Improvisation über Improvisation #15

In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich aus verschiedenen Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Motivationen auf das Thema Improvisation geschaut – was die Improvisation ausmacht, was sie bewirken kann, vor welche Probleme sie den Improvisierenden stellt und wie sie helfen kann, Probleme zu lösen. Mal sind die Einträge innerhalb eines vorher definierten Rahmens entstanden (solo over changes, sozusagen…), mal wusste ich bis zuletzt nicht, was und über welches Thema ich schreiben würde. So sind Texte entstanden, die teils wohlüberlegt und geordnet daherkamen, teils aber auch unrund waren und mit denen ich, wie ich gestehen muss, nicht immer zufrieden war. Mir war jedoch wichtig, gerade letztere auch zuzulassen, sie zu veröffentlichen und damit „für die Ewigkeit“ zu konservieren – denn sie zeigen, dass Improvisationen weder zuverlässig planbar noch von gleichbleibender Qualität sind. Das gilt nicht nur für mich, sondern für jede(n) Improvisierende(n), egal in welchem Bereich. Wenn es bei unseren großen Vorbildern den Anschein hat, dass jede ihrer Improvisationen von gleich hoher Qualität ist, dann liegt das – und das ist ein zentraler, weil „entzaubernder“ Punkt! – einzig und allein daran, dass sie sich durch jahrelanges, …

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Improvisation über Improvisation #14

Neulich entdeckte ich beim Üben das Stück „Yardbird Suite“ von Charlie Parker wieder. Es hatte mir schon immer gut gefallen, aber nun beschloss ich, mich noch etwas eingehender darüber zu informieren. Die berühmte Septett-Einspielung von 1946 für Dial Records, die kürzlich in die Grammy Hall of Fame aufgenommen wurde, beginnt mit einem kurzen Piano-Intro, das an die Einleitung des wenige Jahre zuvor entstandenen „Take the A-Train“ erinnert. Auffällig ist der fröhliche, warmherzige Swing, der ab der ersten Note präsent ist und das ganze Stück unvermindert vorantreibt. Die A-Teile des Themas werden von allen drei Bläsern unisono gespielt, den B-Teil übernimmt Parker – mit gerade einmal 25 Jahren der Älteste der Band – alleine. Er spielt anschließend auch das erste Solo, ein Musterbeispiel melodischer Eleganz* mit virtuos umspielten, dennoch stets sanglichen Phrasen und klug gewählten Pausen. Da der Platz auf einer Plattenseite 1946 noch arg begrenzt war, bleibt es leider bei einem einzigen Chorus. Stattdessen übernimmt nun ein junger Trompeter, der für sein Alter (19) bereits sehr „weise“ spielt – abgeklärt, lyrisch, ohne unnötige Schnörkel. Sein Name: Miles Davis. Es folgt ein interessanter Kniff im Arrangement: …

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Jazz Prekär? Zu einer Tagung

Aus der aktuellen Printausgabe der JazzZeitung (auch digital erhältlich unter diesem Link): ein Artikel von Jonas Pirzer (UDJ) – Zur Tagung der Kulturpolitischen Gesellschaft und der Evangelischen Akademie Loccum war die Union Deutscher Jazzmusiker eingeladen, um über Lebens- und Arbeitsbedingungen von Jazzmusikerinnen und Jazzmusiker zu berichten. Das etwas provokante Motto der Tagung lautete: Kreatives Prekariat – Wie lebt es sich von und mit der Kunst. Prekariat, heute Teil des Alltagsvokabulars und so selbstverständlich leicht von den Lippen gehend wie Mittelstandsbauch, Pendlerpauschale oder Krimkrise bietet eine politisch korrekte Begriffsalternative zur hochwertenden „Unterschicht“. Ihm zugerechnet werden Menschen, deren sämtliche Lebensumstände als schlecht bezeichnet werden können; charakterisiert durch Armut, Arbeitslosigkeit, niedriges Bildungsniveau, Krankheit und/oder schlechte Zukunftsaussichten. Was ist also Kreatives Prekariat? Die meisten Künstlerinnen und Künstler sind hochgebildet, hochproduktiv und hochmotiviert! Prekär sind hier in erster Linie die ökonomischen Umstände. Unterdurchschnittliche Vergütung, lockere, Konjunkturschwankungen unterliegende Arbeitsverhältnisse und damit verbundene Unsicherheiten kennzeichnen die soziale Lage im Jazz wie in allen überwiegend freien Künstlerberufen. Feste künstlerische Stellen gibt es nur sehr wenige. Das Berufsbild Jazzmusiker ist heute extrem vielschichtig, die Anforderungen vielfältig. Einkünfte werden in der Regel in vier großen …

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Gebhard Ullmann übernimmt Vorsitz der Union Deutscher Jazzmusiker

Der Berliner Multiinstrumentalist und Komponist Gebhard Ullmann ist neuer Vorsitzender der Union Deutscher Jazzmusiker. „Nach zwei sehr intensiven und fruchtbaren Jahren freue ich mich über einen so renommierten und hochgeschätzten Kollegen als Nachfolger“, so Julia Hülsmann, die der Union Deutscher Jazzmusiker seit Februar 2012 vorgestanden hatte und auf eigenen Wunsch nicht mehr kandidiert hatte. Gleichzeitig löst der Kölner Pianist Benjamin Schaefer den Berliner Schlagzeuger Christian Lillinger im Vorstand ab. „Ich freue mich auf die kommenden Aufgaben und über das Vertrauen der Mitglieder“, so Gebhard Ullmann nach der Wahl auf der Mitgliederversammlung. „Dabei kann ich an die hervorragende Arbeit meiner Vorgängerin und des Vorstands anknüpfen und für den Jazz aus Deutschland eine starke Stimme sein. Ich habe keine Angst auch mal anzuecken, ohne dabei das Machbare aus den Augen zu verlieren“. Mehrere Schwerpunkte stehen für die Arbeit der Union Deutscher Jazzmusiker in den kommenden Monaten an. Zunächst geht es nach wie vor um die weitere Professionalisierung des Berufsverbandes, der sich erst Anfang 2012 neu aufgestellt und runderneuert hatte. Gleichzeitig sollen die guten politischen Kontakte auf Bundesebene nach der Bundestagswahl erneuert und ausgebaut werden, um das in …

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