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Jazzzeitung

2008/05  ::: seite 17

rezensionen

 

Inhalt 2008/05

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig / Die Abenteuer des Werner Steinmälzl, Teil 5 / Roy Brooks / Abschied von „Little Giant“ Johnny Griffin


TITEL -
Schüler und Meister
Ein Interview mit dem Pianisten John Taylor


DOSSIER
- Diese Musik tanzt mich
Über die Lindy Hop- und Swing Dance-Welle berichtet Dietrich Schlegel

Berichte
„A European Jazz Jamboree“ // Swing Festival Elmau // Jazzopen in Stuttgart // 32. Leipziger Jazztage


Portraits

Sonny Rollins im Interview // Sheila Jordan wird 80 // Bassist Wolfgang Schmid wird 60 // Das Münchner Quintett Carte Blanche // Mo’ Blow // Helge Lien // Thilo Wolf: Big-Band-Leader mit „altmodischen“ Helden


Jazz heute und Education
BMW Welt Jazz Award 2009 // Premiere des neuen JazzOrchesters Regensburg // John Taylors Komposition „In Cologne”

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

 

Eine überzeugende Mischung

Companion to Blues and Gospel und eine Lee-Konitz-Biografie

Verschieden Autoren: The Cambridge Companion to Blues and Gospel Music, Cambridge University Press, Great Britain, 216 Seiten

Bemerkenswert, dass Blues und Gospelmusik zusammen behandelt werden. Unüblich, aber sinnvoll, da beide Musikformen aus denselben afro-amerikanischen Quellen schöpfen (allerdings gibt es auch genuine weiße Gospelmusik). Seit der Soul Music der 60er-Jahre gehen Blues und Gospel immer mehr zusammen und nur die Texte zeigen noch Unterschiede. Man darf zudem nicht übersehen, dass auch die meisten schwarzen Blueskünstler religiös gebunden sind (der Atheismus ist eine europäische Erfindung).
Elf Autoren behandeln in je einem Kapitel mannigfache Aspekte. Besonders seien hier hervorgehoben eine kurz gefasste Darstellung der Entwicklung des Blues von David Evans, ein ähnlich komprimierter Aufsatz über die Geschichte der Gospelmusik von Don Cusic, die Analyse von 12 Schallplattenaufnahmen (je sechs Blues und Gospel) von Graeme M. Boone (leider ohne Noten), eine Untersuchung der Auftrittsbedingungen von Blues- und Gospelkünstlern (Steve Tracy) sowie Beiträge zu Rolle und Spielweise von Gitarre (Matt Backer) und Klavier/Orgel (Adrian York).

Die Darstellungsweise ist angenehm sachlich und weit weg von unkritischer Fanliteratur. Leider geht keiner der Autoren auf die nicht unbedeutenden Beziehungen von Blues und Gospel zur Country Music ein. Und besonders schade: die doch musikalisch so spannende Geschichte des Blues im Jazz kommt überhaupt nicht vor. Auf diese Darstellung, die freilich Material für ein eigenes Buch liefern würde, müssen wir also leider immer noch warten. Aber auch so ist diese Veröffentlichung empfehlenswert. Sie sollte Pflichtlektüre für die Autoren der Musiklehrbücher für unsere Schulen werden.

Andy Hamilton: Lee Konitz – Conversations on the Improviser‘s Art, The University of Michigan Press, Ann Arbor, 284 Seiten

Endlich eine ausführliche Biografie eines der größten Saxophonisten des Jazz. Lange haben ihn Kritiker und Fans in die „Cool“-Ecke abgeschoben, statt ihn an seinem musikalischen Konzept und dessen Ergebnissen zu messen (und nicht an ihren Vorurteilen). Und endlich eine Jazzmusiker-Biografie, in der auch viele musikalische Details zur Sprache kommen. Lee Konitz wie auch dem Autor und dem Verlag gebührt dafür unser besonderer Dank! Die Bedeutung von Lee Konitz für den Jazz wird auch heute noch unterschätzt. Schuld daran ist eine einseitige Sicht vieler auf diese Musik: es werden nur Teile davon wahrgenommen, wobei nicht selten eine einmal geprägte Vorliebe ein Leben lang bestimmend und alles andere ausgeschlossen bleibt. Davon deutlich zu unterscheiden ist freilich das Konzept eines Musikers, das er sich in unzähligen Stunden des Übens, Probens (mit einer Band) und Auftretens erarbeitet hat. Werden hier immer wieder Einflüsse von außen zu deutlich, bleibt das Ergebnis schwankend, was einer qualitativen Höherentwicklung entgegensteht.

Lee Konitz hat sein ebenso klares wie bestechendes Konzept: Swing ohne Überdruck, Sound ohne überbetontes Obertonspektrum, Melodik mit immer wieder überraschenden Intervallsprüngen schon in seinen ersten Aufnahmen als voll entwickelt demonstriert. Man höre sich dazu etwa sein faszinierendes 16-taktiges Solo in „Yardbird Suite“ bei Claude Thornhill an (17.12.47) – ein frühes Beispiel dafür, dass Bebop auch ganz anders klingen kann und künstlerisch nicht weniger wertvoll als bei Charlie Parker ist. Es ist eben nicht so, dass ein Jazzmusiker automatisch um so besser ist, je mehr Einfluss er auf andere ausübt.

Dieses Buch ist eine sehr überzeugende Mischung aus vielen Interviews (außer mit Konitz noch mit 39 anderen Gesprächspartnern) und umfangreichen Recherchen des Autors; dazu kommen noch acht Transkriptionen. Die Lektüre ist ungemein anregend, wenn Sie pro Jahr nur ein Jazzbuch kaufen – nehmen Sie heuer dieses.

Joe Viera

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