(Von Robert Fischer) Es gab ja mal eine Zeit, da wurden komponierende Bassisten ein bisschen belächelt. „Die schreiben ihre Stücke doch immer nur um ihre Basslinien herum“, hieß es. Zum Glück sind diese Zeiten längst vorbei.
Wer noch eines aktuellen Beleges dafür bedarf, der hört sich am besten das aktuelle Album von Makar Novikov an: Long Journey wäre auch dann ein erstaunliches Debüt als Komponist und Bandleader, wüsste man nichts von der Geschichte des russischen Bassisten Makar Novikov, der in seiner Heimat bereits einer der bekanntesten Vertreter seiner Kunst war, als er 2022 auf Tour in Italien vom russischen Überfall auf die Ukraine überrascht wurde und sich, mit nur einem Koffer in der Hand, dazu entschloss, nicht mehr nach Russland zurückzukehren.
Versierter Sideman
Heute in Berlin lebend, hat er sich in der europäischen Szene schnell als versierter Sideman etabliert und präsentiert nun mit einem hochkarätig-international besetzten Quintett, zu dem neben ihm selbst am Bass Olivia Trummer (p, voc), Alex Sipiagin (tr, flh), Gianni Gagliardi (sax) und Donald Edwards (dr) gehören, acht wunderbar ausgewogen produzierte Kompositionen aus eigener Feder: Modern Jazz vom Feinsten, mal energetisch vorwärts treibend („Emergency City“ „Jazzmashin“, „Free Fall“), mal romantisch balladesk („Desert Island“, „Long Journey“, „Tears of Joy“) und immer darauf bedacht, das Quintett als Ganzes glänzen zu lassen.
Zu guter Letzt veranstaltet Novikov noch eine fröhlich beschwingte „Home Party“ und kredenzt zum Ausklang einen lässig groovenden „Birthday Cake“. Davon darf es dann auch gern noch mehr sein!
Robert Fischer

Makar Novikov: Long Journey
Rainy Days Records / The Orchard