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Jazzzeitung

2012/01  ::: seite 13

rezensionen

 

Inhalt 2012/01

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig no chaser: Totenkult Farewell: Frank Foster Paul Motian

TITELSTORY: Töne, Schweiß und Ohrenkitzel
Warum der Jazz wieder Kritiker braucht, die über Augenblicke schreiben

GESCHICHTE - Basies Weggefährten (2)
Am 2. März wäre Eddie „Lockjaw“ Davis 90 Jahre alt geworden...

Berichte
20 Jahre ACT // Zum Deutschen Jazzfestival Frankfurt 2011 // Martin Schmitt startet mit „Aufbassn“ neu durch // 10 Jahre Unerhört Festival – die aktuelle Musik in Zürich

Portraits
Eva Cottin // Jutta Hipp // Alexandra Lehmler // Lizzy Loeb // Jens Thomas

Jazz heute und Education
Hans Lüdemann – ein Jahr Unterricht an einem US-College und die Folgeng // Nachrichten // Fortbildungskalender 2012 (pdf) // Abgehört: Fusion goes Bebop: Larry Coryells Gitarrensolo auf „Tadd‘s Delight“ von Tadd Dameron

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

Guter Stoff für den Retro-Rausch

Knietief steht das neue Label Jazzhaus in den musikalischen Schätzen der einstigen Südsender SDR und SWF

Ein optimales Ambiente: Im Berliner Ellington Hotel, das erst vor wenigen Jahren im umgebauten, traditionsreichen „Haus Nürnberg“ eröffnet hat, präsentierten Erwin Stürzer von Arthaus Musik, Labelproduzent Uli Pfau, Burkhard Freyberg vom SWR Media Service und Hans-Peter Zachary, Manager der Big Band des SWR, im letzten November die erste Staffel des neu gegründeten Jazzhaus-Labels: fünf einfache, aber ansprechend gestaltete Alben mit Musik aus den reichhaltigen Archiven der einstigen Hörfunkwellen SDR (Süddeutscher Rundfunk Stuttgart) und SWF (Süd-West-Funk Baden-Baden), die beide im heutigen SWR aufgegangen sind. Die Staffel enthält Livemitschnitte des Gerry Mulligan Sextets, von Art Blakey mit seinen Jazz Messengers, dem Cannonball Adderley Quintet und der beiden Orchester von Benny Goodman und Duke Ellington. Und genau jener hatte auch bereits im legendären Berliner Club „Badewanne“ – neben Louis Armstrong und Ella Fitzgerald – gespielt, der heute Teil des Ellington-Hotels ist.

 

Ob dabei auch Cootie Williams, Paul Gonsalves, Johnny Hodges und Rufus Jones mit von der Partie waren, wie bei der gänsehautproduzierenden Aufnahme vom 6. März 1967 in der Stuttgarter Liederhalle (Katalog 101703), kam nicht zur Sprache. Ist letztlich auch unerheblich, denn was Stürzer und Felix Anschütz, der „Product Manager“ von Arthaus Music, als erstes sichtbares Ergebnis einer dreijährigen Recherche- und Remastering-Arbeit vorzeigen können, spricht für sich – und Bände über die Schätze, die künftig noch aus den SWR-Archiven zu erwarten sind.

Die beiden Manager müssen in den letzten Jahren viel Staub geschluckt haben. Bei ihrer ausdauernden Fahndung in muffigen Kellerräumen und staubtrockenen Archiven sind sie dabei auf Kisten voll ungehobener musikalischer Perlen gestoßen. Gut verstaut lagern dort rund 3.000 Stunden Hörfunk- und 500 Stunden Fernsehaufzeichnungen fast aller bedeutender Jazzmusiker und -bands von den 50ern bis in unsere Zeit: eine der größten unveröffentlichten Sammlungen an Livejazz weltweit. Zu verdanken ist dieses wiederentdeckte Klangarchiv Joachim-Ernst Berendt und Dieter Zimmerle, dem Gründer des „Jazz Podium“.

 

Bereits 1947 fingen die beiden Enthusiasten an, Jazzsendungen auf die Beine zu stellen. Bald weiteten sie ihre Produktionstätigkeit auf Konzerte mit amerikanischen Jazzern aus. Knietief wühlten sich Stürzer und Anschütz durch diese endlosen Bänder und berauschten sich an den Big Bands von Quincy Jones und Count Basie, Solisten wie Dave Brubeck und Max Roach, an Albert Mangelsdorff, Klaus Doldinger und Attila Zoller. In Mainz fanden sich bisher unbekannte Studioaufnahmen mit Volker Kriegel. Und sie begeisterten sich an großen Stimmen: Nina Simone, Carmen McRae, Ella Fitzgerald, Jutta Hipp, Abbey Lincoln, Cassandra Wilson. Spätere Aufnahmen dokumentieren den Durchbruch von Stars wie John McLaughlin, Chick Corea und Bobby McFerrin sowie von Crossover-Künstler wie Jack Bruce, Ginger Baker und Friedrich Gulda, bis hin zu Nils Landgren und Esbjörn Svensson. Sorgfältig remastered, umfassen die fünf vorliegenden CDs aus den Reihen „Bigbands Live“ und
„ Legends Live“ einen Zeitraum von 1959 (Goodman, Stadthalle Freiburg, 15. Oktober) bis 1978 (Blakey, Sängerhalle Untertürkheim, 15. Juli). Klarinettenmagier Goodman war damals im jazzbegeisterten Deutschland mit Anita O‘ Day auf Tour. Mit ihrer süffigen Stimme geraten Fats Wallers „Honeysuckle Rose“ und Earl Bostics frivoles „Let Me Off Uptown“ auch nach über 50 Jahren zum knisternden Erlebnis. Stoff für einen Retro-Rausch und Hoffnung auf weitere großartige Konzertmitschnitte. Jetzt im Frühjahr erscheinen: Miles Davis Quintet, Albert Mangelsdorff Quintett (beide 1964), Milt Jackson and The Modern Jazz Quartet (1954–2002), Thelonious Monk, Klaus Doldinger (1956–2011), die Orchester von Ray Charles (1968) und Count Basie feat. Ella Fitzgerald (1970).

Michael Scheiner

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