Anzeige

Startseite der Jazzzeitung

Anzeige

Startseite der JazzzeitungZum Archiv der Jazzzeitung (Datenbanken und pdf)Zur Rezensionsdatenbank der JazzzeitungZur Link-Datenbank der JazzzeitungClubs & Initiativen Die Jazzzeitung abonnierenWie kann ich Kontakt zur Jazzzeitung aufnehmen
 

Jazzzeitung

2007/05  ::: seite 19

education

 

Inhalt 2007/05

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig


TITEL - Endzeitstimmung
Wir erleben die Apokalypse des Jazz


DOSSIER

Individualisten aus Chicago
Zum Tod des Pianisten Andrew Hill und des Geigers Johnny Frigo

I like the way you play
Abschied von Joe Zawinul mit Erinnerungen an eine bewegte Zeit


Portraits

Jean-Luc Ponty, Kristin Asbjørnsen, Daniel Smith, Harald Banters Media Band, Besuch bei Richie Beirach

… und mehr im Inhaltsverzeichnis

Gute Zutaten, kurze Backzeit

Edutainment für Kinder in Stuttgart – ein Gespräch mit dem Initiator Mini Schulz

Christina Calla führte das folgende Interview mit dem Initiator des Edutainment Programms „Jazz für Kinder ohne Altersbeschreibung“, dem Bassisten und 1. Vorsitzenden der Jazzcom e.V. Stuttgart, Mini Schulz. Die Jazzcom hat sich die nachhaltige Förderung der Jazzmusik in der Region Stuttgart zum Ziel gesetzt. Der Verein wurde im Jahr 2003 von mehreren in Stuttgart ansässigen Persönlichkeiten aus Kultur (u.a. Wolfgang Dauner) und Wirtschaft gegründet.

Jazzzeitung: Ein wichtiges Thema ist für euch die Förderung des musikalischen Nachwuchses und damit verbunden die Idee, das zukünftige, Musik interessierte Publikum frühzeitig für Jazzmusik zu begeistern. Welche Wege beschreitet ihr, um dieses Ziel zu erreichen?
Mini Schulz: Wir loten die verschiedensten Möglichkeiten aus und bündeln dabei die unterschiedlichen Aktivitäten verschiedener Jazz-Interessenvertretungen und Vereine. Eines der großen Ziele des Jazzcom e.V. war die Etablierung eines Jazzclub von internationalem Rang mit Auftrittsmöglichkeiten für regionale Jazzformationen in Stuttgart. Um die Kommunikation rund um den Jazz zu erleichtern, richten wir gerade ein Infoportal „Jazz in Stuttgart“ ein.
Zudem schaffen wir Synergien und Vernetzung mit anderen Kultureinrichtungen in Stuttgart, so geschehen mit dem Stuttgarter Kammerorchester, den Stuttgarter Philharmonikern, der SWR Big-Band u. A. Darüber hinaus sorgen wir für die Präsenz regionaler Jazzmusiker auf einem der größten Jazzfestivals Deutschlands, dem „BW-Bank Jazz-Open“ in Stuttgart. Mit dem Programm „Jazz für Kinder“ können wir bereits an zwei Sonntagen im Monat im Kinder- und Jugendtheater JES und im neuen BIX Jazzclub Kinder und ihre Begleiter von Jazz begeistern – ein Riesenvergnügen!

Jazzzeitung: Mit dem Programm „Jazz für Kinder“ ist es dir gelungen, dieses Thema im Kinder- und Jugendbereich in Stuttgart nachhaltig zu entwickeln. Womit hat diese Initiative begonnen?
Schulz: Ich hatte im September 2004 die Anfrage/den Auftrag die Eröffnungsveranstaltung des neu gestalteten Kinder und Jugendtheaters JES – Junges Ensemble Stuttgart mit einem musikalischen Programm zu bereichern. Die Situation im JES mit seiner hervorragend geeigneten Infrastruktur, einer offenen Bühne mit Flügel, war geradezu ideal für das Vorhaben Jazz hautnah erlebbar zu machen. So entstand dort das Kindermitmachkonzert „Jazz für Kinder“.

Jazzzeitung: Seit Beginn bis heute erfreut sich das Programm „Jazz für Kinder“ stetig steigendem Publikumszuspruch. Bereits bei der ersten Vorstellung war das Programm vollständig ausverkauft. Mittlerweile hat sich daraus eine feste Stuttgarter Institution entwickelt, die an Sonntagen Publikum aus dem ganzen Ländle heranlockt und mit bis zu 400 Zuschauern pro Veranstaltung bereits wochenlang im Vorfeld ausgebucht ist. Mit welchem Rezept ist es Euch gelungen, die Jazzmusik für Kinder und Eltern so schmackhaft zu machen?
Schulz: Die Zutaten. Man nehme wunderbare Kollegen (Peter Schindler – Komponist und Pianist, Peter Lehel – Saxophon, Obi Jenne - Schlagzeug), die ihre Instrumente beherrschen und die nicht auf den Mund gefallen sind. Man unterlege bekannte Kinderlieder mit jazzigen Elementen, würze diese Mischung mit einigen echten Jazzstandards und Filmmusik. Wichtig, nicht zu vergessen: Die „Backzeit“ sollte für das „junge“ Publikum 50-60 Minuten, ohne Pause, nicht überschreiten.
Aber Spaß beiseite: Das Wichtigste ist, die Kinder zu begeistern. „Kinder als kritischstes Publikum der Welt“ sind sicherlich der beste Gradmesser für Qualität, denn ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen und über diese Zeitspanne zu erhalten, bedarf einer Menge kommunikativer und einfühlsamer Fähigkeiten jedes einzelnen Musikers und der ganzen Band.

Jazzzeitung: Das „Edutainment“ ist eine junge Veranstaltungsform, in der Entertainment-Unterhaltung und Education-Erziehung spielerisch vereint werden. Das Bedürfnis junger berufstätiger Familien am Wochenende gleichzeitig unterhalten und gebildet zu werden wächst in den letzten 5 Jahren zunehmend. Im kulturellen Angebot vieler Städte finden sich mittlerweile Programme dieser Art. In wie weit kommt „Jazz für Kinder“ diesem Bildungsbedürfnis in der Freizeit nach?
Schulz: Die ganze Familie, Eltern und Großeltern und wer sonst noch dazugehört singen und machen einfach mit, die Kinder haben nach dem Konzert einfach immer die Gelegenheit die Instrumente kennen zu lernen, anzufassen und vor allem auszuprobieren. Das Ausprobieren der Instrumente kostet zwar u. U. viel Nerven, aber macht uns Musikern jedoch ungeheueren Spaß, weil wir mit leuchtenden Kinderaugen belohnt werden.

Jazzzeitung: In unserer Zeit der zunehmenden Medialisierung habt ihr mit dieser sinnlichen Vermittlung der Musik einem alten Bedürfnis nach leibhafter Erfahrung der Musik auf die Sprünge geholfen. Unversehens singen, tanzen, schnipsen und klatschen, grooven Alt und Jung gemeinsam in Euren Konzerten. Geht der Weg nach dem allgemeinen Starkult der letzten 20 Jahre zurück zum Ursprung, zu den Gemeinschaftsritualen? Mit welchem Repertoire ist es Euch gelungen diese aktive Fan-Gemeinde aufzubauen?
Schulz: Das Kind im Menschen wecken, Gefühle sichtbar machen, die Experimentierfreude mit Musik anregen. Wir vermuten allerdings auch, dass die Eltern mindestens genauso neugierig sind, zu erfahren wie die Jazz-Musik funktioniert, wie ihre Kinder.

Jazzzeitung: Also eine sinnliche und lebendige Form der Musikvermittlung. Mit Begeisterung des Publikums kam die Nachfrage nach einer CD. Beim Pforzheimer Label „finetone-music“ erschien im Dezember 2005 die CD „Hoppel Hoppel Rhythm Club Vol.2“ mit 24 verjazzten Kinderliedern. Auf dieser CD werden die Melodien von den Instrumenten Bass, Klavier, Saxophon übernommen. 2006 erhielt diese CD den Preis der deutschen Schallplattenkritik. Gesungen wird ausschließlich im Titelsong „Hoppel Hoppel Rhythm Club“ des Komponisten Peter Schindler. Kann dieses Medium das Live-Erlebnis ersetzen? Inwieweit wird das Singen der Lieder mit diesem Medium gefördert?
Schulz: Diese CD kann natürlich die gesungene Fassung der Kinderlieder nicht ersetzen, zeigt aber durch den spielerischen Umgang mit den Melodien, wie das Arbeitsprinzip des Jazz, wie die „Improvisation“ funktioniert. Inzwischen kenne ich einige wirklich kleine Kinder, die sogar ganze Saxophon-Improvisationen der CD mitsingen...

Jazzzeitung: An welchen Spielorten ist das Programm zu sehen? Habt ihr geplant mit dem Programm auf Tournee zu gehen?
Schulz: Zunächst war das Programm von 2004-2006 in monatlicher Regelmäßigkeit sonntags im JES – Jungen Ensemble Stuttgart im Tagblattturm Stuttgart zu sehen. Seit der Eröffnung des neuen Stuttgarter Jazzclub „BIX“ spielen wir zweimal monatlich, einmal im „BIX“ und einmal im JES.

Jazzzeitung: Zur Zukunft: In Zeiten der Kürzung der musischen Bildung an allgemein bildenden Schulen ist das Projekt „Jazz für Kinder“ eine wunderbare Idee, Eltern und Kinder in ihrer Freizeit gemeinsam an die Sprache der Musik heranzuführen. Könntest du dir vorstellen, dass eine derartige Musikvermittlung auch über das Medium Fernsehen Sinn machen würde?
Schulz: Das würde großen Sinn machen, denn bereits in den 70er-Jahren hatte beispielsweise Wolfgang Dauner eine Kinder- und Jugendreihe mit dem damaligen SDR. Eine DVD mit „Jazz für Kinder“ und zwei weitere CDs sind bereits in Planung.

| home | aktuell | archiv | links | rezensionen | abonnement | kontakt | impressum
© alle texte sind urheberrechtlich geschützt / alle rechte vorbehalten / Technik: Martin Hufner