Jazz im Radio. Foto/Montage: Hufner
Jazz im Radio. Foto: Hufner

Die reduzierte erweiterte Jazz-Radiowoche vom 24.10. bis 30.10.2022

Ein kleiner Blick in die Radiowoche 43. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr. Ergänzt mit den tollen Sendungen zur Neuen Musik von BR-KLASSIK und Ö1.

Wichtig: Petition zum Erhalt des österreichischen Musiklebens – Einladung zum Dialog. Alle wichtigen Informationen zum Thema.

Inhalt


Senderliste:


mo – 24.10.2022

17:50 – 18:00 UHR | SWR2
JAZZ VOR SECHS

Entdeckungsfreudig oder klassisch – wir präsentieren täglich aktuelle Veröffentlichungen sowie Aufnahmen aus unserem Archiv.

19:30:00 | Ö1
Émile Parisiens Hommage „Louise“ beim Jazzfestival Saalfelden 2022

Wie klingt die Kunst von Louise Bourgeois? Sopransaxofonist Émile Parisien, in den letzten Jahren zum omnipräsenten Protagonisten des französischen Jazz aufgestiegen, hat sich dem Versuch gestellt, die Arbeit der 2010 verstorbenen, in New York City lebenden französischen Bildhauerin, die u. a. durch ihre mütterlichen, beschützenden Spinnen-Skulpturen berühmt wurde, in Klänge zu übersetzen.

Der britische Journalist Stuart Nicholson hat das Resultat eine „Tour de Force durch die Jazzgeschichte“ genannt, und tatsächlich lässt Émile Parisien, inspiriert von Bourgeois, seine Kreativität in plastischen akustischen Gestalten gerinnen, in denen Erinnerungen an Second-Line-Rhythmen, Bebop wie auch Swing widerhallen.

Beim Jazzfestival Saalfelden brachte Parisien das großartige Programm am 19. August 2022 mit seinem hochkarätig besetzten französisch-amerikanischen Sextett zur Aufführung, dem Trompeter Theo Croker, Gitarrist Manu Codjia, Pianist Roberto Negro, Bassist Joe Martin und Drummer Nasheet Waits angehören.  Gestaltung: Jörg Duit

22:50 – 23:00 UHR | SWR2
JAZZ VOR ELF: Neues und Kreatives aus der Welt des Jazz.

23:03 – 24:00 | Ö1
 – musikprotokoll 2022. Ensemble Zeitfluss spielt Musik von Gerd Kühr

Gerd Kühr feiert am 28. Dezember 2022 seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlass spielte das Ensemble Zeitfluss beim ORF musikprotokoll am 7. Oktober 2022 Werke aus mehreren Schaffensperioden des Komponisten und Dirigenten sowie zwei kurze Uraufführungen. Edo Micic hat das Ensemble geleitet.

Mit seiner ruhigen und überlegten Art ist Kühr eine der interessantesten und konstantesten künstlerischen Stimmen Österreichs. Als Professor für Komposition in Graz hat er außerdem Generationen von Komponierenden geprägt und gefördert. Beim musikprotokoll stand vor über 30 Jahren erstmals ein Stück von ihm auf dem Programm. In schöner Erinnerung ist auch das Gerd-Kühr-Projekt geblieben, das das Klangforum Wien 2005 in Graz präsentiert hat.

„Komponieren heißt für mich weniger Erfinden als vielmehr Finden. Entdecken von Vorhandenem, Vor-Geschriebenem, Vor-Verfasstem. Die Autonomie des Komponierens scheint mir gebrochen durch das außerhalb von Musik liegende Gewebe von Geschichte(n), Menschen, Welt. Ich suche Präzision, Annäherung in/an Emotion, die Emotion in der Präzision.“ (Gerd Kühr) Gestaltung: Franz Josef Kerstinger


di – 25.10.2022

17:50 – 18:00 UHR | SWR2
JAZZ VOR SECHS

Entdeckungsfreudig oder klassisch – wir präsentieren täglich aktuelle Veröffentlichungen sowie Aufnahmen aus unserem Archiv.

20:05 – 21:00 UHR | SWR2
SWR2 Jazz Session: Mimesis – Das Trickster Orchestra beim Jazzfest Berlin 2021

Von Nina Polaschegg. „Mimesis – Nothing is alien between us…“ – so nannten Cymin Samawatie und Ketan Bhatti das neue Programm, das sie beim Jazzfest Berlin 2021 mit ihrem 2013 gegründeten Trickster Orchestra zur Uraufführung brachten. Zu hören waren verschiedene Klänge, basierend auf zeitgenössischen Formen des Improvisierens, aber auch des Strukturierens. Klanglichkeiten asiatischer oder persischer Herkunft sind gleichwertiger Bestandteil wie geräuschhafte, pulsierende oder lose mäandernde Sounds sogenannter westlicher Instrumente. Mimesis auf unterschiedlichen Ebenen als Thema.

22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: „Schön ist, was von der Norm abweicht“ – Zum 10. Todestag des Komponisten Hans Werner Henze

„Wir Künstler können uns der Gewalt widersetzen denke ich, indem wir helfen, so viele Menschen wie nur immer möglich für die Angelegenheiten der Künste zu interessieren und sie damit aufmerksam und empfänglich zu machen für eine wunderbare Gegenwelt“, bekannte Hans Werner Henze. 1926 in Deutschland geboren, fühlte er sich sowohl künstlerisch als auch gesellschaftlich im biederen Nachkriegsdeutschland eingeengt und zog in den 1950er Jahren nach Italien. Er war ein politischer Mensch, ein überzeugter Kommunist, der ein Werk sogar Che Guevara gewidmet hat. Er war ein Freund der großen Ingeborg Bachmann, der er bewegende Briefe schrieb und die ihm Libretti zu einigen seiner zahlreichen Opern verfasste. Henzes kompositorisches Werk ist immens und umfasst von der kleinen bis zur großen Form fast alles. Am 27. Oktober 2012 starb Hans Werner Henze. Zuvor hatte er die Premiere seiner Anti-Kriegsoper „Wir erreichen den Fluss – We come to the river“ in Dresden miterleben dürfen. BR-KLASSIK erinnert an den Komponisten. Eine Sendung von Susann Krieger

22:50 – 23:00 UHR | SWR2
JAZZ VOR ELF: Neues und Kreatives aus der Welt des Jazz.

23:03 – 24:00 | Ö1
Die Seele des Automaten: Conlon Nancarrow – Zum 110. Geburtstag des Komponisten Conlon Nancarrow am 27. Oktober

Conlon Nancarrow (1912–1997) war einer der großen Einzelgänger der Musik des 20. Jahrhunderts. Lange Jahre schuf der gebürtige US-Amerikaner, der wegen politischer Repressalien nach Mexiko emigriert war, seine ausgetüftelten Kompositionen für Selbstspielklaviere jenseits des etablieren Musikbetriebs. Durch Zufall hat ihn sein damals bereits berühmter Kollege György Ligeti Anfang der 1980er-Jahre wiederentdeckt, nachhaltig ins Rampenlicht gestellt – und durch Nancarrows Arbeiten jene Inspiration empfangen, die ihn aus einer Schaffenskrise befreien konnte.

Ein Pariser Plattenladen, die Garage einer Autobahnraststätte in der Nähe von Solingen, Ligetis Auto und der offensichtlich klar entwickelte Geschmack eines unbekannten Diebes: Ohne das schicksalshafte Zusammenwirken all dieser Komponenten wüsste die Musikwelt vielleicht bis heute nicht, wer Nancarrow war. Dessen Weg zur Musik hatte einst schon steinig begonnen. „This horrible piano teacher I had at the age of four“, sollte Nancarrow sich mit Grausen erinnern: „Naturally, I never learned to play anything.“ Tatsächlich hat dieser eminent originelle Komponist nie wirklich Klavier spielen gelernt – und trotzdem einige der eigentümlichsten Werke des 20. Jahrhunderts für dieses Instrument geschaffen.

Musik, die kein Mensch spielen kann und die dennoch erklingt, real, ohne Zuhilfenahme von Computern. „Studies“ nannte Nancarrow seine durchnummerierte Werkserie für Player Piano, ein automatisches Klavier. „Wenn J. S. Bach statt mit dem protestantischen Choral mit Blues, Boogie-Woogie und lateinamerikanischer Musik aufgewachsen wäre“, schrieb Ligeti im Juni 1980 dem Dirigenten Mario de Bonaventura begeistert, „er hätte wie Nancarrow komponiert, d.h. Nancarrow verkörpert die Synthese amerikanischer Tradition mit der Polyphonie Bachs und der Eleganz Strawinskys – mehr noch: Er ist der bedeutendste Komponist der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts … Er ist ein Phänomen wie Charles Ives, das im Verborgenen wirkt.“ Gestaltung: Walter Weidringer


mi – 26.10.2022

17:10:00 | Ö1
Lateinamerika in Österreich -eine mehrsprachige Mistura-Meczla-Mischkulanz

Vom Rio de la Plata an die Donau, aus Kolumbien oder Brasilien nach Innsbruck, Graz oder Wien: In Österreich existiert eine lebendige, sich stetig erneuernde lateinamerikanische Musikszene. Choro aus Rio de Janeiro, argentinischer oder uruguayischer Tango, Cumbia oder Reggaeton, das alles kann man ebenso hören (und, wenn man möchte und kann, tanzen) wie vielerlei Facetten von Jazz, traditioneller und natürlich klassischer Musik, professionell betrieben oder einfach als unverzichtbarer Bestandteil des Lebens.

Que tal die Lateinamerikaner:innen in Österreich? Die Sängerin Paula Barenbuem aus Buenos Aires und der brasilianische Gitarrist Daniel Mesquita geben Einblicke und kommentieren Lieblingsstücke -heute auch in ihren Muttersprachen, in einer teils übersetzten, sprachvermischten Unterhaltung mit Gastgeberin und Gastgeber.

Eine Einladung zum Fünf-Uhr-Mate con charla -com conversa -mit Plausch.  Gestaltung: Ines Mitterer und Johann Kneihs

17:50 – 18:00 UHR | SWR2
JAZZ VOR SECHS

Entdeckungsfreudig oder klassisch – wir präsentieren täglich aktuelle Veröffentlichungen sowie Aufnahmen aus unserem Archiv.

21:05 – 22:00 UHR | SWR2
SWR2 NOWJazz: Hip Harp – Der Boom der Harfe im neuen Jazz

Von Henry Altmann. Kein Instrument dürfte sich weniger für Jazz eignen als die Harfe. Ständig gilt es das ihr eigene ätherische Wesen mit Füßen zu treten, und zwar bei jedem Tonartwechsel auf eines der vielen Pedale. Die swingende Alice Girard, die boppige Dorothy Ashby, der psychedelische Johnny Teupen, die spirituell-groovende Alice Coltrane, die experimentelle Zeena Parkins, sie alle haben über 90 Jahre hinweg den Boden für eine Renaissance bereitet. Ob solo, in Combo oder Big Band, ob akustisch pur oder elektronisch verfremdet, die „viel-saitige“ Harfe ist gerade das In-Instrument im Jazz.

22:50 – 23:00 UHR | SWR2
JAZZ VOR ELF: Neues und Kreatives aus der Welt des Jazz.


do – 27.10.2022

17:50 – 18:00 UHR | SWR2
JAZZ VOR SECHS

Entdeckungsfreudig oder klassisch – wir präsentieren täglich aktuelle Veröffentlichungen sowie Aufnahmen aus unserem Archiv.

23:03 – 24:00 | Ö1
Neue Musik von Katarina Gryvul und Aho Ssan beim ORF musikprotokoll – musikprotokoll 2022. Immersive Klangwelten von Katarina Gryvul und Aho Ssan.

Auch heuer wieder wurden SHAPE+ Artists eingeladen, die Ambisonics-Anlage im Dom im Berg zu nutzen. „Zemlya“ ist das erste Stück, das Katarina Gryvul nach dem Ausbruch des russischen Angriffskrieges komponiert hat. Es ist eine Hommage an ihr Heimatland Ukraine und gleichzeitig Ausdruck einer tiefgreifenden persönlichen Krise. Den musikalischen Ausgangspunkt bildete die Aufnahme des eigenen Atems während einer nächtlichen Panikattacke, die Stimme ist eines von Gryvuls Hauptinstrumenten. Eine Lebenskrise inspirierte auch Aho Ssan zu seinem Stück „The Falling Man“, das ebenfalls eine Hommage ist, gewidmet einem engen Freund, der sich vor fünf Jahren für den Freitod entschied. Im freien Fall der Leere entgegen, erzählt die in drei Teile gegliederte Komposition von der Notwendigkeit der Auseinandersetzung, um nach dunklen Tagen einer helleren Zukunft entgegengehen zu können.

2014 hat das musikprotokoll gemeinsam mit fünfzehn weiteren Mitgliedern des Festivalnetzwerks ICAS der International Cities of Advanced Sound die Plattform SHAPE für spannende neue Projekte aus dem Bereich der Musik und audiovisuellen Kunst ins Leben gerufen. Von 2014 bis 2021 wurden jedes Jahr 48 Musiker:innen und Musikformationen ausgewählt, auf die dann zwölf Monate lang die SHAPE-Scheinwerfer gerichtet waren. Nach erfolgreichen sieben Jahren wurde das durch das Programm „Creative Europe“ der Europäischen Union geförderte Projekt nun zum bereits zweiten Mal verlängert. Gestaltung: Susanna Niedermayr


fr – 28.10.2022

14:05:00 | Ö1
Philip Catherine und Martin Wind im April 2022 in Flensburg

Entspannt, innig und lyrisch -das sind Attribute, die sich aufdrängen, wenn diese zwei gemeinsam musizieren: Gitarrist Philip Catherine, der Grandseigneur des belgischen Jazz, der am 27. Oktober seinen 80. Geburtstag feiert, und Kontrabassist Martin Wind, der von seiner deutschen Heimatstadt zum „Flensburg-Botschafter“ ernannte Wahl -New-Yorker, Jahrgang 1968. Ihr erstes gemeinsames Album nahmen sie 2013 für das Label ACT Music auf, seitdem spielten Catherine und Wind immer wieder zusammen. Am 21. April 2022 gastierten sie im Robbe & Berking Yachting Heritage Centre in Flensburg im Rahmen der 2020 gegründeten Konzertreihe „Coming Home Concerts“, die es sich zum Ziel gemacht hat, Musiker:innen mit Wurzeln in Flensburg, die ihren Lebensmittelpunkt mittlerweile andernorts haben, in ihrer alten Heimatstadt zu präsentieren. In diesem Fall passte das Bild von der Heimkehr aber auch bestens zur Musik von Wind und Catherine, die in guten alten Standards und Eigenkompositionen daran erinnerten, wie Jazz auch und immer noch gespielt werden kann, darf und manchmal auch sollte: entspannt, innig und lyrisch eben!  Gestaltung: Michael Neuhauser

17:50 – 18:00 UHR | SWR2
JAZZ VOR SECHS

Entdeckungsfreudig oder klassisch – wir präsentieren täglich aktuelle Veröffentlichungen sowie Aufnahmen aus unserem Archiv.

19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: Die ionische Schule – Beginn einer griechischen Operntradition

Korfu, Zakynthos und Kefalonia – seit Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Inseln im türkisfarbenen ionischen Meer Zentrum des Opern- und Musiklebens jenes Landes, das später einmal Griechenland sein sollte. Fernab von Athen, aber nur eine kurze Schiffsreise von Italien entfernt, wurden im kleinen, feinen Teatro San Giacomo auf Korfu die neuesten italienischen Opern der Zeit gespielt, und mit Nikolaos Mantzaros, Pavlos Carrer und Spyros Samaras erwuchs eine Komponistengeneration, die zunächst noch ganz im Geiste des Belcanto, später dann mit Tendenz zum Verismo eine eigene griechische Musiktradition begründete. Mehr und mehr hielten griechische Themen wie der Freiheitskampf gegen das Osmanische Reich Einzug auf der Opernbühne, und zunehmend wurden auch griechische Texte vertont. Zusammen mit den Dirigenten Byron Fidetzis und George Petrou, dem Musikwissenschaftler Kostas Kardamis, dem Dramaturgen Nikos Dontas und dem Bariton Tassis Christoyannis geht BR-KLASSIK dem Phänomen der ionischen Schule auf den Grund, die Ausgangspunkt der griechischen Operngeschichte war. Eine Sendung von Florian Heurich

23:03 – 24:00 | Ö1
Gitarren dekonstruieren mit Marko Ciciliani. – musikprotokoll 2022. „Why Frets?“ von Marko Ciciliani.

„Why Frets?“ ist interaktives Konzert, Installation und Lecture-Performance: Der in Graz lebende Komponist und Musikwissenschaftler Marko Ciciliani hat ein Projekt entwickelt mit dem bezeichnenden Untertitel „Requiem for the Electric Guitar“. Aus der Neuen Musik kommend und sich stets auch mit Phänomenen der Pop-Kultur auseinandersetzend, verfolgt er gesellschaftliche, historische und ästhetische Fragen zur aktuellen Positionierung der E-Gitarre. Seit vielen Jahren beschäftigt sich Ciciliani mit der Implementierung von Spielen und 3D-Applikationen. Im Zeit-Ton sind Teile dieser österreichischen Erstaufführungen zu hören.

Ausgehend von der britischen Weberin und Amateuringenieurin Sieglinde Stern, die 1833 den elektromagnetischen Tonabnehmer erfand, entfaltet Marko Ciciliani in „Why Frets?“ eine kultur- und musikgeschichtliche Dekonstruktion der Gitarre, Inbegriff machistischer Posen, das Phallus-Symbol schlechthin unter den popmusikalischen Instrumenten. Es geht um alternative Sichtweisen darauf, was man mit elektromagnetisch verstärkten Saiten anfangen und in welche aktuellen Diskurse von Soundpolitik und Gender man sie stellen kann. Ciciliani erzählt diese Geschichte durch eine spekulative Neuinterpretation der Vergangenheit, um daraus transmediale Visionen für die Zukunft zu generieren.

Ausgrabungen aus der Zukunft

1970 in Zagreb geboren, studierte Marko Ciciliani in Hamburg und Amsterdam, seit 2014 ist er Professor für Computermusik und Sounddesign an der Kunstuniversität Graz. Während der 2000er Jahre beschäftigte er sich mit No-Input-Mixern und brachte Alben auf Labels wie Unsound heraus. Dann setzte er sich immer mehr mit visuellen und performativen Gestaltungen auseinander, die in dem wissenschaftlich-künstlerischen Projekt „GAPPP – Gamified Audiovisual Performance and Performance Practice“ mündeten. Ciciliani war mehrere Male Tutor für die Darmstädter Ferienkurse und künstlerischer Leiter des Workshops ChampdAction in Antwerpen.

„Why Frets?“ war eine ebenso unterhaltsame wie lehrreiche und herausfordernde Projektserie mit Veranstaltungen im Dom im Berg, im MUMUTH und der Akademie Graz. Im Zeit-Ton-Interview erzählt Ciciliani u.a. von Überschneidungen zwischen Neuer Musik und Pop.  Gestaltung: Heinrich Deisl


sa – 29.10.2022

14:05 bis 15:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: Die ionische Schule – Beginn einer griechischen Operntradition

Korfu, Zakynthos und Kefalonia – seit Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Inseln im türkisfarbenen ionischen Meer Zentrum des Opern- und Musiklebens jenes Landes, das später einmal Griechenland sein sollte. Fernab von Athen, aber nur eine kurze Schiffsreise von Italien entfernt, wurden im kleinen, feinen Teatro San Giacomo auf Korfu die neuesten italienischen Opern der Zeit gespielt, und mit Nikolaos Mantzaros, Pavlos Carrer und Spyros Samaras erwuchs eine Komponistengeneration, die zunächst noch ganz im Geiste des Belcanto, später dann mit Tendenz zum Verismo eine eigene griechische Musiktradition begründete. Mehr und mehr hielten griechische Themen wie der Freiheitskampf gegen das Osmanische Reich Einzug auf der Opernbühne, und zunehmend wurden auch griechische Texte vertont. Zusammen mit den Dirigenten Byron Fidetzis und George Petrou, dem Musikwissenschaftler Kostas Kardamis, dem Dramaturgen Nikos Dontas und dem Bariton Tassis Christoyannis geht BR-KLASSIK dem Phänomen der ionischen Schule auf den Grund, die Ausgangspunkt der griechischen Operngeschichte war. Eine Sendung von Florian Heurich

17:50 – 18:00 UHR | SWR2
JAZZ VOR SECHS

Entdeckungsfreudig oder klassisch – wir präsentieren täglich aktuelle Veröffentlichungen sowie Aufnahmen aus unserem Archiv.

22:03 – 23:00 UHR | SWR2
SWR2 Jazztime: Das war die Folkore Imaginaire – Frankreichs Szene um 1990

Von Hans-Jürgen Schaal. Der Begriff „Folklore Imaginaire“ entstand schon in den 1970er- Jahren in der freien Musikszene von Lyon. Weil der Holzbläser Louis Sclavis aus dieser Szene kam, übertrug sich die Bezeichnung „Folklore Imaginaire“ um 1990 auf die damals aktuelle Musik von Sclavis und Gleichgesinnten wie Valentin Clastrier, Michel Godard, Jean-Louis Matinier oder Dominique Pifarély. Mit „Folklore Imaginaire“ meinte man eine Jazzpraxis, die sich – abseits der amerikanischen Jazz-Geschichte – ihre eigenen „Traditionen“ sucht, etwa in französischer Folklore und europäischer Avantgarde.

23:03:00 | Ö1
Thomas Kramer im Studio, Saxofonistin Nicole Glover mit Trio bei den INNtönen 2022

Studiogast in dieser Jazznacht ist der 1966 in Wien geborene Gitarrist Thomas Kramer. Der vielseitige Musiker war bis dato in unterschiedlichsten Formationen tätig. Er wirkte in der L.A. Big Band, dem Ensemble Trompeteria und dem Richard Österreicher Quartett mit, gemeinsam mit der Sängerin Renate Reich war er zudem in Sachen Musikkabarett tätig. Und auch dem Wienerlied ist Thomas Kramer, der weiters mit Otto Hablit, Karl Hodina und Tini Kainrath zusammengearbeitet hat, sehr verbunden. Im Gespräch mit Christian Bakonyi stellt Thomas Kramer seine neue CD „Wie das Leben so spielt“ vor, eine Trio-Einspielung mit dem Hammond-Organisten Erwin Schmidt und dem Schlagzeuger Heimo Wiederhofer.

Die Ö1-Konzertaufnahme stammt von den heurigen INNtönen, aufgenommen am 22. Juni 2022: Da spielte auf Paul Zauners Buchmannhof im oberösterreichischen Innviertel die in Oregon aufgewachsene, seit 2015 in New York tätige Saxofonistin Nicole Glover groß auf. Glover, auch bekannt durch ihre Mitwirkung in der rein weiblichen All-Star-Band Artemis, bewies mit Clarence Tyrone Allen II am Bass und Kayvon Gordon am Schlagzeug, dass die klavierlose Saxofon-Trio-Besetzung mit spannendstem Jazz faszinieren kann.

Ein weiterer Programmpunkt der Jazznacht widmet sich der Musik des Arrangeurs Neal Hefti und jener des Saxofonisten Illinois Jacquet, deren Geburtstage sich dieser Tage zum hundertsten Male jähren.  Gestaltung: Christian Bakonyi

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Musik der Welt: Serbiens junge Musikerinnenszene

2012 gewann Bojana Peković die Talenteshow „Ja imam talenat“ im serbischen Fernsehen. Die damals 14-jährige sang ein Lied aus der epischen Liedtradition Südosteuropas und begleitete sich selbst auf der Gulse, einem Saiteninstrument, das bis dahin nur männliche Solisten kannte. Inzwischen studiert Bojana Peković Gulse an der Universität in Helsinki. Bereits jetzt hat sie das Instrument in neue Gefilde geführt: in die Kammermusik, ins Theater und die Popularmusik. Ganz ähnlich kunstvoll und innovativ erfindet die serbische Musikerin Neda Nikolić die Flöte Frula musikalisch neu. Auch sie ist als weiblicher Solist auf ihrem Instrument noch eine Ausnahme. Die Stimmen der Romnja, die sich in der Hip-Hop-Gruppe Pretty Loud erheben, protestieren in ihren Songs gegen Rollenbilder, die jungen Roma-Frauen zugeschrieben werden. Pretty Loud ist die erste reine Frauen-Band der Roma, ebenfalls aus Serbien. Die Sendung gehört diesen und weiteren, neuen Musikprojekten aus Serbien, die von Folkmusik inspiriert und weiblich sind. Beobachtet und eingeordnet wird die Entwicklung von der Musikethnologin Iva Nenić von der Universität der Künste in Belgrad. Sie dokumentiert im Rahmen des Projektes „Female Leadership in Music“ die Erfolge, aber auch die Grenzen und Hürden, die Frauen in Serbien als Musikerinnen erleben. Eine Sendung von Helen Hahmann


so – 30.10.2022

00:05:00 | Ö1
(Fortsetzung) Thomas Kramer im Studio, Saxofonistin Nicole Glover mit Trio bei den INNtönen 2022

19:34:00 | Ö1
Das Viola Falb Trio im Studio 2 des Wiener Funkhauses

Die Liebe zur Kammermusik und zur Improvisation hat die in Wien lebende Saxofonistin Viola Falb, den aus Serbien stammenden Akkordeonisten Miloš Todorovski und den tschechischen Violinisten Tomáš Novák zusammengeführt. Das Trio ist stilistisch breit aufgestellt, im Zuge dieser Radiosession konzentrieren sich die Musiker:innen auf Eigenkompositionen von Bandleaderin Viola Falb -in denen stets auf die musikalische Herkunft der Kollegen Bedacht genommen wird. Falb steht im Trio für die jazzige, improvisierende Seite, Tomáš Novák besitzt langjährige Erfahrung in der Interpretation klassischer Kammermusik, und Miloš Todorovski verwandelt sein Akkordeon immer wieder in ein wahres Klangfarben-Orchester.Diese Ö1 Radiosession wird gefördert durch die Verwertungsgesellschaft Rundfunk GmbH (VGR).  Gestaltung: Helmut Jasbar

17:10:00 | Ö1
Illinois Jacquet: 1922-2004

Der aus Louisiana stammende Jean Baptiste „Illinois“ Jacquet wird gerne als musikalischer Antipode seines Tenorsaxofonkollegen Lester Young beschrieben. Sein lautstarkes, „hupendes“ Spiel gilt als ein großer Einfluss für die Saxofonisten des frühen Rock ’n‘ Roll, während Youngs lyrischer und weicher Sound das Klangideal des Cool Jazz vorweggenommen hat.

Illinois Jacquet war aber wesentlich mehr als ein ekstatischer „Zirkussaxofonist“, als den ihn missgünstige Kritiker manches Mal bezeichnet haben. Sein Solo über „Flying Home“ als Mitglied des Lionel Hampton Orchestra macht ihn bereits als 19-Jährigen bekannt, und er war sehr wohl auch ein Meister der subtileren Töne. Unbestritten ist Jacquets Einfluss auf nachfolgende Tenoristen wie Eddie „Lockjaw“ Davis oder Sonny Rollins. Am 30. Oktober jährt sich der Geburtstag des 2004 verstorbenen Musikers zum 100. Mal.  Gestaltung: Klaus Wienerroither

20:55:00 | Ö1
Neal Hefti und Count Basie zünden erneut ein Bigband-Feuerwerk: „On My Way & Shoutin‘ Again!“ (1962)

Der Komponist und Arrangeur Neal Hefti, dessen Geburtstag sich am 29. Oktober 2022 zum 100. Male jährt, hat mit seinen Arbeiten für die Jazzorchester von Count Basie und Woody Herman sowie mit seinen Film-und Fernsehmusiken ganz wesentlich den Sound der amerikanischen Popularmusik der 1950er und 60er Jahre geprägt. Unvergesslich seine Hits, wie etwa „Cute“, „Li’l Darlin’„, „Girl Talk“ und natürlich die Titelmelodie zur Fernsehserie „Batman“.

Geboren wurde Neal Hefti 1922 in Hastings, Nebraska, und bereits mit zehn Jahren bekam er zum Geburtstag eine Trompete geschenkt, ein Instrument, das er aktiv bis in die 60er Jahre spielte. Bekannt wurde er allerdings für seine Kompositionen und Arrangements für andere Bandleader, was ihm in der Folge einen fixen Platz in der Jazzgeschichte sicherte. Neben seiner Arbeit mit Frank Sinatra, Doris Day und Buddy Rich war wohl die Verbindung mit Count Basie bestimmend für das Schaffen von Neal Hefti. Das musikalische Material, das Hefti im Jahr 1957 auf dem Album „The Atomic Mr. Basie“ zusammenstellte, hat bis zum heutigen Tage Bestand und gilt als Großtat des feurigen Bigband-Sounds.

1962 produzierte das Verve Label eine Reunion der beiden Meister und veröffentlichte diese Session unter dem Titel „On My Way & Shoutin‘ Again!“ Der moderne Jazz-Sound, den Neal Hefti im Zuge dieser Produktion für großes Ensemble erdachte, gab -besonders durch den Einsatz der Flöte von Frank Wess -bereits einen Vorgeschmack auf seine zukünftigen Filmmusiken, etwa für den Hollywoodstreifen „Ein seltsames Paar“. Und Neal Hefti bediente sich im Zuge der Partituren für die exquisite Besetzung der Count-Basie-Band, der u. a. Thad Jones (Trompete), Frank Foster (Saxofon) und Freddie Green (Gitarre) angehörten, eindrucksvoll all jener Techniken, die seine Arbeit auszeichneten: dichte Instrumentalsätze zu außerordentlich entspannten Melodien, in denen sich die Solisten mit kurzen Solo-Spots in Szene setzten.  Gestaltung: Gerhard Graml

22:08 – 23:00 | Ö1
Agnes Hvizdalek empfiehlt – Music Unlimited Festival #36 kuratiert von Agnes Hvizdalek

Von 4. bis 6. November präsentiert das Festival Music Unlimited zum 36. Mal experimentelle Musik unterschiedlicher Stile: Von zeitgenössischer Musik und Jazz, über Klangkunst bis Noise und Metal – ein Fest für neugierige Ohren!

Das 1987 vom Welser Kulturverein Waschaecht gegründete Festival wird heuer von der im selben Jahr geborenen österreichischen Musikerin Agnes Hvizdalek – seit 2008 in Norwegen lebend – kuratiert. Diese ehrenvolle Aufgabe haben in früheren Ausgaben Größen wie Fred Frith, Zeena Parkins, Ikue Mori, Mats Gustafsson, Okkyung Lee und Mary Halvorson übernommen. Neben eigenen Projekten präsentiert die junge Ausnahmekünstlerin – als Vokalistin hat sie sich eine extravagante Klangsprache erarbeitet, die keine Grenzen kennt – ein wildes Programm unter dem Titel „The Future Starts Now“. Diese zu jedem Zeitpunkt wahre Aussage richtet die Aufmerksamkeit auf den Moment des Musikschaffens, der die unterschiedlichen Ausdrucksformen vereint. Ob frei improvisiert oder klassisch notiert: wie welche Entscheidungen getroffen werden und warum ist für Agnes Hvizdalek der springende Punkt.

Agnes Hvizdalek präsentiert in dieser Zeit-Ton extended Ausgabe, Highlights ihres Programms darunter SPUNK, Billy Roisz, Lisa Ullén, Kris Davis, das norwegische Quartett Tøyen Fil og Klafferi mit der mehrfach preisgekrönten Komponistin und Klarinettistin Kristine Tjøgersen (die übrigens in Linz studiert hat). Weiters Sofia Jernberg (solo) und Audrey Chen (im Duo mit Beam Splitter), zwei Königinnen des experimentellen Gesangs u.v.m. Gestaltung: Marlene Schnedl gemeinsam mit Agnes Hvizdalek

 

 

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2 Kommentare

  1. Warum zeigt Ihr neuerdings eher avantgardistische Sendungen, als die traditionellen Termine, wie z.B. die Reihen in BR Klassik „Jazz now“ und Classic Sounds in Jazz“, SWR 2, DLF etc.?

    1. Wir zeigen aus Zeitgründen gerade die Sendungen an, die man uns im Monatsrhythmus jeweils zusendet. Da ist Ö1 ganz vorne. SWR2 ebenso und BR-KLASSIK sendet die Infos zu Neuer Musik und Features. Wenn wir wieder mehr Zeit finden, kommen bestimmt auch die Sendungen zurück, die die ARD-Suchmaschine ausspuckt. Deswegen erweitert/reduziert.

Kommentare sind geschlossen.