German Jazz Trophy 2023 geht an Steve Turré

Der US-amerikanische Posaunist Steve Turré wurde vergangenen Donnerstagabend im SpardaWelt Eventcenter mit der German Jazz Trophy 2023 ausgezeichnet. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert sowie mit einer Statue des Stuttgarter Bildhauers Otto Hajek. Er wird verliehen von der Stiftung Kunst und Kultur der Sparda-Bank Baden-Württemberg, der neuen musikzeitung sowie JazzZeitung.de

Stuttgart, 13 . Juli 2023. Die Preisverleihung der German Jazz Trophy im SpardaWelt Eventcenter bildet traditionell den Auftakt für die JazzOpen in Stuttgart. Gute Tradition hat dabei auch die Tatsache, dass nicht nur schöne Reden über den Preisträger oder die Preisträgerin gehalten werden – sondern die Künstler das Publikum in einem Konzert im Anschluss gleich selbst von ihrem Können überzeugen dürfen. In diesem Jahr war es Steve Turré, der die Gäste mit seiner einzigartig-innovativen Jazz-Kunst begeisterte. Denn Turré ist in vielen Stilen zu Hause:  Er hat mit Ray Charles gespielt und ist durch die Schule von Art Blakeys „Jazz Messengers“ gegangen, er war Ensemblemitglied von Lester Bowies Projektband „Brass Fantasy“, Mitglied und Arrangeur bei Slide Hamptons „World of Trombones“ und hat mit vielen Größen des Jazz und der Latin Music gearbeitet. Mit zahlreichen eigenen Projekten und Bands ist der Posaunist längst aus dem Schatten dieser Überväter herausgetreten. Seit 1987 legt er beinahe im Jahresrhythmus ein neues Album unter seinem Namen vor. Besonders bemerkenswert dabei ist seine jüngste Band „Generations“ als eine Art gelebtes Mehrgenerationen-Jazzprojekt, mit dem Turré nicht nur Jazzgeschichte rekapituliert, sondern diese auch gemeinsam mit prominenten Musikern, aber auch Söhnen prominenter Musiker auf die Bühne bringt. Zur aktuellen „Generations“-Besetzung zählen neben Steve Turré – Posaune und Muscheln, Orion Turré – Schlagzeug, Davis Whitfield – Klavier, Wallace Roney Jr. – Trompete, Ben Soloman – Akustischer Bass, Dishan Harper – Tenorsaxophon.

Üben und Arbeiten

Laudator Jürgen Neudert (SWR Big Band/Hochschule für Musik Nürnberg) hob hervor, dass Steve Turré es als einer von ganz wenigen geschafft habe, sich durch das anfänglich neugierige Experimentieren (in diesem Fall mit Schneckenhörnern) und durch kontinuierliches Üben und Arbeiten im Laufe der Jahre ein absolut unverwechselbares Alleinstellungsmerkmal zu erarbeiten, das bis heute absolut einzigartig ist. „Von seinen Bebop-Lines auf der Posaune bis zu den schon fast spirituell anmutenden Klängen auf den Schneckenhörnern hat er die Möglichkeiten und Spieltechniken dieser beiden Instrumente immer mehr erweitert und verfeinert. Die Posaune hat nicht zuletzt durch ihn eine ganz neue und universelle Bedeutung als Instrument im Jazz erfahren. Solch einen Verdienst können sich überhaupt nur sehr wenige Musiker auf die Fahne schreiben.“

Steve Turré und das Lebensgefühl Jazz

Wie gerechtfertigt die Auswahl der Jury ist, wurde spätestens klar als er seine berühmte Sammlung von „Sea Shells zum Klingen brachte. Schon seit Jahrzehnten sammelt der Posaunist Muscheln und verwandelt sie in imposante Blasinstrumente. Auch Martin Hettich, Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Kunst und Kultur, freute sich sehr, den preisgekrönten Posaunisten Turré im SpardaWelt Eventcenter begrüßen zu dürfen: „Steve Turré lebt Jazz und schafft es mit seiner Musik, dass auch wir Zuhörer dieses Lebensgefühl spüren und genießen dürfen. Wir wollen mit unserer Förderung den Jazz nachhaltig und systematisch stärken. Als Kulturnation muss es uns ein Anliegen sein, Musikerinnen und Musiker in ihrer Kreativität zu unterstützen – insbesondere, wenn es sich um Musikrichtungen handelt, die nicht im Fokus des kommerziellen Erfolgs stehen. Mit der German Jazz Trophy generieren wir zudem Aufmerksamkeit für den – künstlerischen wie gesellschaftlichen – Mehrwert von improvisierter Musik“, so Hettich weiter. “

Über die German Jazz Trophy

Unter dem Motto „A Life for Jazz“ („Ein Leben für Jazz“) zeichnet die German Jazz Trophy seit 2001 jährlich Musiker und Musikerinnen aus, die durch ihr Lebenswerk dem Jazz neue Impulse gegeben und seinen Stellenwert gefördert haben. „Zur Jury gehören Markus Brock, Fernsehmoderator und Jazzliebhaber, Andreas Kolb, Chefredakteur neue musikzeitung & JazzZeitung.de, Jürgen Schlensog, Geschäftsführer der Eventagentur Opus, sowie Martin Hettich, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Baden-Württemberg eG. Preisträger waren unter anderem bekannte Jazz-Musiker wie Paul Kuhn, DeeDee Bridgewater, Klaus Doldinger, Carla Bley der Wolfgang Dauner.

Kurzvita Steve Turré

Steve Turré, geboren am 12. September 1948 in Omaha, Nebraska, USA, ist ein amerikanischer Jazz-Musiker und spielt vor allem Posaune, daneben auch auf Schneckenhörnern. Seit 1968 spielte er sporadisch mit Rahsaan Roland Kirk und nahm 1970 in San Francisco mit der Latin-Rock-Gruppe „Santana“ auf. Nach einer Tour mit Ray Charles 1972 arbeitete er mit Woody Herman, um dann 1973 mit Art Blakeys Jazz Messengers nach New York zu gehen sowie mit dem Thad Jones/Mel Lewis Orchestra eine Europatournee zu bestreiten. Von 1974 bis 1976 machte Turré Aufnahmen mit Chico Hamilton, sowohl auf Posaune als auch elektrischer Gitarre. Damals begann er erstmals, mit Muscheln zu experimentieren. Turré komponierte und arrangierte für Max Roach, leitete sein eigenes Quartett und tourte mit dem Pianisten Cedar Walton. Von 1980 spielte er für fünf Jahre in Woody Shaws Quintett. Er konzertierte mit McCoy Tyner, Dexter Gordon, Slide Hampton, Poncho Sanchez, Hilton Ruiz und Tito Puente. Steve Turré spielte regelmäßig bei Lester Bowies „Brass Fantasy“ und trat 1987 Dizzy Gillespies „United Nations Orchestra“ bei.

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