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 2001/05

 seite 12
 farewell

 

Inhaltsverzeichnis Jazzzeitung 05/2001


Inhalt 2001/05

standards
Editorial
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Farewell (Buddy Tate)
Glossar: Schallplatte

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Neue Konzertreihe „Piano Stylings“ in Nürnberg
Das Christoph Spendel „Acoustic Jazz Trio“ beim Jazz-Zirkel Weiden
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Chet-Geplauder. Till Brönner im Nürnberg

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Service-Pack 2001/05 als pdf-Datei (kurz, aber wichtig; Clubadressen, Kalender, Jazz in Radio & TV, Jazz in Bayern und anderswo (978 kb))

 

Buddy Tate, Texas Tenor

Abschied von einem der letzten Swing-Saxophonisten

Er veränderte nicht den Verlauf der Jazzentwicklung wie Coleman Hawkins oder Lester Young. Buddy Tates Soli gingen nicht als publikumswirksame Sensationen in die Geschichte ein wie die exhibitionistischen Ekstasen eines Illinois Jacquet. Und er wurde nicht wie Chu Berry oder Herschel Evans durch einen frühen Tod zur Legende.

Und doch vereinigte dieser bescheidene Saxophonwohltöner Eigenschaften all dieser Musiker zu einem Stil, den man als quintessentielles Jazzsaxophonspiel bezeichnen könnte. Wildes Uptempo, gemütliches Schritttempo, innige Balladen und erdiger Blues lagen ihm wohl gleichermaßen, und doch dürfte das Bild des „romantischen“ Tate bei den Hörern vorherrschen. Mit dem Tod Buddy Tates verlieren wir einen der letzten berühmten Saxophonisten der Swing-Ära, einen großen Erzähler auf seinem Instrument. Sein kraftvoller Sound und sein erdig swingendes Spiel kennzeichneten den 1913 in Sherman, Texas geborenen Musiker als typischen Vertreter der „Texas Tenors“. Zugleich verwies die Ökonomie in seiner Melodieführung auf Lester Young.

Seine ersten Sporen verdiente sich George Holmes „Buddy“ Tate bei Troy Floyd. In dieser Band war er noch als Altist; Tenorist war hier kein Geringerer als Herschel Evans, der ihn nachhaltig beeinflusst hat. Nach seiner Zeit bei Terence Holder (1930–1933) wirkte Tate bei Andy Kirk (1933–1934), der ein früheres Orchester Holders übernommen hatte. Anschließend spielte Tate vier Jahre lang beim heute eher vergessenen Nat Towles.

Eines Nachts träumte Buddy Tate vom Tod seines guten Freundes Herschel Evans und war überzeugt, dass nun ein Angebot von Count Basie käme. Und genau dies trat ein: Als Evans, Lester Youngs stilistischer Widerpart bei Basie starb, nahm Tate 1939 bis 1948 dessen Platz ein. Auf klassischen Basie-Aufnahmen wie „Rock-A-Bye Basie“ ist Tate oft als Solist zu hören. Basie stellte gerne das Spiel seiner Tenoristen kontrastierend heraus. Neben Tate saßen in dieser Zeit Tenoristen wie Lester Young, Don Byas, Lucky Thompson, Illinois Jacquet, Paul Gonsalves (und für Plattenaufnahmen) Coleman Hawkins im Orchester. Tate konnte sich also, bei ein und demselben Arbeitgeber, im Laufe von zehn Jahren mit fast allen großen Tenoristen der Zeit austauschen und messen. So erstaunt es nicht, dass er auch in späteren Jahren immer wieder an Tenor-Gipfeltreffen mitwirkte. So blies er 1959 für das Prestige-Album Very Saxy (Original Jazz Classics OJCCD-458-2) mit Eddie „Lockjaw“ Davis (auch einer von Basies Musikern), Coleman Hawkins und Arnett Cobb um die Wette. Und 1981, als er längst schon wie ein Botschafter einer längst vergangenen Ära wirkte, spielte er live mit den Tenoristen Al Cohn und Scott Hamilton für Concord das Album „Tour de Force“ ein.

Nach seiner Zeit bei Basie residierte Tate 21 Jahre lang(!) mit seiner eigenen Band im Harlemer The Celebrity Club. Die Prägung durch Basie bestimmte den Lauf von Tates weiterer Karriere auch als er seinen eigenen Weg ging. Immer wieder spielte er mit „Basie-Musikern“. Eine besondere Rolle unter ihnen nimmt wohl der Trompeter Buck Clayton ein, an dessen Europa-Tournee Tate 1949 teilnahm und mit dem in den folgenden Jahren einige Platten entstanden. Auch die Zusammenarbeit mit Ex-Basie-Musikern wie Harry „Sweets Edison“ oder Al Grey zeugte von einer Geistesverwandtschaft.

In den letzten Jahren konnte man Tate an der Seite von Illinois Jacquet, Lionel Hampton und „The Statesmen of Jazz“ hören, eine 1994 zusammengestellte Band aus Jazz-Veteranen über 65, darunter Claude Williams, Al Grey und Clark Terry. Einen alten Baum verpflanzt man nicht, sagt das Sprichwort. Erst im Januar war Tate von New York weggezogen, um bei seiner Tochter zu leben. Doch schon am 10. Februar starb Tate in Chandler, Arizona. Wir vermissen diesen liebenswürdigen Menschen und Musiker.

Marcus A. Woelfle

 

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George T. Simon (9.5.1912 New York City – 13.2.2001 Ebenda), der 1937 und während des 2.Weltkriegs kurz als Schlagzeuger bei Glenn Miller wirkte und auch als Plattenproduzent hervortrat, hat vor allem als Musikjournalist Bedeutung erlangt. Von 1935 bis 1955 war er als Chefredakteur für die Zeitschrift „Metronome“ tätig. Von seinen Büchern wurden „The Big Bands“ (1967) und „Glenn Miller and His Orchestra“ (1974) Standardwerke.

Moses Taiwa Molelekwa (17.4. 1973 Johannesburg – 13.2.2001 Ebenda) wurde erhängt neben seiner erwürgten Frau aufgefunden. Der Pianist, Komponist und Produzent galt als einer der großen Hoffnungsträger des südafrikanischen Jazz. Schon als Teenager begleitete er Größen wie Miriam Makeba und Hugh Masekela. In den frühen 90er-Jahren leitete er die Bands Brotherhood und Umbongo.

Sonny Morris (16.11.1928 Hillington – 13.2.2001 Ebenda), Trompeter und Bandleader, der 1949 die Crane River Jazz Band mitbegründete, war einer der Pioniere des britischen Trad Jazz. Zu seinen musikalischen Weggefährten gehörten unter anderem Ken Colyer und Monty Sunshine. In den 80er-Jahren rief er die Delta Jazzmen ins Leben.

Herbie Jones (1927 Miami, Florida – 19.3.2001 New York City) kam als Trompeter 1963 ins Duke Ellington Orchester. Trotz Angeboten Ellingtons weigerte er sich, als Solist herausgestellt zu werden. Dafür arbeitete er gelegentlich als Arrangeur eng mit Ellington und Strayhorn zusammen. In den späten 60er-Jahren verließ er das Orchester und wurde Direktor der New Yorker Schule „Arts And Culture Inc.“.

 

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