Die Krakow Jazz Week ist zuende gegangen

Das Festival soll größer werden. „In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal die Seifert Jazz Days und die Jazz Juniors unter einem Namen zusammengefasst“, erzählt Tomasz Handzlik, der General Director der Krakow Jazz Week, die vom 9. bis 15. Oktober über die Bühne gegangen ist. „Im nächsten Jahr wird die Seifert Competition dazukommen, der weltweit einzige Wettbewerb für Jazzgeige, Jazzbratsche und Jazzcello. Es gibt außerdem die Idee, nach noch ein paar weitere kleinere Veranstaltungen, die in der Stadt existieren, im Laufe der Zeit unter dem Namen Krakow Jazz Week zusammenzufassen“. Das hätte natürlich einige Vorteile. Zum einen könnte man die Veranstaltung unter dem Markennamen auch über die Stadtgrenzen hinaus exportieren und beispielsweise durch Polen oder auch Europa touren lassen.

Gestandene Jazz Juniors

Darüber hinaus könnte man ein paar Kleinigkeiten quasi beiläufig ändern, etwa das ein wenig seltsame Gefühl, das gestandene Musiker beschleicht, die unter dem renommierten, aber ursprünglich auf den Nachwuchs bezogenen Titel „Jazz Juniors“ auftreten. Es ist zwar eines der bekanntesten Festivals Polens und fand in diesem Herbst unter dem Gemeinschaftsdach bereits zum 47.Mal statt. Subsumiert man aber einen Pianisten wie Florian Weber oder einen Schlagzeuger wie Fabian Arbenz unter dem Signum der Junioren ist das ein wenig irreführend. Der Anfang des Updates jedenfalls ist gemacht, der neue Name hat sich bewährt und das Kombifestival ist mit viel Resonanz beim Publikum in Krakau über die Bühne gegangen.

So bestand die erste Hälfte der Krakow Jazz Week auf drei Tagen Seifert Jazz Days, die dem Namensgeber Zbigniew Seifert auf unterschiedliche Weise ihre Ehrerbietung entgegenbrachten. Das Quartett des Altsaxophonisten Maciej Obara beispielsweise nahm in sein aktuelles Programm einige Kompositionen des berühmten und früh verstorbenen Jazzgeigers auf, um sie mit viel Nachdruck vor allen in den girlandenhaft energischen Improvisationen des Bandleaders umzusetzen. Der Pianist Dominic Wania hielt mit erstaunlich griffiger Abstraktion dagegen, die Mischung funktionierte in der Mixtur der Gegensätze. Weit mehr Konzeptprobleme hatte hingegen das Trio Sonorismo um den Schlagzeuger Krzysztof Gradziuk. Denn die Kombination mit dem verhalten gespielten Fender Rhodes von Lukasz Ojdana und der Saxofonausbrüchen von Pauli Lyytinen wirkte in seinem Rekurs auf die Formensprache des Free Jazz eher redundant als inspiriert.

Energie und Ekstase

Ein Höhepunkt der Krakow Jazz Week war hingegen die Zusammenarbeit des Geigers Mateusz Smoczynski mit dem Trompeter Markus Stockhausen, zu deren Quintett außerdem der Pianist Kristian Randalu, der Bassist Chris Jennings und der Schlagzeuger Bodek Janke gehörten. Sie spielten viel eigene, manchmal atmosphärisch raumgreifende, dann wieder improvisatorisch konzentrierte Musik, die mit den Kontrasten von Energie und Ekstase mitreißend fordernd arbeitete. Das Pendant dazu war in der zweiten Festivalhälfe bei den Jazz Juniors dann das Trio des Saxofonisten Matthieu Bordenave im Doppelkonzert mit dem jarrettesk ausdrucksstarken Pianisten Franciszek Raczkowski. Auch das war ein emphatisch agierendes Ensemble mit der Verwurzelung im Ineinandergreifen von Abstraktion in Gestalt des manchmal analytisch entrückt wirkenden Pianisten Florian Weber und der emotional fein balancierten Präsenz der Linien, die Bordenave dem strengen Intellekt entgegen hielt.

Wettbewerb im Zentrum

Ein wichtiges Zentrum der Jazz Juniors, dessen Programm nach fünf Jahren nun zum letzten Mal der Saxofonist Adam Pieronczyk zusammengestellt hatte, war aber der Wettbewerb selbst, bei dem sechs junge und ausnahmslos hervorragende Bands um die Ehre und die Preisgelder antraten. Am Ende landete das modernistisch und kammerjazzig traditionell spielende Trio des Pianisten Mateusz Kaszuba auf dem dritten Platz, gefolgt von dem Quartett Know Material um den Posaunisten Maciej  Prokopowicz, dessen Programm mit reichlich Verweisen auf die internationale Modern-Szene à la Ambrose Akinmusire bereits auf Siegeskurs hätte sein können. Das Rennen aber machte das ungewöhnliche und konzeptuell spannende Duo der ukrainischen Sängerin Kateryna Kravchenko mit dem Luxemburger Vibraphonisten Arthur Clees. In der Schwebe von vertonter Poesie und improvisierende Interaktion schufen sie Hörräume von magischer Dichte, charmant, persönlich, virtuos. Damit waren sie auch ein Link in das kommende Jahr, bei dem die Sieger des Wettbewerbes üblicherweise noch einmal auftreten, um zu zeigen, was sich aus ihrer Kunst entwickelt hat. Dann werden Kravchenko Clees auch die Seifert Competition in ihre sechsten Runde erleben können, neu unter dem Dach der Krakow Jazz Week.

Das Beitragsbild zeigt das Quintett des Geigers Mateusz Smoczynski mit des Trompeters Markus Stockhausen. Foto: Ralf Dombrowski

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