Improvisation verbindet man häufig die Vorstellung einer nicht gründlich durchdachten Lösung; (…).“ – (2)

Gut, dass das folgende Zitat ein wenig Ego-Balsam bereithält:

„Improvisation verlangt sehr viel berufliche Erfahrung und ein hohes Maß an Kenntnissen. Sie ist deshalb dem höheren Management vorbehalten.“ – (3)

Die sich an dieser Stelle anbietende Diskussion über Recht- und Unrechtmäßigkeit der Einkommensverhältnisse von Jazzmusikern und höheren Managern klammere ich heute einmal aus. Stattdessen folgt nun eine kritische Betrachtung meiner Arbeitsweise für die heutige Blogfolge:

Ich bin bei der Wahl des Themas einem externen Vorschlag gefolgt („Inspiration“) und habe, um Wikipedia (Suchbegriff „Improvisation“) zu zitieren, „spontanen praktischen Gebrauch von Kreativität zur Lösung auftretender Probleme“ (nahende Deadline für den Blog) gemacht und teils intuitiv, teils heuristisch eine ad-hoc-Regelung getroffen, die relativ vorläufigen Charakter hat. Die anschließende sorgfältige Analyse dieses Vorgehens fördert Fragen zutage:
War diese Improvisation ein Zeichen mangelnder Organisation? Nein, schließlich lautet der Titel meiner Blogreihe „Improvisationen über Improvisation“ und ich hatte bereits in der Einleitung angekündigt, auch gänzlich unvorbereitete Folgen zu veröffentlichen.
War die Lösung nicht gründlich durchdacht? Mit Sicherheit nicht.
War es ein Fehler, dieses Thema zu wählen? Eventuell.
Ist das schlimm? Nein.
Wie gehe ich in Zukunft mit ähnlichen Problemen um? Ein Schulfreund schrieb mir damals ins Poesiealbum: „Aus Fehlern wird man klug, drum ist einer nicht genug.“ Mit zunehmender Erfahrung wird es mir leichter fallen, diese Art Problem zu lösen. Das nächste Problem wartet dann ganz bestimmt.

Wer improvisiert, ist gezwungen, kontinuierlich dazuzulernen. Je mehr es einem gelingt, daran Freude zu finden, desto besser. Wenn man einen Jazzmusiker fragt, welches seine beste Veröffentlichung ist, erhält man nicht selten die Antwort: „Die nächste.“

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