Ausgabe Oktober
1998
BÜCHER UND NOTEN
Louis Armstrong u.a. "Jazz-Geschichten
mit Bildern von Henri Matisse"
Hrsg. Helen Roth,
Edition Herder, 119 Seiten, Kunstdruckpapier
Autor:
Andreas Kob |
Was haben die Bilder von Henri Matisse mit Jazz
gemeinsam? Darüber zu spekulieren, fällt nicht schwer. Zunächst ist es die Aura der
Sinnlichkeit, die die Arbeiten des Malers mit dieser damals aufregend neuen Musikgattung
teilen. Und dann ist es die Leichtigkeit und Direktheit, die man sowohl in den Bildern des
französischen Künstlers als auch in vielen Kompositionen des Jazz entdecken kann. Und
beiden gemeinsam ist auch, daß sich hinter der Attitüde von leichter Muse und
Allgemeinverständlichkeit eine Menge schöpferischer Arbeit verbirgt. Wie Helen Roth auf
die Idee zu dem Bändchen "Louis Armstrong und andere Jazz-Geschichten mit Bildern
von Henri Matisse" kam, verrät sie dem Leser und Betrachter nicht. Doch ihr Einfall
trägt. Seit langem hatte ich kein so schön ediertes, unterhaltsames und fesselndes
Lesebuch mehr in der Hand. Aus den 20 Farbtafeln des Zyklus "Jazz" von Matisse
wählte Roth acht der sogenannten "ausgeschnitten Gouachen", darunter auch den
populären "Ikarus", eine schwarze Figur auf tiefblauen Grund, dessen rotes Herz
dem Betrachter entgegenleuchtet. Der literarische Teil des Buches braucht sich nicht vor
den Bildern zu verstecken. Louis Armstrong, James Baldwin, Jack Kerouac, Christian Gailly
, Kurt Vonnegut, Dorothy Baker und Ralph Ellison kommen zu Wort. Jazzkenner können in den
Texten authentische Atmosphäre der zwanziger, dreißiger, aber auch der fünfziger und
sechziger Jahre schnuppern. Wer sich noch mit den sperrigen Klängen des Jazz schwertut,
hat hier die Gelegenheit, sich dem Thema mittels bildender Kunst und Literatur zu nähern.
|
|