Elvis Costello & die WDR Big Band
Absolutes Festivalhighlight im Rahmen des „Grand Concert“ war der mit Spannung erwartete Auftritt von Pop-/Punk & Rocklegende Elvis Costello mit der WDR Big Band. Unter der Leitung von Michael Leonhardt wurde ein abwechslungsreiches, vielschichtiges Programm präsentiert, angefangen von Klassikern wie „Watching The Detectives“, „Accidents Will Happen“ über „Shut Him Down“ bis hin zu „Shipbuilding“, jenem legendären Song bei dem Costello den Trompeter Chet Baker mit an Bord hatte. Stimmlich war Costello an dem Abend merklich angeschlagen, aber letztlich ging seine gesangliche Performance, bis auf kleine Momente, voll in Ordnung. Was die Arrangements seiner Songs betrifft, so hat Michael Leonhardt Unglaubliches vollbracht. Die WDR Big Band spielte sharp as a knive and light as a feather mit Verve und sichtlich Spaß. Als integriertes Quartett fungierten zusammen mit der Big Band Pianist und Keyboarder Simon Oslender, Bruno Müller zusätzlich an der Gitarre, der Bassist Thomas Stieger und Wolfgang Haffner am Schlagzeug – hat wunderbar funktioniert und man darf gespannt sein auf die geplante CD Produktion. Die beiden letzten Songs „Pump It Up“ sowie „That Day Is Done“ hatten es nochmal richtig in sich und stellten eindrucksvoll unter Beweis, was man mit den Songs von Elvis Costello mit einer Big Band Spannendes anstellen kann.
Das Grand Closing
Noch eine Big Band…das muss man erst einmal hinbekommen bei einem Festival! Rebekka Bakken präsentierte mit ihrer vielschichtig-kraftvollen Stimme und der HR Big Band ihr Tom Waits Programm „A Little Drop Of Poison“ das wunderbar funktionierte. Songs wie „Bad As Me“ oder „Christmas Card From A Hooker On Minneapolis“ gingen unter die Haut. Der Song aus dem Film Night On Earth „Los Angeles Theme“ glänzte durch ein vielschichtiges Arrangement von Big Band Leiter Jörg Achim Keller und auch „I Wish I was In New Orleans“, „Downtown“ oder „I Have To Go“ als abschließender Song des Sets waren Steilvorlagen für Rebekka Bakken, die sie mit Verve und Wucht ins Publikums schleuderte. Nach gut 90 Minuten eine Verschnaufpause, bevor Lizz Wright mit ihrer Band die Bühne betrat. Wrights unvergleichlich dunkle Altstimme setzte von Beginn an ein Ausrufezeichen und mit Songs wie Neil Youngs „Old Man“, „Freedom“ oder „No More Will I Run“ gleichzeitig ein Statement für das Leben in all seinen Phasen, den unterschiedlichen Facetten der Liebe oder den Mut Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Ihre Mitstreiter an dem Abend waren Adam Levy & Marvin Sewell an den Gitarren, David Cook am Piano/Keyboards, Ben Zwerin am Bass sowie Marlon Patton Schlagzeug. Musikalisch war der Abend geprägt von tiefem Chicago Blues, Gospel-, Jazz- und Popklängen. Bei Klassikern wie Jon Cowherds „Salt“ und Frank und Seán O’Mearas „Grace“ spielte Wright selbst Piano, ihre Performance alles in allem beeindruckend tiefenentspannt, ganz großes Kino.
Die Ingolstädter Jazztage waren auch dieses Jahr wieder unvergleichlich spannend und gleichzeitig erfolgreich. Veranstaltungen wie z.B. Jazz in den Kneipen war wieder außerordentlich gut besucht. Jazz an den Schulen, die Veranstaltungen für Kids oder die Jazz Session wurde ebenso gut angenommen. In zwölf Tagen besuchten über 7000 Jazzfans und Musikliebhaber die 28 Konzerte/Veranstaltungen des Festivals. Die Ingolstädter Jazztage sind längst zu einem Publikumsmagneten geworden und begeistern auch auswärtige Besucher, die so gleichzeitig die Stadt Ingolstadt kennen und schätzen lernen. Mit Wolfgang Haffner als künstlerischem Leiter hat das Team nicht nur einen der bekanntesten Jazzmusiker gewinnen können, sondern gleichzeitig einen versierten Festivalveranstalter, der zwischen den Tönen dafür sorgt, dass alles reibungslos läuft. Immer dabei, ob Ansagen oder für das Wohlbefinden der Musiker sorgend, turnt Haffner zwischen des Gängen oder auf der Bühne und sorgt, mal im Hintergrund, mal vor dem Publikum dafür, dass alles passt. Was will man mehr? Dass es weitergeht!
Text & Fotos: Thomas J. Krebs