Im Mondenschein. Foto: Hufner

Sunny Murray mit 81 Jahren gestorben – „Energie“

* 21. September 1936 in Idabel, Oklahoma als James Marcellus Arthur Murray; † 7. Dezember 2017. Martin Kunzler zitiert in seinem Jazzlexikon dem Schriftsteller und Schlagzeuger Stanley Crouch: „Sunny ist wie Monk oder Miles, er kann einen Klang so voller Musik spielen, weil er am genau richtigen Platz mit genau dem richtigen Touch gespielt wird.“ (Murray, James Marcellus Arthur (»Sunny«). DB Sonderband: Jazz-Lexikon, S. 3896 (vgl. JL Bd. 2, S. 914)). Einen ausführlichen Nachruf brachte bereits die New York Times. Hier soll nur auf eine Besonderheit des Spiels Murrays hingewiesen werden. Zum ersten Mal habe ich ihn gehört im schulischen Musikunterricht als Schlagzeuger bei Albert Ayler: Spirits Rejoice. Diese An- und Abschwellen auf den Becken, dann die Phrasenenden begleitenden Schläge neben dem Metrum. Das klang frei und gleichzeitig anschmiegsam. Oder umgekehrt. Die Musik hat auch von der Schallplatte nichts von ihrer andauernden Aktualität eingebüßt. Sie zu kopieren wäre andererseits eher sinn- und sprachlos, unglaubwürdig. Es geht nicht um die Beherrschung einer technischen „Leistung“ oder Lösung. Noch nicht eingetaktet – Energie Ekkehard Jost hat in seinen stilkritischen Untersuchungen zum Jazz der 60er Jahre, „Free Jazz“, unter …

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Jazz unscharf. Foto: Hufner

Regelmäßige Erneuerung des Jazz durch seine Kritik

Das Thema ist nicht neu. Nach Abfassung des letzten Blog-Textes fiel mir ein anderer von Wolfram Knauer aus dem Regal, den er in dem aufschlussreichen Band 13 der „Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung“ mit dem Titel „Jazz Debates / Jazzdebatten“ veröffentlicht hatte: „‚Jazz‘ or not ‚Jazz‘ – From Word to Non-Word and Back (S. 175). Er nahm darin genau auf die Texte Bezug, die auch hier auftauchen. Darin erwähnt er die Problematik, dass einige „Jazz“ als Terminus des mehr oder minder manifesten Rassismus ablehnen, andere den Begriff als zu weit oder drittens als „stilistisch einschränkend“ wahrnehmen würden. Vierte Dimension Es fehlt vielleicht noch eine vierte Dimension, die der geschichtlichen Manifestation durch den Gebrauch selbst – wenn man so will den historischen Gebrauch vor allem in den 50er und 60er Jahren als akustische Tapete der Werbung (siehe die entsprechenden Werbe-Filme) oder als Aneignung der musikindustriellen Verwertung im Unterhaltungsfernsehen – zu denken ist dabei an Kulenkampffs EWG („Einer wird gewinnen“) oder Edgar-Wallace-Filme (die Liste ließe sich beliebig fortsetzen) und führt von hier wie selbstverständlich zum tatort-Vorspann von Klaus Doldinger, der sich freilich schon weit aus dem engeren Jazz-Duktus …

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