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 2001/02

 seite 11-12
 jazz heute

 

Inhaltsverzeichnis Jazzzeitung 02/2001


Inhalt 02/2001

Standards
Editorial
News
Farewell
Fortbildung
Glossar: Progressive Jazz

titel / jubilee
Hans Koller zum achtzigsten Geburtstag

jazz heute
Johannes Faber und die Jazzreihe am Gärtnerplatz
Break (von Joe Viera)

berichte
Gil Evans Orchestra led by Miles Evans in der Unterfahrt
18. Internationale Jazzfestival Münster

interview
Johannes Herrlich & Trombone Fire

education
Der Wettbewerb „Jugend jazzt“ an der Musikakademie Marktoberdorf

portrait
Die talentierte Jane Monheit
Alfred Mangolds Label Jazz4Ever
Bandchef Andrej Hermlin-Leder

play back
Zwei CD-Editionen würdigen die Musik von Don Ellis
Zu den Extended Resolution Compact Discs von JVC

dossier
Schauspieler und Filmemacher Clint Eastwood und seine
heimliche Leidenschaft

medien/service
Link-Tipps
Charts
Rezensionen 2001/02
Service-Pack 2001/02 als pdf-Datei ( Kurz aber wichtig, Clubadressen, Kalender, Jazz in Radio & TV Jazz in Bayern und anderswo (520 kb) )

 

Blue Notes statt Buffo-Arien

Johannes Faber und die Jazzreihe am Gärtnerplatz


Vor einem Jahr, am 11. Januar 2000, startete im Münchener Staatstheater am Gärtnerplatz eine Jazz-Reihe, die von Anfang an zu einem großen Erfolg wurde. Alle acht Konzerte im ersten Jahr waren ausverkauft, und das bei 893 Plätzen. Motor, Programmleiter, Ansager und immer auch musikalischer Gast dieser Konzerte ist der Trompeter, Komponist und Arrangeur Johannes Faber, geboren in München: „Ich bin sozusagen mit den bayerischen Blaskapellen im Englischen Garten aufgewachsen, die es damals noch gab und zum Glück heute wieder gibt, und stand sehr früh immer hinter den Trompetern. Der Sound, sogar der Geruch, hat mich angetörnt, die Form der Mundstücke. Ich war so fasziniert von dem Instrument, dass ich mir meine ersten Hörner selber gebaut habe, mit Schläuchen, Trichtern und mit Mundstücken vom Antiquitätenmarkt. Ich habe aber mit Blockflöte angefangen und immer Klavier gespielt und trete sogar manchmal auch als Pianist auf. Das hilft auch beim Komponieren.“

Wieder da: Johannes Faber bereichert Münchens Jazzleben mit neuer Reihe. Foto: Johannes Seyerlein

„Jazz im Gärtnerplatz” beginnt jeweils um 21 Uhr, dauert meist bis gegen Mitternacht und endet für alle, die wollen, gemütlich in der Theaterkantine mit Essen und Trinken. Wie im Jazzkeller können die Konzertbesucher, darunter viele, die bisher nie in einen Jazzclub gefunden haben, die Musiker also hautnah und zwanglos auch persönlich kennen lernen.
Was Wunder, dass sich die Konzerte längst einen festen Platz im Kulturleben der Landeshauptstadt erobert haben. So fand der Jazz eine Heimat im Operettenhaus. Die Initiative ging sogar von dessen Leitung aus: „1999 bat mich der Intendant des Staatstheaters, Klaus Schultz, etwas mit Jazz zu organisieren.

Der Theaterraum bietet eine einmalige Gelegenheit, der Sound, die Atmosphäre sind phänomenal.“

Der Weg des Musikers Faber zum Veranstalter ging über den Umweg des Schauspielers: „1998 habe ich am Gärtnerplatz mein Debüt als Schauspieler gehabt, in der Hauptrolle des Wilderer-Melodrams ‚Der Hias’, zu dem ich auch die Musik geschrieben habe. Mein Schwager ist der Schauspieler Kurt Weinzierl. Dieser hatte schon seit langer, langer Zeit die Idee, das Schicksal des boarischen Hiasl irgendwie zu bearbeiten.

Dieses Projekt ist aber immer versandelt. Da traf es sich, dass meine inzwischen verstorbene Mutter Schriftstellerin war. Sie hat auch eine schöne Armstrong-Biografie geschrieben und Hörspiele für Kinder, zusammen mit meinem Vater, der übrigens Komponist war. Dem Kurt Weinzierl ist es schließlich gelungen, meine Mutter zu überzeugen dieses Melodram zu verfassen. Und ich sollte dann die Musik dazu schreiben.

Ich fand es sehr reizvoll dieses Volksstück, das sehr viele ironische Spitzen hat, zum Teil die alten Melodien verwendend in einen zeitgenössischen Jazz-Funk-Mantel zu kleiden. Dann ruft mich eines Tages dieser Wahnsinnige namens Weinzierl an und sagt: ‚Woast wos, du biast der Hias. Dös woas i ganz genau.‘ Ich hatte nie geschauspielert, aber nachdem dieser penetrante Mensch ein Jahr lang auf mir rumgehackt hatte, ließ ich mich in einer schwachen Stunde breitschlagen. Ab Herbst 1998 bis Herbst 1999 hatte ich also die Hauptrolle zu spielen: 1 Stunde und 55 Minuten durch. Und es wurde ein Riesenerfolg.

Diese Zeit habe ich auch genutzt, um sehr häufig ins benachbarte Voglers zu gehen, dort einzusteigen und wieder anzufangen, auf der Trompete zu leben.“

Kinderlieder für UNICEF

Denn der Musiker Faber hatte sich bis zu einem überraschenden Auftritt mit Leszek Zadlo beim Jazzfest 1998 der Jazzmusiker-Initiative München aus privaten Gründen einige Jahre zurückgezogen. Davor lebte er 1980 bis 90 in Stuttgart, dann bis 1996 in Hamburg, wo er als Solist, Arrangeur und Komponist in der NDR-Bigband aktiv war und eine Professur an der Hochschule für Musik hatte.

In der Münchener Jazzszene war Faber bisher kaum präsent. Seit etwa einem Jahr ist das anders. Da konnte man ihn etwa mit Stephan Holstein, Carola Grey oder Roman Schwaller hören. Und mit „Kinderspiel“, einem Quartett mit Pianist Jörg Reiter, Bassist Thomas Stabenow und Vibraphonist Tom van der Geld. Auf der soeben unter dem gleichen Namen erschienenen CD spielen die vier nur internationale Kinderlieder, eines auch von Vater Faber. „Das war ein Projekt, das wir ursprünglich für das Europäische Patentamt im Rahmen einer UNICEF-Veranstaltung aufgeführt haben.“ Auch seine Band „Consortium“ hat Johannes Faber mit Jörg Reiter, Saxophonist Charlie Mariano, Posaunist Adrian Mears, Bassist Dave King und Schlagzeuger Wolfgang Haffner neu belebt und mit ihr „Jazz im Gärtnerplatz“ eröffnet. Wie die folgenden sechs Konzerte ist dieser Auftritt auf einer Live-Doppel-CD dokumentiert. Und seit Dezember wird Johannes Faber auch dem eigentlichen Charakter des Hauses gerecht: „Ich gebe in der ‚Zauberflöte‘ den Sprecher, dieses Rezitativ. Da muss ich also richtig singen. Ich habe Gesangsunterricht genommen und freue mich über diese Rolle.”
Mit dem Festspiel „Was wir wollen” von Herman Schmid wurde das „Münchener Actien-Volkstheater” am Gärtnerplatz am 4. 11. 1865 eröffnet. 135 Jahre später ist es „Jazz im Gärtnerplatz”, was wir wollen. Und zumindest in der laufenden und auch der nächsten Spielzeit gehen die Konzerte weiter und werden wie bisher vom Bayerischen Rundfunk aufgenommen und gesendet, immer zwei zusammen in der BR-Jazznacht von Samstag auf Sonntag, von 0.05 bis 2 Uhr.

Godehard Lutz


Service: Jazz im Gärtnerplatz

  • Die nächsten Jazznächte im Gärtnerplatz finden statt am 30.1. (Toots Thielemans), 13.3. (Nils Landgren), 8.4. (Janice Dixon vom Ensemble des Theaters), 12.6. (Dado Moroni) und 8.7. (Johannes Faber Unlimited).

Karten

Aktuelle Diskografie

  • Kinderspiel, 2000, CD Bassic Sound 022/sunny moon
  • Jazz im Gärtnerplatz 2000, mit Johannes Faber Consortium, David Gazarov, Simon Nabatov, Mangelsdorff-Dauner-Quartett, Modern String Quartet, Charly Antolini, Munich Jazz Orchestra, Charlie Mariano und of Percussion, Doppel-CD Chaos 8155 (erhältl. in den BR-Shops, im Staatstheater am Gärtnerplatz, über konrad.kuhn@st-gaertner.bayern.de).

 

 

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