Ausgabe Oktober 1998PORTRAIT STORY FESTIVAL SPOTLIGHT FAREWELL NEUE CD's BÜCHER |
![]() Ein Jahr nachdem ConBrio und das Bayerische Jazzinstitut die traditionsreiche Münchner Jazzzeitung aus ihrem Dornröschenschlaf "wachküssten", möchte ich mich bei unseren Lesern für ihr ungebrochenes Interesse, ihre Treue und ihre oft kritischen, aber immer wohlwollenden Anregungen bedanken. Den Anzeigenkunden, die den Werbeeffekt der Jazzzeitung zu schätzen und zu nutzen wissen, sei ebenfalls an dieser Stelle Dank ausgesprochen. Preise über Preise wurden Mitte September in München vergeben. Auf Seite 25 meldet die Redaktion aktuell die Gewinner des Musikpreises und der Musikstipendien der Landeshauptstadt München. Lange nach Redaktionsschluß deshalb als Meldung in letzter Minute ins Editorial aufgenommen erlebte ich live die Endausscheidung beim Hennessy Jazz Search 1998 in der Muffathalle. Das Image des Jazz scheint wieder gefragt zu sein. Die Cognac-Marke Hennessy hat jedenfalls im Jazzhörer eine Zielgruppe für ihre Produkte ausgemacht. Wenn es im Gegenzug auch dem Jazz zu mehr Popularität verhilft, warum nicht? Verfolgt man die Geschichte der Jazzmusik zurück, dann hat immerhin ein beträchtlicher Teil von deren Entwicklung in Clubs und Hotelbars stattgefunden. Auf Tausenden von Live-Mitschnitten klingt jedenfalls noch heute das Gläserklirren der Drinks nach. Auch wenn entspannte Club-Atmosphäre das Markenzeichen sein soll, der Stifter des Preises faßte Jazz als sportlichen Wettkampf auf. Vor der versammelten Münchner Jazzszene im Publikum waren auch einige Plattenbosse, Musikmanager sowie Film- und Fernsehprominenz auszumachen spielten drei Bands live um die Plätze. Zum ersten Mal fand die Endausscheidung in München und nicht wie bisher in Köln statt. So war es wohl kein Zufall, daß auch die Jury süddeutsch besetzt war: Klaus Doldinger, Gudrun Endress, Ralf Dombrowski, Mike Hennessey und Roland Spiegel entschieden sich einstimmig für das "Anke Helferich Trio" aus Weinheim (1. Preis, 20.000 Mark). Die in Hilversum und New York ausgebildete Pianistin und ihre Triopartner Dietmar Fuhr (b) und Jochen Rückert (dr) sind keine "Jungen Wilden des Jazz", sondern beeindrucken durch intelligente Arrangements und kammermusikalische Raffinesse. Sie spielen traditionelles Jazzrepertoire ohne sich dabei zu den Neuen Traditionalisten zu zählen. Auf den Plätzen landeten das "Felix Astor Sextett", Köln (2. Preis, 5.000 Mark) und die "Peter O'Mara Band", München (3. Preis, 5.000 Mark). Vor allem letztere Formation stand den Siegern in Fragen der Perfektion um nichts nach, im Gegenteil. Da mag die Jury dann einfach das frischere, originellere Konzept der Helferich vorgezogen haben. ANDREAS KOLB |