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Jazzzeitung

2012/01  ::: seite 3

jazz heute – no chaser

 

Inhalt 2012/01

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig no chaser: Totenkult Farewell: Frank Foster Paul Motian

TITELSTORY: Töne, Schweiß und Ohrenkitzel
Warum der Jazz wieder Kritiker braucht, die über Augenblicke schreiben

GESCHICHTE - Basies Weggefährten (2)
Am 2. März wäre Eddie „Lockjaw“ Davis 90 Jahre alt geworden...

Berichte
20 Jahre ACT // Zum Deutschen Jazzfestival Frankfurt 2011 // Martin Schmitt startet mit „Aufbassn“ neu durch // 10 Jahre Unerhört Festival – die aktuelle Musik in Zürich

Portraits
Eva Cottin // Jutta Hipp // Alexandra Lehmler // Lizzy Loeb // Jens Thomas

Jazz heute und Education
Hans Lüdemann – ein Jahr Unterricht an einem US-College und die Folgeng // Nachrichten // Fortbildungskalender 2012 (pdf) // Abgehört: Fusion goes Bebop: Larry Coryells Gitarrensolo auf „Tadd‘s Delight“ von Tadd Dameron

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

Totenkult

Wenn Louis Armstrong recht hatte, ist der Jazz aus der „New Orleans Function“ geboren, der örtlichen Begräbnisfeier. Das würde erklären, warum man im Jazz noch immer so inständig die Toten verehrt: Tribut-Alben und Revival-Bands beschwören laufend die Geister der Vorfahren. Der Kontrabass von Ray Brown und das Saxophon von Charlie Parker stehen im Rang von Heiligen-Reliquien. Junge Talente gelten als Wiedergänger („der neue Bird“), jedes Jazzkonzert wird zur Totenfeier. Vor zwei Jahren hat die Installation „Silhouettes of Jazz“ diese untote Schattenwelt greifbar gemacht: Komplexe 3D-Skulpturen erzählten die Geschichte des Jazz in Schattenwürfen, man kann sich das im Internet ansehen. Ohnehin ist das Internet das ideale Medium für zeitgemäßen Totenkult: Dort geht nichts verloren, dort sind die Ahnen des Jazz nicht gestorben, sondern stets auf dem Sprung zurück ins Leben.

„We‘re sorry but the artist has decided not to disclose the lyrics for this song“, liest man da, als könnten es sich Duke Ellington oder Billie Holiday plötzlich noch mal anders überlegen. Die Web-Formulare warten nur darauf, dass Count Basie seine neueste Setlist ins Netz stellt. Auch Harry Edison oder Ben Webster haben ihre Facebook-Seiten und grüßen persönlich in warmen Worten. Man erfährt sogar, an welchem Tag sie aus dem Totenreich heraufkamen, um die Seiten anzulegen. Unter den Freunden von Ben Webster hat sich auch Lester Young eingetragen, ein weiterer Untoter. Allerdings gibt es auch Enttäuschungen: Ben Websters „Status“ vermutlich: Zombie weist „keine Neuigkeiten“ auf. Aktuelle Konzerte sind auch nicht in Sicht, aber man kann Ben Webster schon mal auffordern, zu einem Gastspiel in die eigene Heimatstadt zu kommen. Und Harry Edison? „Wir haben noch keine News für Harry Edison.“ Klingt so, als könnte sich das bald ändern. Ein bisschen gruseln darf es einen da schon.

Rainer Wein (rainer.wein@gmx.net)

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