Internationales Jazzweekend in Unterföhring 2025

Kaum zu glauben wie schnell die Zeit vergeht. Schon wieder ist ein Jahr vorbei und die Sommer-Jazz Festivalsaison steht in München vor der Tür. Traditionell beginnend mit dem Internationalen Jazz-Weekend im Bürgerhaus Unterföhring. Auch dieses Jahr hat der künstlerische Leiter Harald Scharf wieder ein atemberaubendes Programm auf die Beine gestellt. Die gesamte Organisation des Teams lief im Hintergrund perfekt. Akustisch ist das Bürgerhaus Unterföhring eine ungemein angenehme Spielstätte und mit dem Italiener „Il Diamante“ ist im Haus auch gleich für das leibliche Wohl gesorgt.

Explodierender Sound

Das Internationale Jazz-Weekend startete mit Sophye Soliveau. Sie ist eine großartige, vielseitige Sängerin, Chorleiterin und Harfenistin mit Wurzeln in Guadeloupe. Gemeinsam mit dem Bassisten Eric Turpaud, Japhet Boristhene am Schlagzeug sowie den VokalistenInnen Rosanne Joseph, Slighty Maitrel und David Tshimanga verzauberte sie das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute mit einem abwechslungsreichen musikalischen Programm, das mit einem Solo-Stück auf ihrer Harfe begann.

Danach explodierte der Sound förmlich. Soliveaus Repertoire war unglaublich vielseitig, angefangen von jazzigen Balladen bis hin zu Gospel, R&B und pulsierendem Soul war alles dabei und immer wieder, zum Verschnaufen zwischendurch, Impressionen auf der Harfe solo. Zum Schluss des Konzertes tobte das Publikum, kaum einen Zuhörer hielt auf den Plätzen und der Abend endete mit zündenden Grooves, zu denen vor der Bühne ausgelassen getanzt wurde. Ein durchaus seltener Moment bei einem Jazzkonzert. Dieser Abend wirkt noch immer nach und wird musikalisch lange im Gedächtnis bleiben.

Breites Spektrum

Am zweiten Abend folgte der aus LA stammende Sänger und Stimmakrobat Michael Mayo. Er gab sich im Quartett mit Andrew Freeman am Piano, dem Bassisten Kyle Miles und Schlagzeuger Robin Baytas die Ehre und bot ein breites Spektrum, angefangen von Jazz Standards zu Eigenkompositionen mit herrlich inspirierten Improvisationen. Ob Standards wie „Just Friends“, seine Originals „I wish“ oder „You and You“, mal mit Overdubs solo performt oder zusammen im Quartett, der Abend war wieder einmal viel zu schnell vorbei. Das begeisterte Publikum kitzelte noch zwei Zugaben heraus, wobei Mayo beim zweiten Encore, solo mit Coltranes „Giant Steps“, einen bleibenden Eindruck hinterließ!

Selbstfindung und Verletzlichkeit

Zum Abschluss des Jazzweekends gab es ein ganz besonderes Konzert mit dem Trompeter Ambrose Akinmusire, der im Nonett mit Jazz- und Streichquartett sein aktuelles, auf dem Label Nonesuch veröffentlichtes Werk „ Honey from a Winter Stone“, mit dieser Formation exklusiv in Unterföhring in Deutschland aufführte. Gemeinsam mit dem Mivos Streichquartett, Sam Harris an den Tasten, dem Bassisten Reggie Washington und Justin Brown am Schlagzeug gelang an dem Abend eine faszinierende Kombination aus Kammermusik und Jazz.

Sehr schnell kann so ein Projekt akademisch oder gekünstelt ausufern. Ganz im Gegensatz dazu Akinmusires Nonett. Zum Teil schwebende Sounds waren zu hören, mal elektronisch anmutende Ambientklänge, verbunden mit Free Funk, Hip-Hop Elementen und Jazzimprovisationen, stimmlich beeindruckend in Szene gesetzt von Wortkünstler und Rapper Kokayi, mit sensiblen Texten über Selbstfindung und Verletzlichkeit. Ein ungewöhnliches, gleichzeitig dynamisches Projekt des Ausnahmetrompeters Akinmusire zum Festivalausklang mit einer enormen instrumentalen Bandbreite.

Die vier Tage vergingen wie im Flug. Jetzt heißt es wieder warten, ein Jahr, bis das nächste, mit Sicherheit wieder spannende, Internationale Jazz-Weekend 2026 vor der Tür steht.

Text & Fotos: Thomas J. Krebs

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