Nachlese zum 19. Internationalen Jazz-Weekend in Unterföhring

Als Veranstalter eines Sommer-Jazz-Weekends braucht man nicht nur in diesen Zeiten Mut, sondern vor allem Visionen. Bereits in den vorangegangenen Jahren holte Bassist Harald Scharf, der die künstlerische Leitung des Festivals 2014 übernommen hat, Stars wie Tom Harrell, Kurt Elling, Marquis Hill, Kinga Glyck, Terri Lyne Carrington, Dianne Reeves, China Moses, den diesjährigen „BMW Welt Jazz Award Winner“ Marco Mezquida oder Chuco Valdés auf die Bühne in Unterföhring.

Auch dieses Jahr gab es ein rundherum beeindruckendes, abwechslungsreiches und vielseitiges Internationales Jazz-Weekend in Unterföhring. Traditionell startet das Jazz-Weekend mit einem Kinderjazzkonzert. Die Jazzbande aus Nürnberg führte mit ihrer musikalischen Reise kreuz und quer über alle Kontinente und begeisterte groß & klein. Am nächsten Abend gab sich die aus Charleston in South Carolina stammende und gerade mit einem Grammy ausgezeichnete Truppe Ranky Tanky die Ehre.

Noch als Geheimtipp gehandelt, kombiniert die Band in ihrer Musik soulige Songs der Gullah-Kultur mit Blues, Jazz und einer gehörigen Portion R&B. „Ranky Tanky“ bedeutet übersetzt so viel wie „Get Funky“, und das Publikum nahm dies wörtlich. Zum Schluss tanzten alle ausgelassen im Saal zur vom Hocker reißenden Musik.

Den Folgeabend bestritt Rising Star Saxophonistin Nubya Garcia mit ihrem Quartett, bestehend aus Joe Armon Jones am Klavier, dem Bassisten Daniel Casimir und Olly Sarkar am Schlagzeug.

Bei ihrem Namen flippt die Szene momentan komplett aus. Binnen kürzester Zeit hat Nubya Garcia so ziemlich alles an wichtigen Preisen abgeräumt und sich in der Szene, vollkommen zu Recht, international behauptet. Trotz des offensichtlichen Ruhms gab sie sich auf der Bühne erstaunlich persönlich und überzeugte mit präzisem, abwechslungsreichem Spiel, ohne dabei in die momentan angesagte Jazz-Funk-Fusionecke abzudriften – „The Message Continues“ !

Zum krönenden Abschluss des Festivals trat Avishai Cohen mit seinem Projekt Big Vicious im Unterföhringer Bürgersaal auf. Bereits im Vorwege gab es Skeptiker, die sich schwer vorstellen konnten, wie in dieser Location der musikalische Spirit rüberkommen soll. Doch bereits nach den ersten Tönen war klar, das wird ein ganz besonderer Abend.

Die Band um den Trompeter Avishai Cohen, mit Gitarrist Uzi Ramirez, Bass-Tüftler Yonatan Albalak, zwei Schlagzeugern Ziv Ravitz und Aviv Cohen, spielten unter anderem das einzigartige, gemeinsam mit Producer Rejoicer produzierte „Honey Fountain“, die großartige Big Vicious Adaption von Beethovens „Moonlight Sonata“ oder zum Schluss eine fünfzehn-minütige Version des Massive Attack Klassikers „Teardrop“. Der Abend war spannend, intensiv und live noch eine Ecke direkter als auf der bei ECM erschienenen CD. Als Zugabe und Abschluss des Festivals wurde das Publikum schließlich mit der Ballade „Intent“ verabschiedet.

Text & Fotos: Thomas J. Krebs

 

 

 

Der tägliche
JazzZeitung.de-Newsletter!

Tragen Sie sich ein, um täglich per Mail über Neuigkeiten von JazzZeitung.de informiert zu sein.

DSGVO-Abfrage *

Wir senden keinen Spam! Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.