„Rainbow Bubbles“ zum Staunen

Von Mathias Bäumel Immer mal wieder kann man in CD-Begleittexten lesen, dass die Musik vollständig ohne Overdubs, also live ohne irgendwelche „künstlichen” Zusätze, in einem Rutsch eingespielt worden sei. Solche Hinweise sind verräterisch. Tendenziell unterstellen sie, dass eine Musik ohne nachträglich im Studio hinzugefügter Klangelemente authentischer und somit künstlerisch wertiger sei. Oder sie heben heraus, dass das spieltechnische Vermögen des Musikers so frappierend groß ist, dass eine studiotechnische Nachbearbeitung nicht nötig sei. Beides kann zutreffend sein und die Qualität der betreffenden Musik verdeutlichen. Aber könnte ein gegenteiliges Konzept nicht auch zu einer brillanten Musik führen? Einer der ersten, der einen solchen Weg im Bereich des zeitgenössischen Jazz beschritt, war 1969 Miles Davis mit seiner LP „In A Silent Way”. Hier wurden die Stücke durch Schneiden, Zusammenfügen, Kopieren und Wiederholen aus etwa 80 Minuten Material zurechtgeschnitten. In einem solchen Fall ist die Jazz-LP ganz wesentlich ein Produkt von Studioarbeit, nicht mehr bloß eine Dokumentation von Live-Musik (im Studio oder beim Konzert). Der Ausnahmegitarrist Samo Salamon veröffentlicht mit „Rainbow Bubbles” wieder eine ganz spezielle Platte. Während im Falle von „In A Silent Way” Produzent und Musiker das …

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36 brillante Gitarristen aus 35 Ländern: Samo Šalamon & Friends

Von Mathias Bäumel. Bereits vor sechs Jahren trat der slowenische Ausnahmegitarrist Samo Šalamon mit einem reinen Gitarren-Ensemble an die Öffentlichkeit (CD „Ives“ mit den Gitarristen Manu Codjia und Mikkel Ploug), nun hat er während der Corona-Zeit den ersten Teil eines fantastischen neuen Gitarrenprojekts vorgelegt: „Almost Alone, vol. 1“. Das Projekt, für das Samo die Kompositionen geschaffen hat, stellt insgesamt 36 brillante Jazzgitarristen aus 35 verschiedenen europäischen Ländern vor. Nach dem nun veröffentlichten ersten Teil sollen die beiden Folgealben im Laufe der kommenden Monate veröffentlicht werden. Jetzt schon vermitteln die auf der ersten CD enthaltenen Stücke eine vielfältige Welt an Gitarren-Duo-Sounds von Free, Rock und Folk über New Age bis Noise, diese Scheibe ist deshalb wohl ein Muss für alle unvoreingenommenen Gitarrenfans! Neben Šalamon selbst greifen noch folgende Gitarristen in die Saiten: Alex Machacek (Österreich), Rafal Sarnecki (Polen), Cenk Erdogan (Türkei), Andre Fernandes (Portugal), Kalle Kalima (Finnland), Jacob Young  (Norwegen), Albert Vila (Spanien), Dušan Jevtović  (Serbien), Lorenzo Di Maio (Belgien), Philipp Schaufelberger  (Schweiz) und Spiros Exaras (Griechenland). Wer neugierig ist, welche weiteren Gitarristen in Duos mit Samo Šalamon auf den nachfolgenden beiden CDs vertreten sind, findet eine …

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Samo Šalamon Trio als „Bedürfnis-Weck-Anstalt“

Von Mathias Bäumel. Zwei neue CDs, darauf ein- und dieselben drei Musiker, dieselben elf Kompositionen, aber verschieden instrumentiert: das ist das aktuelle Opus des Gitarristen und Komponisten Samo Šalamon aus Maribor in Slowenien. Der hatte schon seit vielen Jahren die Freunde des zeitgenössischen Jazz mit immer neuen und stets spannenden Projekten überrascht, in die er sehr häufig renommierte Musiker der europa- und amerikaweiten Improvisationsszene einbezog – von Tony Malaby und Howard Levy über Paul McCandless und Michel Godard bis zu Tim Berne und Tom Rainey. Dabei hatte er sich nach der seltenen, romantisch wirkenden CD »Pure Magic« (Duo mit Stefano Battaglia, Alessa Records) freieren Improvisationsformen zugewandt; die Arbeit mit Freequestra (CD »Free Sessions, Vol. 2«, Klopotec Records) und vor allem die bemerkenswerte CD »Swirling, Blind, Unstilled«, Klopotec Records, seines Trios mit dem Ausnahme-Bratscher Szilárd Mezei und dem hochsensiblen Perkussionisten Jaka Berger bezeugend dies. Verblüffende Improvisationen Mit den nun aktuellen CDs »Rare Ebb« und »Common Flow« (Samo Records), die zusammengehören, jedoch auch völlig unabhängig voneinander gehört werden können, unterstreicht der Slowene seine Qualitäten als Komponist. Schon seit etwa 2002 spielt der heute 42 Jahre alte Musiker …

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Offen und kreativ – eine »farbenreiche« weitere CD von Samo Salamon

Der Output Samo Salamons ist erstaunlich – im doppelten Sinne. Einerseits: Innerhalb weniger Jahre über zwanzig eigene, also auch selbst komponierte und mit diversen, extra zusammengestellten Bands eingespielte CDs – das machen nicht viele Musiker! Insbesondere nicht jene mit einer solch anspruchsvollen, nicht leicht verkäuflichen Musik. Andererseits: Dichte, Struktur und auch Spielfreude der Salamon’schen Musik sind ebenso erstaunlich. Wer Samos Weg verfolgt, gewinnt den Eindruck, dass seine Musik immer markanter, dichter, aber zugleich auch immer konsequenter und »einleuchtender« wird. Für die Umsetzung seiner hier nun vorliegenden Farben-Suite hat sich Salamon in den Kopf gesetzt, mit zwei Schlagzeugern zu spielen, mit Roberto Dani als langjährigem Vertrauten und Weggenossen und, neu, mit dem heute gerademal 33-jährigen Christian Lillinger, den Salamon zuvor von vielen CDs, jedoch noch nicht vom Live-Spielen kannte. »Mir gefällt seine Spielweise«, erzählt Salamon über Lillinger, »die ist sehr offen und kreativ und unvorhersehbar, das finde ich super. Christian mischt gerne Improvisation und Komposition, was auch ich schon seit vielen Jahren mache, deswegen wollte ich unbedingt mit ihm spielen.« Noch im Sextet musizieren der Bassist Pascal Niggenkemper, Saxofonist Julian Arguelles und Bassklarinettist Achill Succi – allesamt …

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Klingender Episodenfilm: der Gitarrist Samo Salamon

Kennern ist er ein Begriff, und nicht erst seit heute. Schon 2008 schrieb der »Guitar Player« in seinem Juni-Heft, der 1978 geborene Samo Salamon sei »one of the hottest 10 new guitarists in the world«. Und Salamons 2003 erschienene, längst vergriffene Album »Ornethology« wurde vom Penguin Jazz Guide aus dem Stand für die Ausgabe »The History of the Music in the 1001 Best Albums« ausgewählt. In der internationalen Jazzpresse der letzten Jahre wird Samo Salamon gitarristisch mit Kurt Rosenwinkel und Ben Monder verglichen. Doch wer dem Slowenen häufiger zuhört, weiß: er ist eine komplette, eigene Künstlerpersönlichkeit. Mit seinem relativ neuen Album »Ives« (dem Komponisten Charles Ives gewidmet), das er im Gitarrentrio gemeinsam mit Mikkel Ploug (Dänemark) und Manu Codija (Frankreich) einspielte, veröffentlichte der 37-Jährige bisher sechzehn Alben als Leiter eigener Ensembles, dazu kommen weitere Einspielungen als Sideman. Mit mehr als 160 eigenen Kompositionen gehört er wohl zu den kreativsten und »komplettesten« Köpfen des zeitgenössischen europäischen Jazz.   Album »Ives« mit Sonderstellung Dabei nimmt »Ives« eine Sonderstellung im bisherigen Werk Salamons ein. Nicht nur, dass es die erste Veröffentlichung des Musikers und Komponisten aus Maribor ist, …

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