Audience Development (5) – Do-it-yourself-Vermittlung 2: rund um das Konzert

audience-614x409In dieser Blogfolge liste ich einige Maßnahmen auf, die bei überschaubarem Mehraufwand zur besseren Vermittlung der Musik vor, während und nach dem Konzert beitragen könn(t)en.

a) vor dem Konzert – Aus der klassischen Musik kennt man die „Einführung in das Konzert“, bei der dem Besucher Hintergrundinformationen über die zu hörenden Werke und ihre jeweiligen Interpreten vorab zugänglich gemacht werden. Ist diese Einführung gut aufbereitet, kann sie dem Publikum wertvolle Anknüpfungspunkte liefern und den Konzertgenuss steigern.
Gleiches gilt für die schriftliche Form einer solchen Einführung, das Programmheft. Zwar macht die Festschreibung eines „Programms“ – der Verweis auf die Reihenfolge der zu spielenden Werke – im Jazz oft wenig Sinn, aber ein Handzettel mit Ankündigungstext, Musikerbiografien, weiteren Konzertterminen der Reihe und gegebenenfalls einem kurzen Statement des Musikers („Worum geht es mir bei diesem Projekt?“ o.ä.) könnte willkommene Vermittlungsarbeit leisten. Die Konzerteinstimmung funktioniert neben dem gesprochenen und gedruckten Wort auch gut über Hintergrundmusik, sofern grundsätzliche Regeln beachtet werden (nicht lauter als die Band, passendes musikalisches Energielevel, passende Stilistik, …).

Wenn der Veranstalter diese Aufgaben selbst nicht übernehmen kann oder möchte, findet sich vielleicht jemand im Förderverein oder unter den Stammgästen des Clubs, der diese Arbeit gerne macht?

b) während des Konzerts – Sagt ihr etwas vor dem ersten Stück? Kommuniziert ihr gerne mit dem Publikum? Was ist eure Haltung gegenüber dem Publikum, welche Signale wollt ihr senden? Inszeniert ihr euch auf der Bühne in bestimmten Rollen? Seid ihr geübt darin, Ansagen spontan zu improvisieren, oder fallen sie euch schwer und wollen daher wohl überlegt sein? Braucht eure Musik überhaupt Ansagen – und wenn ja, wie viele und an welchen Stellen im Programm? Welche Informationen zu welchem Stück könnten für das Publikum interessant sein? Wann, wie oft und mit welchen Worten stellt ihr eure Mitmusiker vor? Wie oft weist ihr auf euer neuestes Album hin? Was muss noch erwähnt werden, wem möchtet ihr danken?

Eure Ansagen können das Publikum stärker in den faszinierenden Prozess einbinden, der zwischen euch auf der Bühne geschieht. Sie schaffen neben der abstrakt-musikalischen auch eine konkrete persönliche Verbindung und bieten eurem Publikum weitere Anknüpfungspunkte.

c) nach dem Konzert – Wenn der letzte Ton verklungen ist, böte sich die Gelegenheit zu einer kleinen Abmoderation, in der der Veranstalter den Musikern für ihren Einsatz und dem Publikum für sein zahlreiches Erscheinen danken und kurz auf die nächsten anstehenden Konzerte hinweisen könnte.

Eine weitere Anregung könnte das im Tanz- und Theaterbereich verbreitete Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung sein, bei dem das Publikum Gelegenheit hat, den Künstlern Fragen zu stellen und mit ihnen zu diskutieren. Zwar geschieht dies im Jazzbereich mitunter in spontanen Einzelgesprächen, ein vorher angekündigtes und moderiertes Gruppengespräch wäre aber ebenso denkbar.

Anonymisierte Evaluationsfragebögen, vorab in ausreichender Zahl im Zuschauerraum ausgelegt, könnten je nach Art der Fragestellungen gleich mehrere Zwecke erfüllen und Veranstaltern wie Musikern wertvolle Informationen liefern. Wie hat euch das Konzert gefallen und warum? Wie hat euch der Veranstaltungsraum gefallen und warum? Habt ihr Wünsche, Anregungen, Verbesserungsvorschläge? Wie habt ihr von diesem Konzert erfahren? Wie oft geht ihr zu Jazzkonzerten? …

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