Ausgabe Oktober
1998
NEUE CDs
Gilberto Gil
O Sol De Oslo
Pau Brasil / ACT 5019-2
Autor:
Ralf Dombrowski |
Am Anfang gab es ein
Tonband. Es entsprang einer fixen Idee des Kontrabassisten Rodolfo Stroeter. Denn der
fröhliche Visionär war im Frühjahr 1994 mit der brasilianischen Sängerin Marlui
Miranda im Studio, um deren kultursynoptische Experimente mit indianischen
Musiktraditionen zu archivieren. Gilberto Gil half der ungewöhnlichen Produktion als
prominenter Gast. Die Stimmung war gut, die Band paßte wunderbar zusammen. Und so traf
man sich einige Monate später in Oslo, um dort weiter aufzunehmen, diesmal mit dem Star
der Música Popular Brasileira als Leiter des Projektes. Miranda, Gil, Stroeter und der
Pianist Bugge Wesseltoft kannten sich bereits, der indische Perkussionist Trilok Gurtu und
der Akkordeonspieler Toninho Ferragutti kamen neu dazu. Sie probten fünf Tage, begaben
sich dann ins edle Rainbow Studio von Jan Eric Kongshaug. Der Aufwand hat sich gelohnt.
"O Sol De Oslo" ist das mit Abstand beste, weil differenzierteste Album Gils
seit Jahren. Ohne Kommerzdruck der Major Company im Rücken und ohne Schlagzeug als
klangbeherrschendes Instrument konnte er sich als Sänger, Gitarrist und Komponist
ungehindert entfalten. Ein Glücksfall musikkultureller Synergie. |
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