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Jazzzeitung

2011/04  ::: seite 3

jazz heute

 

Inhalt 2011/04

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Edward „Kid“ Ory Farewell: Kurt Maas / Ray Bryant Geschichte: Vor zwanzig Jahren verstarb der Trompeter Miles Davis no chaser: Jazz schlägt Shakespeare


TITEL -
Ein bisschen leise...
Scofield & Metheny und ihre neuen Alben


Berichte

German Jazz Trophy 2011 für Dave Holland // 40. Moers Festival für Improvisierte Musik // Die dritte Auflage von „Sounds No Walls“ // 29. Südtirol Jazz Festival Alto Adige // 30. Bayerischen Jazzweekend 2011 // Sonny Simmons – in Dankbarkeit // George Gruntz Concert Jazz Band in Neuburg


Portraits

Mo’ Blow // Sabine Müller // Der Schlagzeuger Jochen Rückert // Caroline Thon


Jazz heute und Education
Bert Noglik übernimmt künstlerische Leitung des Jazzfestes Berlin // Das neue Jazz-Label Egolaut in Leipzig // Abgehört: Weite dynamische Sprünge
Ein Live-Solo des Posaunisten Eddie Bert

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

 

Jazz schlägt Shakespeare

no chaser

Früher mal war ich ein richtiger Theater-Freak. Keine Reise in eine größere Stadt ohne einen Theaterabend dort: Anouilh in Berlin-West und Brecht in Berlin-Ost (so lange ist das schon her!), Ionesco in Paris, Beckett in München, Shakespeare in Frankfurt und Shakespeare in Wien... Was faszinierte mich am Theater? Vermutlich das Greifbar-Werden von Ideen. Dass Positionen, Gefühle, Konflikte, Gedanken zu echten Menschen wurden: Verzweiflung, Liebe und Politik als körperliche Wirklichkeit. Auch die Stille, die Pause, das Lyrische wirken im Theater anfassbar und fokussiert.

In schwachen Stunden habe ich früher sogar Theaterstücke geschrieben, notfalls geschauspielert (völlig talentfrei) und Regie geführt. Aber: Wiederholungen langweilten mich. Bei der zweiten Probe fing ich immer schon an zu improvisieren und alles umzuschmeißen. Ich hatte das dumpfe Gefühl: Textbuch und Regiekonzept nehmen dem Theater die Wahrheit. Zum Glück entdeckte ich auf dem Höhepunkt meiner Theaterbegeisterung dann den Jazz, vor allem den Live-Jazz.

Von da an spielte das Theater kaum mehr eine Rolle, denn Jazz besitzt alles, was das Theater hat, und mehr. Auf der Jazzbühne werden Positionen bezogen, werden Liebe und Verzweiflung greifbar, auch die Pause und das Lyrische wirken nirgends so tief. Keine Argumentation bei Lessing ist komplexer als ein Jazzsolo. Keine Dialogführung bei Shakespeare erreicht die Dichte einer interagierenden Jazzband. Und Jazz bleibt immer wahr, solange man improvisiert. Textbücher gibt es keine. Nur ganz selten gehe ich noch ins Theater – und verlasse es immer ein wenig enttäuscht: Das Erlebnis hat nichts von der intensiven Begeisterung, die ein Jazzkonzert bei mir auslöst. Theater bleibt Inszenierung. Das Jazz-Drama aber geschieht wirklich: Da ist keine Schwelle, du bist dabei, nicht einfach nur davor. Es ist dein Leben.

Rainer Wein rainer.wein@gmx.net

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