Der vielgereiste Allgäuer Magnus Dauner stellte im Mai zusammen mit Sänger Kilian Sladek, Trompeter Andreas Unterreiner, Pianist Andreas Schütz und Bassist Lukas Pamminger sein Projekt „Portrait in Rhythm“ vor. Jazzzeitungs-Autor Michael Scheiner besuchte ihn bei seiner Station im Regensburger Jazzclub „Leerer Beutel“.
„Wenn die erste Reihe frei ist“, frozzelte Dauner in seiner Begrüßung gut gelaunt, „dann wissen die Besucher schon was auf sie zukommt“. In diesem Fall war es eine rhythmisch anspruchsvolle, tänzerisch leichte Jazznummer mit einem Flügelhornsolo von Andreas Unterreiner bei dem vielen Zuhörenden regelrecht das Herz aufging.
„Beautiful Melody“ habe er nach einer Begegnung mit einem Lehrmeister genau dafür geschrieben, erläutert der Bandleader wie es zu dem sprechenden Titel gekommen sei. „Man soll“, habe dieser ihm nahegelegt, „in allem was man macht, kochen, Schlagzeug spielen oder Fahrrad fahren, das Schöne sehen“. Weniger erfolgreich mit dem Rat war er wohl selbst bei der nächste Geschichte, die ihn zur afrikanisch anmutenden Komposition „Not my Mountain“ inspirierte. Bei einem Studienaufenthalt in Ostafrika scheiterte er kläglich an der Besteigung des Ol Doinyo Lengai. Sein ebenfalls musikalisch aktiver Vater hatte ihm dazu animiert den heiligen Bergs der Massai im Norden Tansanias hinauf zu klettern.
Dauner hat zur Entstehung jeder Nummer eine Geschichte, die er sichtlich gern und zum Vergnügen des Publikums erzählte. Aus Südindien, wo er seit zehn Jahren jährlich Unterricht im Karnataka College of Percussion nimmt, hat er Konnakol gelernt. Die Silbensprache mit der das Spiel auf der Trommel Mridangam nachgeahmt wird, beherrscht Dauner mit virtuoser Raffinesse, wie er in einem Stück demonstrierte. In den übrigen Songs hat der aus der Nähe von Deggendorf stammende Kilian Sladek den Part des Sängers inne. Sein intensiver wortloser Gesang, der an die Brasilianerin Flora Purim während ihrer Zeit bei Chick Corea erinnerte, gab er Musik Dauners eine sphärische Stimmung. Oft intonierte er seine instrumentalen Gesangslinien im Unisono mit der Trompete oder dem Klavier von Andreas Schütz.
Mit Schütz, der den rhythmischen Charakter der Stücke oft mit repetitiven Motiven unterstützte, verbindet Dauner eine lange Freundschaft und musikalische Partnerschaft. Abgerundet wird das nichtalltägliche Lineup durch den österreichischen Bassisten Lukas Pamminger, der seinen sechssaitigen E-Bass wie eine Gitarre singen lassen kann. Herausragend auch das wunderbar warme und weiche Spiel Unterreiners auf dem Flügelhorn, mit dem er Erinnerungen an den großen Ack van Rooyen heraufbeschwört.
Musikalisch verbindet Dauner in seiner Musik eine große rhythmische Vielfalt, die er auf seinen Reisen und Studienaufenthalten in verschiedenen Teilen der Welt in sich aufgesogen hat.
In der nachhaltig eingeforderten Zugabe, „ist es mir weniger wichtig was passiert, als in meinen eigenen Stücken“, zeigt er sich offen für unerwartete Entwicklungen. In „Afro Blue“, das sich in John Coltranes 1963er Version zum Standard entwickelte, konnten sich die Musiker auch außerhalb vorgegebener Soli entfalten und lieferten eine ausdrucksstarke, spannende Interpretation dieses Klassikers.
Text und Fotos: Michael Scheiner