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Jazzzeitung

2010/05  ::: seite 10-11

Festivals 2010

 

Inhalt 2010/05

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Dick Katz


TITEL - Gegensätze ziehen sich an
Newcomerin Mary Halvorson im Portrait


DOSSIER - Jazzfestivals
Gaume Jazz Festival // Jazzforum Budapest // Jazz-Festival in St. Moritz // Jazzfestival Saalfelden // Jazz Festival Willisau


Berichte

„Trio Elf“ mit neuer CD: „Elfland“ // 34. Leipziger Jazztage // Münchner Konzertreihe AllThatJazz@gasteig // > Vive le Jazz< 2010


Portraits

Aus der Welt des Bojan Z // Dave Brubeck wird 90 // Sängerin Jessica Gall // Yaron Herman // Kristina Kanders // Collectif LeBocal // Trombone Shorty


Jazz heute und Education
Der Jazz-Komponist Simon Scharf // Mediation im Kulturbereich // Dresdens Jazzclub Neue Tonne freut sich auf die Geburtstags-Saison Abgehört: Ein Solo für die Melodica: Larry Goldings: (I‘m Your) Jellyman
Larry Goldings: (I‘m Your) Jellyman

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

Jazz Festival Willisau 2010: offen bleiben

„Die alten Willisau-Fans halten dem Festival auch dieses Jahr die Treue“, freute sich Niklaus Troxler, um im gleichen Atemzug zu gestehen: „Aber die Jungen sind ausgeblieben.“ Der ehemalige Leiter des Jazz Festivals Willisau, der vor einem Jahr den Stab an seinen Nachfolger Arno Troxler übergab, konnte nicht darüber hinwegsehen, dass es sich mit der angestrebten Verjüngung des Festivals schwieriger gestaltet, als er dachte.

Der neue Leiter, Jahrgang 1979, besitzt als aktiver Musiker und Schlagzeuger zwar gute Kontakte zur jüngeren Szene, doch sie verstärkt auf dem Festival zu präsentieren, musste die alten Fans verschrecken. 15 Prozent weniger Publikum hatte das Festival in diesem Jahr zu verkraften, ebenso ein auf eine halbe Million Franken abgesacktes Budget. „In Anbetracht der inhaltlichen Neuausrichtung“, gab der neue Leiter einsichtig zu verstehen, „haben wir einen vorübergehenden Rückgang einkalkuliert“. Doch das Festival „soll offen bleiben von und Platz für experimentelle Musik haben“. Dass die Neuausrichtung eines über 35 Jahre lang sich bewährenden Konzepts nicht auf Anhieb gelingen kann, dürfte klar sein. So gibt sich Arno Troxler optimistisch für die Zukunft, und man kann ihm nur Glück wünschen.

Der diesjährige Festival-Jahrgang war gar nicht mal so schlecht ausgefallen, musikalisch zumindest. Die sechs Doppelkonzerte lebten oftmals von ihrer kontrastierenden Zusammenstellung, was nicht jedem gefiel. Dass die Hälfte der präsentierten Bands dem Schweizer Schaffen vorbehalten waren, grenzte an „musikalischen Patriotismus“, wie die „Neue Zürcher Zeitung“ notierte. Tatsächlich hat die Schweizer Szene in Schaffhausen ihr jährliches Forum, wozu sich Willisau wirklich nicht herzugeben braucht. Der Ruf des internationalen Festivals könnte so schnell verspielt sein.

Ein Glücksfall waren die Auftritte von Robert Glasper und Emile Parisien, beides keine Schweizer. Das Quartett des jungen französischen Sopransaxofonisten, eine absolute Entdeckung, bündelt alle möglichen Einflüsse, von Free über Noise bis zu impressionistischen Klängen. Hier wird mit einer solchen Wucht gejazzt, dass die einheimische Presse zu Recht „Coltrane artige Passagen“ ausmachte.

Viel Energie ist auch im Spiel, wenn die Nahtstellen zwischen Jazz und Rock erforscht werden, wie es einige der eidgenössischen Bands taten.

(na)PALMT(h)REE ist ein Power-Trio, das durch klanglichen Einfallsreichtum zu begeistern wusste. Unbekümmert wird über vermeintliche Genre-Grenzen hinweggespielt, einem Markenzeichen der jüngeren innovativen Jazz-Szene der Schweiz. Bei Phall Fatale, dem Sextett des Schlagzeugers Fredy Studer, wird die freie Improvisation in feste Formen gegossen, will sagen: Klare Strukturen werden mit Melodien, Gesang und Texten verknüpft. Der Keyboarder und Komponist Felix Profos wagt den Brückenschlag zur Neuen Musik. Sein Septett Forcemajeure glänzte mit zwei Kontrabässen, zwei Holzbläsern, zwei Keyboardern und einem Drummer, die sich durch fein abgestimmte, subtile Strukturen durcharbeiteten. Sie stellten sich allgegenwärtigem Lärm, wie ihn etwa das Science Fiction Theater machte, mutig entgegen. Das Quartett des Saxofonisten Christoph Grab jonglierte dabei mit verschiedenen Stilen, was als imaginäre Filmmusik zu deuten war. Dass der Schweizer Jazz nicht im eigenen Saft kocht, machte abschließend die Lucerne Chicago Connection klar. Das auf eine Städtepartnerschaft gründende Sextett pflegt einen fruchtbaren Austausch zwischen zwei Szenen. Freie Improvisationen werden in schlüssige Arrangements gepackt, bestechend die Soli der drei Luzerner und der drei Chicagoer Musiker.

Der Neuanfang in Willisau ist zum Teil geglückt. Wenn sich im Luzerner Hinterland aber weiterhin die internationale Jazz-Elite treffen soll, wie dies über drei Jahrzehnte geschehen ist, sollten nationale Aspekte hintanstehen.

Reiner Kobe

www.jazzfestivalwillisau.ch/

 

 

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