Jazztage Dresden senden S.O.S

Bitter für die chronisch defizitär arbeitendenden Jazztage Dresden:

Bei der kürzlich zu Ende gegangenen Ausgabe 2010 hat das Festival mit rund 13.000 Besuchern einen Rekord aufgestellt, obwohl man aus Geldmangel sowohl das Werbebudget um 75 % kürzen, als auch die Dauer des Festivals um fünf Tage reduzieren musste. Trotzdem steht man jetzt vielleicht vor dem Aus.

keine Förderung – kein Festival

Der Grund dafür ist im Gegensatz zum ebenfalls schwer angeschlagenen JazzBaltica in Schleswig-Holstein nicht eine Streichung von Fördermitteln, sondern die permanente Abwesenheit ausreichender Zuschüsse. Der Veranstalter Grandmontagne Music kämpft seit Jahren für eine angemessene Förderung durch die Stadt Dresden. Doch die hält sich bisher überwiegend bedeckt – die Fördersumme von 1.500 € für 2010 (von 100.000 €, die beantragt worden waren) spricht eine deutliche Sprache.

Die Zukunft des Festivals will Grandmontagne Music nun vom Förderantrag für 2011 abhängig machen. Sollte dieser wieder nicht bewilligt werden, sieht man sich kräftemäßig am Ende und möchte aufhören. Anstelle der Jazztage gäbe es dann lediglich einige über das Jahr verteilte Einzelkonzerte und kleinere Konzertreihen.

logo
Erfolgreich und doch am Ende? Die Jazztage Dresden. Bild: Jazztage Dresden

öffentlicher Hilferuf

Grandmontagne Music ruft nun laut um Hilfe. Ein Auszug aus dem Aufruf, den die Veranstalter auf der Website der Jazztage Dresden veröffentlicht haben:

(…) Die Zukunft des Festivals liegt nun in den Händen der Stadt Dresden.
Bitte überzeugen Sie die verantwortlichen Entscheidungsträger der Stadt Dresden von der Notwendigkeit und Einzigartigkeit der Jazztage Dresden. Es gibt durchaus auch teilweise eine Bereitschaft zur Unterstützung in der Stadt und es ist uns auch klar, dass dies in Zeiten knapper Kassen eine schwierige Situation ist. Wir wünschen uns trotzdem eine faire Behandlung der Jazztage Dresden im Vergleich zu anderen Festivals. Allerdings brauchen auch die Politiker für Entscheidungen zu Gunsten der Jazztage den Rückhalt der Besucher.
Schreiben Sie den Verantwortlichen! Schreiben Sie positive Erlebnisse, Vergleichszahlen mit anderen Festivals oder was auch immer Sie empfinden und kundtun möchten.
Wir freuen uns auch über weiteres Engagement, Sponsoring, Mithilfe und neue Ideen der Unterstützung. (…) Die Gründung eines Fördervereins für die Jazztage Dresden ist geplant.

Mit jazzigen Grüssen und vielen Dank für Ihre Zeit und Mithilfe!
Kilian Forster & Tanja Grandmontagne-Forster

Links:

Das gesamte Statement auf der Newsseite der Jazztage Dresden

Jazztage Dresden

Der tägliche
JazzZeitung.de-Newsletter!

Tragen Sie sich ein, um täglich per Mail über Neuigkeiten von JazzZeitung.de informiert zu sein.

DSGVO-Abfrage *

Wir senden keinen Spam! Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Ein Kommentar

  1. Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass das Gros der Kulturschaffenden (nicht nur im Jazz) dem naiven Glauben folgt, die Wirtschafts- und Finanzkrise in 2009 wäre ein singuläres Ereignis gewesen und man könnte danach weitermachen wie zuvor. Dem ist nicht so: Um langfristig überleben zu können, wird man schon jetzt nicht umhin kommen, sich andere, alternative Finanzierungsmodelle für Kulturveranstaltungen zu überlegen als die bisherhige Bezuschussung und Subventionierung durch die öffentliche Hand. Und wenn ich diesen offenen Brief lese (ich habe ihn auch bekommen), dann wird mir vor allem eines deutlich: dass die Veranstalter der Dresdener Jazztage keinen Rückhalt in lokalen Politik besitzen und es zudem in der Vergangenheit versäumt haben, „nachhaltig“ (ich lebe hier in Köln am Rand vom Ruhrgebiet) kulturpolitische Lobbyarbeit in Dresden für ihre Jazztage zu betreiben. Andererseits müsste man mal andere Formen des Widerstands erwägen als solche arg verschnarchten und naiven, offenen Briefe wie der jetzt aus Dresden. Gäbe es die „gute Fee“ tatsächlich und ich hätte einen Wunsch frei, dann würde ich mir wünschen, bundesweit einen Monat lang keine Kulturveranstaltung stattfinden zu lassen. Sprich: 31 Tage lang Streik der Kulturschaffenden in Deutschland und z.B. keine Oper und kein Theater, kein Konzert und kein Kulturradio im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Also keine flächendeckende kulturelle Versorgung der Bevölkerung, nur um zu zeigen, was fehlen würde, wenn die Finanzexperten mit ihren Rotstiften erfolgreich sein sollten. (Vielleicht sollte man bei der Initiative Musik einen Förderantrag zur Finanzierung einer Streikkasse stellen? :-)) Utopisch, ich weiß…

Kommentare sind geschlossen.