Anzeige

Startseite der Jazzzeitung

Anzeige

Startseite der JazzzeitungZum Archiv der Jazzzeitung (Datenbanken und pdf)Zur Rezensionsdatenbank der JazzzeitungZur Link-Datenbank der JazzzeitungClubs & Initiativen Die Jazzzeitung abonnierenWie kann ich Kontakt zur Jazzzeitung aufnehmen
 

Jazzzeitung

2012/01  ::: seite 4

berichte

 

Inhalt 2012/01

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig no chaser: Totenkult Farewell: Frank Foster Paul Motian

TITELSTORY: Töne, Schweiß und Ohrenkitzel
Warum der Jazz wieder Kritiker braucht, die über Augenblicke schreiben

GESCHICHTE - Basies Weggefährten (2)
Am 2. März wäre Eddie „Lockjaw“ Davis 90 Jahre alt geworden...

Berichte
20 Jahre ACT // Zum Deutschen Jazzfestival Frankfurt 2011 // Martin Schmitt startet mit „Aufbassn“ neu durch // 10 Jahre Unerhört Festival – die aktuelle Musik in Zürich

Portraits
Eva Cottin // Jutta Hipp // Alexandra Lehmler // Lizzy Loeb // Jens Thomas

Jazz heute und Education
Hans Lüdemann – ein Jahr Unterricht an einem US-College und die Folgeng // Nachrichten // Fortbildungskalender 2012 (pdf) // Abgehört: Fusion goes Bebop: Larry Coryells Gitarrensolo auf „Tadd‘s Delight“ von Tadd Dameron

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

Auch das Publikum erreichen

10 Jahre Unerhört Festival – die aktuelle Musik in Zürich

Natürlich kennt man die bekannten Schweizer Musikerinnen und Musiker wie Irène Schweizer, Pierre Favre, Gabriela Friedli, Omri Ziegele, um nur ein paar zu nennen, seit Jahrzehnten und die weltweite Bedeutung von Patrik Landolts Intakt Records gleichermaßen.

Seit zehn Jahren gönnen sich all diese ein ziemlich einmaliges Festival, das „Unerhört“, ein urbanes Ereignis Ende November, meist zu schon kühlen Zeiten, die der Musik aber nicht schaden, wie der Journalist Markus Maida feststellt in einem Artikel im Programmheft, der selbst versucht, die Gabe der Improvisation mit feuriger Wortwahl zu realisieren.

Auch das Programmheft ist etwas ganz Besonderes, innerlich wie äußerlich: ganz kühl, klar gestaltet und voller interessanter Artikel zu dieser Musik im Allgemeinen und Besonderen und wie nicht anders zu erwarten sehr aussagekräftiger Fotos von Francesca Pfeffer.

Irène Schweizer führt ein in die Entwicklung und die Grundidee des Festivals, ein Podium für die eigene Musik zu schaffen.

Christian Rentsch zieht den Vergleich zur Entwicklung der Festivals im Jazz insgesamt. Er atmet tief durch, wenn er dieses Festival betrachtet, da sein Programm nicht von der Geldbörse einiger privaten Sponsoren abhängt, was in den letzten Jahrzehnten zu einer Verflachung dieser Musik und der großen Festivals geführt hat und immer wieder führt.

Im Interview erklärt Patrik Landolt, Mitgründer des Festivals und Mitglied in dessen geschäftsführendem Büro den Namen „Unerhört“: „Da geht es um die Mehrfachbedeutung. Und jeder hat die Möglichkeit, es selber zu interpretieren.“

Sein Artikel spricht von der Beteiligung des Festivals an Demokratisierungsprozessen. Er schildert die Arbeit des Fes- tivalteams, das nicht wie meist bei Fes- tivals von einem Leiter dominiert wird, sondern im Team entsteht und versucht, durch viele unterschiedliche Spielorte unterschiedliche Hörer zu erreichen:

Es gibt in Zürich natürlich auch beide Seiten, ein kommerzielles Festival und dann das „Unerhört“. Und der internationale Austausch ist ganz wichtig. Dabei darf man zunächst die Beziehung zu den eigentlichen afro-amerikanischen Wurzeln dieser Musik nicht verlieren (im Heft von Christian Broecking erläutert). In den 70er-Jahren kam dann die Gender Bewegung dazu, die dafür sorgte, dass diese Musik nicht nur Männern oder ein paar Sängerinnen vorbehalten war. Und nun kommt die Generation Frage dazu, das heißt, welche Wirkung diese Musik für die Jugend hat.

Von Anfang an haben wir gemerkt, dass es nicht nur darum geht, den Musikern Spielmöglichkeiten zu verschaffen, sondern auch das Publikum zu erreichen. Die Musiker sollen vor vollen Sälen spielen. Da haben wir den Aspekt der Kulturvermittlung ganz groß geschrieben. Über Konzerte in vier Gymnasien erreichen wir fast 1.000 Gymnasiasten, die auch eingeladen werden zu günstigen Konditionen.

Und die Altenheime sind wichtig, wo viel Kultur stattfindet und die Swing Generation heute wohnt.“

Und zum diesjährigen Programm: „Dieses Jahr haben wir den Schwerpunkt auf die eigene Szene gesetzt (Nik Bärtsch’s Ronin & Big Band HS Luzern, Co Streiff, Gerry Hemingway und Russ Johnson, Omri Ziegeles Where’s Africa, Pierre Favre & the Drummers, Kappeler/Zumthor, Gabriela Friedli mit Andreas Oswald, aber auch Oliver Lake, Lake-Weber-Ulrich feat. Nils Wogram und Biondini-Godard-Niggli). Das war nicht immer so. Das hat sich sehr bewährt. Und bei uns spielen die Musiker nicht nur einmal. Wir haben einen harten Kern der Musiker, deren Entwicklung über die Jahre wir zeigen. Favre, Wickihalder, das heißt auch die Jüngeren.

Wichtig ist auch die Netzwerkarbeit über die Schweizer Grenzen hinaus. Uli Gumpert hat seine Kompositionen zusammen mit Jörg Wickihalder präsentiert. Das Züricher Jazzwerkstatt Kollektiv ist die jüngste Generation in Zürich. So zwischen 25 und 30. Ganz tolle Musiker. Von Michael Jäger zum Beispiel haben wir auch eine Platte auf Intakt. Sie haben auch ein eigenes kleines Festival.

Ganz spannend, dass wir mit Häusermann gearbeitet haben, einem der aktuellsten Theaterleute der letzten Jahre. Eine große Innovation der letzten 20 Jahre kommt aus der Verbindung der improvisierten Musik zum Theater, unter anderem von Rudi Häusermann, der viel mit Jellinek gearbeitet hat.

Und die Finanzierung ist immer ein Problem, kann doch ein solches Festival nur überwiegend von den Öffentlichen Händen finanziert werden. Und dann ist man natürlich von politischen Entwicklungen abhängig, die schon mal schwierig sein können.

Die improvisierte Musik braucht solche Festivals, ihr Team, ihre Musik, um die führende Rolle in der Entwicklung der Musik auch weiter spielen zu können. Irène Schweizer: „Lang lebe das Unerhört!“

Hans-Jürgen von Osterhausen

| home | aktuell | archiv | links | rezensionen | abonnement | kontakt | impressum
© alle texte sind urheberrechtlich geschützt / alle rechte vorbehalten / Technik: Martin Hufner