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Jazzzeitung

2010/03  ::: seite 16

rezensionen

 

Inhalt 2010/03

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Naomi Susan Isaacs Farewell: Herb Ellis / Lena Horne


TITEL -
Stimm-Recht
Bobby McFerrin, Michael Schiefel, Theo Bleckmann & Co


DOSSIER -
Der Spaziergänger von Hollywood
Der Komponist Harold Arlen


Berichte

Jazz ECHO-Verleihung in Bochum // Internationale Jazzwoche Burghausen 2010 // Jazzahead 2010 // Tim Allhoff Trio erhält Neuen Deutschen Jazzpreis // Sylvie Courvoisier und Mark Feldman im Théatre Vidy in Lausanne // Schweizer Trio Rusconi nähert sich dem wilden Punk-Rock von Sonic Youth


Portraits

Martin Kälberer // Jacques Loussier // Charlie Parker // Lisa Wahlandt


Jazz heute und Education
Das Groove Research Institute Berlin // In Münchens Jazzszene etablieren sich neue Spielorte // Festivals in Frankreich: Blick ins Paradies? // Abgehört: Kurt Ellings Verse über ein Solo von Dexter Gordon

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

DVDs

The Chieftains & Ry Cooder
San Patricio

Concord FAN 31321ADV (CD) / Hearmusic 08880 7231321(DVD), Universal

Dass irische Soldaten während des Krieges zwischen den USA und Mexiko (1846–1848) aus patriotischen (!) Motiven die Fronten wechselten und sich als San Patricio Bataillon mit mexikanischen Einheiten verbündeten, ist wahrscheinlich vergessen. Doch in Liedtexten blieben Spuren erhalten, auf die sich Paddy Moloney von der legendären irischen Folkband Chieftains beim San Patricio Recital bezieht. Als Partner unterstützte ihn Ry Cooder, Gitarrist und Mentor vieler interkultureller Musikprojekte. Die seltsame historische Kohabitation von Mexikanern und Iren zeigt sich auch in diesem Programm, denn die Stilelemente der je indigenen Melodik und Instrumentation sind zunächst nur unabhängig da: in mesoamerikanischer Tradition beim rasanten Tanz „El Chivo” mit Los Folkloristas oder irisch beim pathetischen „March to Battle“. Einige Songs versuchen eine Kombination, so im „Finale“, wo sich die Idiome und Bands entlang eines Motivs abwechseln. Prominente Gäste sind Linda Ronstadt, die den elegischen Klassiker „A la Orilla de un Palmar“ singt und beim „Lullaby for the Dead“ Máire Brennan. Auch Ry Cooder selbst ist als Solist präsent, nämlich in der Ballade „The Sands of Mexiko“, wobei er Gitarre zu seinem typischen Gesang spielt. Doch die Songs bleiben trotz gewisser Originalität und für sich kerniger Interpretationen ziemlich isoliert voneinander. Allein die sympathische Reminiszenz einer historischen Episode, worüber Ry Cooder und Paddy Moloney in der Filmdoku mit gleichem Titel sprechen, gibt noch nicht genug Substanz für ein überzeugendes musikalisches Konzept.
Hans-Dieter Grünefeld

Gil Evans & Orchestra
Live in Lugano 1983

ArtHaus Music 107 113 (DVD)

Scheinbar in sich versunken sitzt Gil Evans als schon alter Mann gekrümmt vor dem Bösendorfer Flügel und spielt wie unbeabsichtigt ein paar Akkorde. Sowohl die körperliche als auch die musikalische Haltung gibt zunächst keinen Hinweis darauf, dass er das mentale Zentrum für die Bigband ist, deren Konzert 1983 “Live in Lugano” aufgezeichnet wurde. Eben die von ihm nur angedeuteten Mikromotive werden nämlich von einzelnen Instrumenten übernommen, wandern durch die Orchestersektionen und formen sich dynamisch auf und ab schwebend zum Kaleidoskop der “Copenhagen Sights”.
Diesem Prozess intuitiver Gestaltung folgen die Kameras, indem sie visuell die konstante Klangfläche, die Gil Evans am Piano, Gil Goldstein an den Keyboards, Mike Mainieri am Vibraphon und Bily Cobham, stehend an seinem gigantischen Perkussionring, legen, um fürs Trompetensolo von Randy Brecker und Howard Johnson mit Baritonsax eine Basis zu bereiten.
Einzigartig, wie Gil Evans dieses Prinzip und seine Methode, Jazz quasi durch kollektiv spontane Interaktionen sich ereignen zu lassen, auf die mit vielen Europäern wie Herb Geller, Ack van Rooyen u.a. besetzte Bigband übertragen konnte. Seine unprätentiöse Klangästhetik hat auch bei diesem Konzert im konzentrierten Solo von Lew Soloff an der Piccolo-Trompete zur “Variation On The Misery” oder den impulsiven Exkursionen von John Clark am Horn beim “Waltz” ein genuin individuelles Profil bewahrt. Eine willkommene Wiederveröffentlichung.
Hans-Dieter Grünefeld

The Art Ensemble of Chicago in Concert, rec. 1.11.1981 in Chicago
Eforfilms 2869005 DVD

Die Musik des Art Ensemble of Chicago, Kerngruppe der AACM und eine der bedeutendsten Jazzformationen der 70er- und 80er-Jahre, war in einem bisher im Jazz ungewöhnlichen Maße auch szenisch geprägt. Sie entfaltete ihre volle Wirkung erst dann, wenn man die Musiker auch sah, ihre Kostüme und Aktionen, geplante und spontane, die zusammen mit dem Spiel zahlreicher Klangerzeuger ein Gesamtkunstwerk ergaben, das dem Jazz ganz neue Möglichkeiten eröffnete (noch umfassender als bei Sun Ra). Was bei den acht Titeln immer wieder auffällt: wunderbare leise Passagen, so in „New York is full of lonely people“ und vor allem in „New Orleans“ (ein Höhepunkt des Konzerts). Dafür macht die Band in „Funky AEOC“ der Dirty Dozen Brass Band sehr überzeugend Konkurrenz. Diese große Bandbreite beruht auf jahrelangem Zusammenspiel ohne Besetzungswechsel und ohne Ego-Trips, aufbauend auf einer sicheren rhythmischen Grundlage, die auch der Free Jazz erfordert, wenn er nicht im Beliebigen versanden will. Fazit: ein wertvolles Dokument.
Joe Viera

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